Ein Ort, der guttut

  24.01.2022 Zeiningen, Zuzgen

Sie hat in der Bibliothek in Zeiningen einundzwanzig schöne Jahre verbracht. Ende April geht die Zuzgerin Cäcilia Adler in Pension. Angst, dass es ihr im neuen Lebensabschnitt langweilig werden könnte, hat sie nicht.

Janine Tschopp

«Mein Mann hat schon angerufen, um zu fragen, ob er mir ein Feldbett in die Bibliothek bringen soll», erzählt Cäcilia Adler mit einem Lachen und ergänzt: «Ja, das hier ist wirklich wie ein zweites Zuhause für mich.»

Hier, mitten in Büchern fühlt sie sich sehr wohl. Es sind nicht nur die Bücher, es ist der Ort, die Atmosphäre, ihre Kolleginnen und natürlich die Begegnungen mit den Menschen, welche hierherkommen. Das gibt ihr ein gutes Gefühl. «Wenn ich hier bin, kann ich sehr gut abschalten. Dinge, die mich beschäftigen, sind dann ganz weit weg.»

Cäcilia Adler erzählt, wie schön es ist, dass sie in den letzten 21 Jahren sogar Generationen begleiten durfte. «Heute kommen die Kinder oder Grosskinder unserer Kundinnen von früher.» Beim Thema Kinder beginnen ihre Augen zu Leuchten. «Ja, Kinder sind bei uns immer willkommen. Es ist uns sehr wichtig, dass sie sich bei uns wohlfühlen.» Wenn ein Kind in die Bibliothek kommt und einen speziellen Band seiner Lieblingslektüre sucht, widmen sich die Mitarbeiterinnen sofort ihrem jungen Kunden oder ihrer jungen Kundin und stöbern haufenweise Bücher durch, bis sie das Gewünschte gefunden haben. Auch wenn Kinder im Vorschulalter in die Bibliothek kommen, zum Beispiel für die Geschichtenstunde bei Pia Lanz, geht Cäcilia Adler und ihren Kolleginnen das Herz auf.

Seit ihrer Kindheit eine Leseratte
Cäcilia Adler ist in Zuzgen aufgewachsen. Bei Feldschlösschen absolvierte sie eine kaufmännische Lehre. Später lebte und arbeitete sie für einige Zeit in Luzern und zog 1988 mit ihrer Familie wieder ins Elternhaus ins Wegenstettertal. Bei der Bibliothek in Zeiningen arbeitet sie seit 2000. Parallel dazu arbeitete sie von 2002 bis 2006 in der Bibliothek der Rehaklinik. 2007 übernahm sie die Leitung der Bibliothek in Zeiningen. Seit 2008 ist sie zudem zu 25 Prozent im Pfarreisekretariat der römisch-katholischen Kirche in Zuzgen angestellt.

Lesen ist für die Zuzgerin bereits seit ihrer Kindheit eine sehr wichtige Beschäftigung. «Obwohl meine Mutter sagte, dass Lesen mit Nichtstun vergleichbar sei. Sie wollte immer, dass ich stricke. Das sei viel produktiver als Lesen.» Was faszinierte sie denn am Lesen? «Das Eintauchen in die Lebensgeschichten anderer Menschen, in andere Länder, in andere Lebensumstände.»

Auch heute noch bedeutet ihr Lesen sehr viel. Einerseits ist es für ihre Arbeit in der Bibliothek wichtig, den Inhalt möglichst vieler Bücher zu kennen. Andererseits ist es für sie nach wie vor eine Möglichkeit, abzuschalten und in eine ganz andere Welt einzutauchen. In ihrem Buch, worin sie notiert, welche Bücher, sie jeweils liest, hat sie nachgeschaut: 2021 waren es 40 Bücher und zehn Hörbücher. «Es gab auch Zeiten, da waren es mehr.» Letztes Jahr war sie unter anderem sehr stark mit der Pflege ihres Vaters beschäftigt. Er verstarb am 25. November 2021 im Alter von 102 Jahren.

«Die Anzahl der Ausleihen ist zurückgegangen»
Was hat sich in all den Jahren, seit Cäcilia Adler in der Bibliothek in Zeiningen tätig ist, verändert? «Die Ausleihen sind zurückgegangen», schildert sie. Früher war die Bibliothek ein Ort, wo Schüler und Studenten Informationen und Dokumente für Arbeiten, für Vorträge, für ihre Ausbildung holten. «Information und Dokumentation steht heute nicht mehr so stark im Vordergrund. Die Bibliothek ist heute hauptsächlich ein Ort der Begegnung und der Unterhaltung», beschreibt sie. Informationen, wofür Schüler und Studenten früher in die Bibliothek kamen, finden sie heute im Internet. Nach wie vor sei die Beratung der Kundinnen und Kunden aber ein sehr wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit.

Dass die Bibliothek in all den Jahren von der Gemeinde Zeiningen unterstützt worden sei, schätzt Cäcilia Adler sehr. Man habe ihr und dem ganzen Team immer viel Wertschätzung entgegengebracht und ihre Anliegen ernst genommen.

Das Team ist auch ausserhalb der Öffnungszeiten aktiv. Da gibt es Buchmessen, gemeinsame Besuche in der Bibliomedia in Solothurn, Treffen und Austausch mit anderen Fricktaler Bibliotheken, Putzaktionen und vieles mehr.

«Wir müssen immer auf dem aktuellsten Stand sein.» So machen sich Cäcilia Adler und ihre Kolleginnen regelmässig Gedanken über ihr Sortiment und passen es entsprechend an. Relevant sind Kriterien wie aktuelle Themen, populäre Autoren und Bestseller-Listen. «Hauptsächlich richten wir uns mit unserem Sortiment danach, was unsere Kundschaft gerne liest.» Für Cäcilia Adler, das spürt man, ist es eine Herzensangelegenheit, dass Menschen lesen.

«Ich habe viele Ideen»
Ende April geht die 64-Jährige in Pension. Einerseits hört sie im Pfarreisekretariat in Zuzgen auf, aber auch in der Bibliothek in Zeiningen. «Ich kann das hier sehr gut zurücklassen. Loslassen werde ich es nicht», sagt sie. Denn auch in Zukunft werde sie eine sehr treue Kundin der Bibliothek sein. Und sie weiss, dass ihr zweites Zuhause auch nach ihrer Pension in guten Händen sein wird.

«Ich habe viele Ideen», antwortet sie auf die Frage, was sie nach ihrer Pension machen werde. «Wir haben zwei Kinder und drei Grosskinder, einen Garten und viele Freundschaften, die ich gerne pflege.» Es werde ihr nicht langweilig, da sie viele Interessen habe. Und natürlich werde sie auch im neuen Lebensabschnitt Zeit ihrer Lieblingsbeschäftigung widmen: dem Lesen.


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