Mumpfer Gemeindeversammlungs-Krimi

  16.12.2021 Leserbriefe, Wallbach/Mumpf

Bei der Gemeindeversammlung in Mumpf schlugen die Wellen hoch. Schon zu Beginn kam eine Wortmeldung. Jemand wollte, dass über die Traktandenliste verhandelt und abgestimmt wird. Mehrmaliges Insistieren half nichts, die Frau Gemeindeammann meinte, das haben wir nie gemacht und machen wir jetzt auch nicht. Sie wedelte mit einem Gesetzesblatt und erklärte, dass es darinstehen würde, dass das nicht nötig sei. Als der ältere Herr endlich ruhig war, ging es relativ zügig weiter. Erst beim Traktandum 5 «Verpflichtungskredit über CHF 3 860 000.00 für den Ausbau der Leimattstrasse» kamen etliche Gemeindemitglieder, die sich in der «IG Leimatt» organisiert haben, so richtig in Fahrt. Hauptgrund der Anwohner dieser Strasse gegen das Projekt ist wahrscheinlich der Umstand, dass die Gemeinde von den Anwohnern dieser Strasse (Eigentümer) einen Beitrag verlangt. Sie brachten jedoch alle möglichen Argumente hervor, welche gegen den Ausbau der Strasse sprechen. Von zu teuer, zu viel Verkehr, Gefahr für die Kinder, Lastwagen, die mit Autos nicht kreuzen könnten. Dabei sind zwei Ausweichstellen in der 3,5 Meter breiten Strasse vorgesehen. Ursprünglich wollte die Gemeinde die Strasse 4,40 Meter breit machen, aber da gab es Einsprachen und die Gemeinde hat denen stattgegeben. Ein Anwesender bemängelte den Hochwasserschutz, der sei viel zu teuer und man könne den billiger machen. Einer rechnete vor, dass der Ausbau der neuen Wasserleitung viel zu teuer sei. Ein anderer zog über die Leute her, die Pizza bestellen und über alle, die alles nur noch online bestellen. Unzählige Camions von verschiedenen Firmen würden jetzt schon zirkulieren. Und wenn dann erst noch beim Ausbau der Strasse die über 50 Wohnungen realisiert würden, die noch vorgesehen seien, dann gäbe es für die Kinder gar keine Sicherheit mehr. Eine Frau drückte auf die Tränendrüsen, indem sie eine herzerweichende Geschichte erzählte von ihrer Zeit als Versicherungs-Sachbearbeiterin, als ein Kind verunfallte und das ganze Quartier geschockt gewesen sei. Sie meinte, die Anwesenden sollen bei der Abstimmung, ob Ausbau ja oder nein gegen den Ausbau stimmen und sich die Warnungen betreffend die gefährdeten Kinder zu Herzen nehmen. Obwohl die Frau Gemeindeamman schon zu Beginn des Traktandums 5 über den Antrag der Rückweisung des Geschäftes an den Gemeinderat abstimmen liess und die Mehrheit gegen die Rückweisung war, liess sie nun nochmals auf erneuten Antrag eines Gemeindemitglieds über die Rückweisung abstimmen und diesmal (dank den rührseligen Voten) stimmten die Mitglieder für die Rückweisung. Somit wurde der Antrag, der schon an der letzten Gemeindeversammlung zurückgewiesen wurde, nochmals zurückgewiesen. Ein Mitglied meinte, das erneute Abstimmen gehe nicht, wir hätten doch schon abgestimmt. Aber die Frau Gemeindeamman meinte: «Doch, doch das geht.» Ich bin auch der Meinung, dass das nicht geht und die zweite Abstimmung von Rechts wegen ungültig ist, aber ich sagte nichts, denn es war schon Chaos genug. Ich wollte eigentlich nur an die Gemeindeversammlung, weil meine lieben Nachbarn (Deutsche) um die Einbürgerung gebeten hatten und ich sie bei der Abstimmung, ob Schweizer Bürgerrecht ja oder nein, mit meinem Ja unterstützen wollte. Ich habe dafür auf meinen Freitagabend-Krimi verzichtet und wurde entschädigt mit einem Mumpfer Gemeindeversammlungs-Krimi, der viel lustiger und interessanter war.

INGRID FLEIG, MUMPF


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