Die Spielemacherin
06.12.2021 WittnauLea Schmid hat als Maturaarbeit ein Spiel für Kinder entwickelt
Lea Schmid (19) aus Wittnau hat für ihre Maturaarbeit die Bestnote 6 erhalten. Ihr Projekt: Ein Spiel für Kinder, bei dem die Kinder spielerisch ihre Feinmotorik verbessern können.
Andrea Marti
Sechs! Mit dieser Note hat Lea Schmid nicht gerechnet. Monatelange Arbeit gingen in die Gestaltung, das Schreiben und Basteln ihrer Maturaarbeit. Ein langer Prozess, viele Stunden Arbeit – und dann, am Ende, diese Note. Jetzt, einige Wochen nach der Notenverkündung, scheint sie ihren Erfolg realisiert zu haben. Und auch wenn sie nicht mit der Note gerechnet hatte, sagt sie: «Ich bin sehr stolz auf meine Arbeit!». Aber von Anfang an – eine Maturaarbeit fängt ja schliesslich nicht mit der Note an.
I. Einleitung
Lea Schmid ist 19 Jahre alt, sie hat schulterlange, braune Haare und trägt eine Brille. Die Schülerin der Fachmittelschule trifft die NFZ im Kindergarten, in dem ihre Mutter arbeitet. Als Kind war Schmid oft dabei, wenn ihre Mutter etwas für den Kindergarten vorbereitet hat. Bald war klar, dass sie wie ihre Mutter Kindergärtnerin werden wollte. Schmid ist überzeugt: «Der Beruf der Kindergärtnerin vereint alles, was ich gerne mache!». So hat sich Schmid für ein Brettspiel für Kindergartenkinder als Maturaarbeit entschieden.
Die Geschichte um das Spiel: Der Drache Feuerauge hat den Goldschatz gestohlen und die Kinder, die das Spiel spielen, müssen den Schatz zurückholen. Dazu würfelt jeder der Reihe nach. Wenn ein Kind auf ein Feld mit einem Würfel als Symbol kommt, müssen alle ein kurzes Minispiel spielen. Dabei müssen die Kinder beispielsweise eine Linie nachzeichnen, Quitsche-Enten aufwerfen oder Legosteine zusammensetzen. Mit den Minispielen schulen sie nebenbei ihre Feinmotorik.
II. Theoretische Grundlagen
Das Spiel, das Schmid gestaltet hat, zielt darauf ab, die Feinmotorik der Kinder zu verbessern. Die Feinmotorik, das sind kontrollierte Bewegungen, für die nur wenige Muskeln gebraucht werden – also beispielsweise nur einige Muskeln im Arm, anstatt den ganze Arm. Klassisches Beispiel dafür: Schreiben oder auf einen Knopf drücken. Um die Feinmotorik auszubilden, ist das Kindergartenalter der perfekte Zeitpunkt, sagt Lea Schmid: «Sobald die Kinder in der Schule sind, ist eine separate Förderung der Feinmotorik nicht mehr möglich.» Dann werden diese Fähigkeiten einfach vorausgesetzt. Ein Spiel, sagt Schmid, sei ein ausgezeichneter Weg, um die Feinmotorik der Kinder zu schulen. Denn Kinder «lernen am besten, wenn sie es gar nicht merken», ist Schmid überzeugt. Doch das Spiel bildet nicht nur die Feinmotorik der Kinder aus, es soll auch deren Teamgeist fördern. Denn in Schmids Spiel gewinnt niemand allein, während alle anderen verlieren. Die Kinder spielen als Team gegen den Drachen, es gewinnen alle – oder keiner. Wenn Lea Schmid ihr Spiel erläutert, wird klar: Die Gestaltung des Spiels ist keineswegs zufällig, jeder Aspekt hat einen Zweck.
III. Arbeitsprozess
Nachdem Schmid die Theorie zu ihrem Spiel erarbeitet hatte, begann sie, das Spielbrett und die Figuren zu bauen. Das Spiel hat Lea Schmid in liebevoller Kleinarbeit gebaut: Sie hat das Spielbrett ausgesägt und angemalt, das Spiel gebastelt und die Spielanleitung mit Zeichnungen verziert. Die gesamte Arbeit hat sie minutiös dokumentiert: Von jedem Schritt gibt es im Anhang ihrer Maturaarbeit ein Bild mit einer Erklärung dazu, welcher Schritt im Bild gerade ausgeführt wurde. Nach einigen Monaten basteln, fotografieren und beschriften hat Lea Schmid es geschafft: Im Oktober 2021 konnte sie ihre Maturaarbeit abgeben.
IV. Schluss und Ausblick
Lea Schmid ist sichtlich zufrieden und stolz, wenn sie ihr Spiel erklärt und spielt. Die grosse Arbeit hat sich gelohnt: Denn jetzt hat Lea Schmid einen Teil ihres Abschlusses an der Fachmittelschule bestanden. Der zweite Teil steht ihr noch bevor: Es sind die Abschlussprüfungen nächsten Februar. Besteht sie diese, hat Lea Schmid eine weitere Hürde auf dem Weg zur Kindergärtnerin genommen. Die nächste Hürde wird die Pädagogische Hochschule, die PH, sein. Aber zuerst möchte Schmid ein Zwischenjahr machen. Ihr Plan: In Irland als Au-Pair zu arbeiten. Und vielleicht nutzt sie die Zeit auch, um ihr Spiel einem Verlag vorzuschlagen. Und wer weiss – vielleicht wird Lea Schmids Maturaarbeit bald in vielen Kindergärten gespielt werden.

