Die Weihnachtsüberraschung
30.12.2021 BözenWas musste er sich täglich anhören. Mit den ersten Fahrzeugen ging es frühmorgens los. Tempo 50 kannten nur wenige, die meisten waren rasant unterwegs. Blockierte erst ein Bauer mit seinem Traktor die Strasse, oder schlich ein schwerbeladener Lastenzug bergan, ging es richtig zur Sache. Mit der Zeit entwickelte er sich zum Verkehrsexperten, stand er doch die letzten 20 Jahre direkt an der Bözbergstrasse im Garten der Familie Wächter in Effingen. Unter Trudi Wächters Pflege gedieht er wunderbar, denn sie liess ihm in Trockenphasen immer wieder einmal eine Extra-Kanne Wasser zukommen. Auch verübelte sie es ihm nicht, dass er ihre Rosen und Narzissen verdrängte und sich seinen Platz nahm. Zum Dank glänzten seine Nadeln zur Weihnachtszeit dafür immer etwas intensiver.
Mit den Jahren merkte er allerdings, dass er Trudi zu wuchtig wurde. Auch spürte er, dass natürliches Glänzen in der Weihnachtszeit nicht mehr gefragt war, denn ringsum leuchteten Lichterketten, blinkten Rentiere mit Schlitten und Vieles mehr. Als anfangs Dezember die Forstwarte mit ihren Motorsägen auftauchten, wusste er, dass es für ihn eine Veränderung gab. Die Aufgabe, die auf ihn wartete, erfüllte er mit Bravour.
Neu stand er wunderbar geschmückt in der reformierten Kirche Bözen und begrüsste die Kirchgänger. Als er an Weihnachten dann die Geschichte vom göttlichen Licht hörte, glänzte er umso intensiver. Die unzähligen Komplimente, wie «das ist der schönste und grösste Weihnachtsbaum, der die reformierte Kirche Bözen je schmückte!» machten ihn stolz und er dachte insgeheim:
«Ich bin ja auch nicht irgendein Weihnachts-Tannenbaum, nein, ich bin der letzte Effinger Weihnachts-Tannenbaum!» «Einen ganz herzlichen Dank an Trudi und Gerhard Wächter für die schöne Weihnachtsüberraschung», heisst es denn auch an dieser Stelle von vielen Seiten. (vwe/)