Mit einem Konzert ein Zeichen setzen
13.03.2022 KaistenDie Musikgesellschaft Kaisten hat einen besonderen Bezug zur Ukraine. Enge Freundschaften sind im Laufe der Jahre entstanden. Nun lädt die MG Kaisten zu einem Konzert mit Spendenaufruf für die Menschen in der Ukraine auf.
Susanne Hörth
«Seit zwei Wochen sehen wir aus sicherer Distanz auf einen durch nichts zu rechtfertigenden Angriffskrieg auf das ukrainische Volk und den ukrainischen Staat. Das Leid ist unermesslich für die Menschen vor Ort und auf der Flucht. Wir fühlen uns hilflos.» Mit diesen Zeilen beginnt ein aktueller Hinweis für die Zeitungen. Die Mitglieder der Musikgesellschaft Kaisten sowie Kaister Freunde der Ukraine, zu denen auch Urs Müller zählt, wollen dieser Hilflosigkeit mit einem ganz besonderen Konzert entgegentreten.
Weshalb ein Konzert und welche Verbindung zwischen der Kaister Musikgesellschaft und der Ukraine besteht, erklärt Caro Kleissen, Mitglied der MG, gegenüber der NFZ wie folgt: «Von 2013 bis 2017 dirigierte der in Basel wohnhafte Ukrainer Sergei Yemelyanenkov unsere Musikgesellschaft.» Als sich die MG Kaisten anlässlich ihres 150. Geburtstag im Jahr 2015 neu einkleidete, kam auch der weitere Verwendungszweck der bisherigen Uniformen zur Sprache. Sergei Yemelyanenkov vermittelte die gut erhaltenen hellgrauen Kleidungsstücke in die Ukraine, wo sie seither von einem ukrainischen Musikverein getragen werden.
Über die Musik Beziehungen geknüpft
Auf Sergei Yemelyanenkov als Leiter der MG Kaisten folgte Marco Müller. «Er dirigierte daneben gelegentlich das Khmelnitsky Philharmonic Orchestra in der Ukraine. 2018 entstand die Idee, dieses Orchester nach Kaisten einzuladen für ein gemeinsames Konzert mit unserer Musikgesellschaft», führt Caro Kleissen weiter aus. Und so kam es, dass im Mai 2019 40 Musiker der Ukrainischen Staatsphilharmonie Khmelnitsky nach Kaisten reisten und hier vier Tage lang mit der einheimischen Musikgesellschaft ein Konzert einstudierten, welches dann in der Stadthalle Laufenburg ein grosses Publikum begeisterte.
Das gemeinsame Üben, aber ganz besonderes die privaten Unterbringungen bei den Kaister Musikanten, bei Kaister Privatpersonen wie auch bei einer schweizerischukrainischen Familie in Eiken sorgten für schöne Augenblicke des Kennenlernens und des gegenseitigen Austauschs. Freundschaften entstanden. Viele der Kontakte sind geblieben. Auch in diesen Kriegstagen. Der Austausch findet mittels Textberichten und per Videochat statt. Oft erschwert durch den schlechten Empfang, weiss Caro Kleissen und fügt leise an: «Man ist sich sehr bewusst, dass der Kontakt zu jeder Zeit einfach abgebrochen werden kann. Die Ungewissheit ist gross, da es jedes Mal das letzte Mal gewesen sein könnte, dass man Kontakt hatte. Während den Videochats gibt es oftmals Luftalarm und die Leute müssen sich sofort in die Luftschutzkeller begeben.»
Trotz der psychischen Belastung und der grossen Ängste versuche man in der Ukraine irgendwie mit der ständigen Lebensgefahr umzugehen. Aus ihren persönlichen Kontakten wissen Urs Müller und Caro Kleissen auch: «Der Geist und der Kampfwille, sich für ein Leben in Freiheit einzusetzen, sind aber ebenfalls riesig. Man gibt nicht auf.» Die Leute würden versuchen, einander zu helfen, jeder setzt sich ein, wo er oder sie nur kann. «Musiker nehmen zum Beispiel Schaufeln in die Hand und bauen Strassensperren, nehmen an Nothelferkursen und Schiessausbildungen teil. Teilweise befinden sich die Musiker des Orchesters Khmelnitsky in Polen, wo sie bereits vor dem Kriegsausbruch arbeiteten. Die meisten sind aber nach wie vor in der Ukraine. Männer dürfen das Land jetzt nicht mehr verlassen.»
Ein Konzert als Zeichen der Solidarität
«Wir können das riesige Leid nicht ungeschehen machen, aber wir können mit einem kraftvollen Zeichen der Solidarität einen Beitrag zur Linderung leisten», so lautet der eingangs erwähnte Hinweis weiter. Die Kaister Musikgesellschaft und die Kaister Freunde der Ukraine laden alle am Donnerstag, 17. März, um 19 Uhr zu einem kurzen Konzert, wenigen Ansprachen und zu einer Geldsammlung ein. «Den Erlös wollen wir dem Ukrainischen Verein Schweiz, Ortsgruppe Basel, für medizinische Versorgung vor Ort in der Ukraine zur Verfügung stellen.» Reden werden an diesem Abend Manuela Merkofer, Präsidentin der Musikgesellschaft Kaisten, Olga Senft aus der Ukraine (sie lebt seit 1997 in der Schweiz) und Urs Müller.