Kahlschlag am Bach

  21.12.2021 Leserbriefe, Gipf-Oberfrick

Mitten in der angeblich besinnlichen Vorweihnachtszeit haben im Unterdorf in Gipf-Oberfrick Kettensägen aufgeheult und den halben Baumbestand am Bruggbach vernichtet. Abgasschwaden statt Kerzenduft, brechende Äste statt Halleluja, fliehende Eichhörnchen statt Ochs und Esel. Von Sicherheit und Pflege war die Rede. Theoretisch kann jeder Baum umfallen. Daher wäre es ehrlicher, man würde gleich alles abholzen, den Bach zubetonieren und Bäume im Siedlungsraum ganz verbieten, statt ein paar Heuchlerbesen zu lassen, die, sobald sie eine respektable Grösse erreicht haben, sowieso wieder umgesägt werden. Wenn man durchs obere Fricktal fährt, ist nicht zu übersehen, dass auch an anderen Bachabschnitten sogenannte «Pflegemassnahmen» durchgeführt wurden. Im nächsten Sommer wird dann der gleiche Kanton, der diese Kahlschläge in Auftrag gibt, über zu warme Wassertemperaturen in den Gewässern jammern. Dafür kann man dann glücklicherweise den Klimawandel verantwortlich machen und den fehlenden Schatten der nicht mehr vorhandenen Bäumen getrost ignorieren. Aufgeräumt muss sein, was leuchten soll im Schweizerland. Alles muss gepflegt, gereinigt, reguliert oder sonst nach Plan «gepützelt und gehätschelt» werden. Glücklich ein Staatswesen, dass so viel Geld hat, um sich um jedes Gestrüpp kümmern zu können. Solange wir nicht einmal ein paar Bäume, die schön sind und im Sommer Schatten geben, einfach stehen lassen, werden wir viel grössere Probleme sicher nicht lösen können. Ende der Illusionen.

WARIN BRÜHLMANN, GIPF-OBERFRICK


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