«Ich wünsch allne es guets, neus Johr»

  31.12.2021 Hottwil

Rosmarie Brunner ruft das neue Jahr in Hottwil aus

Rosmarie Brunner ist seit 16 Jahren Dorfweibel in Hottwil. «Pflichtgetreu» wird sie auch in diesem Jahr den Brauch in Hottwil am Leben erhalten und das neue Jahr ausrufen.

Bernadette Zaniolo

Am Silvesterabend ist in Hottwil Dorfweibel Rosmarie Brunner unterwegs. Doch nicht, um den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern des Mettauertaler Ortsteils die Abstimmungsunterlagen zu bringen. Bekleidet mit langem, schwarzem Mantel, rotem Schal und schwarzem Hut bläst sie ins Feuerwehrhorn und ruft in die Nacht hinaus «Glogge het zwölfi gschlage, s’alt Johr esch verbi, es het es neus Jahr agfange. I wönsche allne es guets, neus Johr». Es ist der Original-Neujahrsspruch, der seit Jahrzehnten in Hottwil an verschiedenen Standorten verlesen wird. «Wer von der Dorfbevölkerung zu Hause ist, der lässt sich den schönen Brauch nicht entgehen und kann diesen mit ausreichend Abstand verfolgen», hält die Gemeinde Mettauertal in den amtlichen Mitteilungen fest.

Die 74-jährige Rosmarie Brunner hat vor 16 Jahren die Aufgaben (von Marcus Keller) als Dorfweibel von Hottwil übernommen. In Hottwil gehört dazu auch die Aufrechterhaltung des Brauches, als Nachtwächter das neue Jahr auszurufen. Dies an sechs bis sieben Stationen im Dorf.

Für Rosmarie Brunner, die zusammen mit ihrem Mann Sigi während 25 Jahren auf dem Hottwiler «Bären» wirtete, war es immer eine Ehre, die Aufgabe des «Nachtwächters» zu erfüllen. Sie macht es noch immer gerne. «So lange es gesundheitlich noch geht, mache ich dies», sagt sie im Gespräch mit der NFZ. Aus Besorgnis, dass dieser Brauch in Hottwil einmal verschwinden könnte, beziehungsweise nicht mehr stattfinden würde, ist sie jedoch vor einiger Zeit an den Gemeinderat von Mettauertal gelangt und hat dort «deponiert», dass eine Nachfolgelösung gesucht werden soll. Auf Anfrage sagt Vizeammann und Kulturministerin Vreny Schmid, dass die Gemeinde bestrebt sei, diesen Brauch zu erhalten. Dazu seien verschiedene Möglichkeiten im Gespräch. Eine Lösung gebe es jedoch noch nicht.

Dabei auch eine Laternenträgerin
Dennoch hat Rosmarie Brunner auch in diesem Jahr wieder Unterstützung; sie wird von einer Laternenträgerin begleitet. Am 31. Dezember, kurz vor Mitternacht, werden die Nachtwächterin und ihre Begleiterin bereit sein, wenn die Glocke beim Gemeindehaus in Hottwil ertönt. Dann beginnt die Tour durchs Dorf. Sie dauert zirka eine halbe Stunde. Vor der Pandemie hat man die Nachtwächterin jeweils an zwei, drei Orten im Dorf erwartet und ihr ein Glas Wein angeboten, bevor dann der Rundgang im «Bären» bei der traditionellen Mehlsuppe endete. Auch wenn die Bevölkerung in diesem Jahr den Brauch wieder mit «ausreichend Abstand» verfolgen muss, weiss Rosmarie Brunner, dass dieser Brauch wieder vielen Menschen in Hottwil Freude bereiten wird. Wie die Nachtwächterin sagt, waren im letzten Jahr viele Dorfbewohner am 31. Dezember zuhause. «Einige haben dann die Fenster geöffnet oder kamen an die Türe. Es wird geschätzt.» Angesprochen darauf, was sie sich fürs neue Jahr wünscht, sagt Brunner: «Gesundheit, Zufriedenheit und dass endlich wieder ein grosses Stück Normalität zurückkehrt. Dass die Menschen respektvoll miteinander umgehen und das Ganze nicht weiter zur Spaltung der Gesellschaft führt. Am liebsten natürlich, dass das Virus verschwindet. Oder zumindest die Gefahr einer schweren Erkrankung und Hospitalisation sinkt.»

Dieser Brauch wird auch noch im Nachbarsdorf Mandach (Bezirk Brugg) zelebriert.


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