«Teddybären vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit»

  29.11.2021 Mettau

Seit Joana und Alain Bardet in Mettau wohnen, dekorieren sie jeweils ein «Weihnachtsfenster». Oft eröffnen sie diesen Brauch, so wie in diesem Jahr, am 1. Dezember. Natürlich wird wieder eine Szenerie mit Teddybären zu sehen sein.

Bernadette Zaniolo

«Ich liebe diese Zeit. Sie ist wie ein Lift», sagt Joana Bardet. Während viele Menschen den November und Dezember oft als düster bezeichnen würden, sieht es die 77-jährige Amerikanerin, die seit 2004 in Mettau lebt, anders. «Die Adventszeit sorgt für gute Stimmung.» Dann erwachen die Teddybären aus dem Sommerschlaf, beziehungsweise einige von ihnen werden vom Estrich geholt und für ihren Einsatz vorbereitet. «Teddybären geben ein warmes Gefühl, ein Gefühl von Geborgenheit. Zwischen charmant und knuddelig», erzählt Bardet. Gleichzeitig betont sie: «Ich bin keine Sammlerin». Sie hat die Teddybären von Flohmarkt- und Brockenstuben-Besuchen oder geschenkt bekommen. Bardet erzählt, dass sie vor 15 Jahren von Peter Heusser (von damals Pro Mettau) angefragt wurde, ob sie bei den «Weihnachtsfenstern» mitmachen wolle. Als sich dann eine Viertelstunde vor der Eröffnung noch niemand blicken liess, dachten sie und ihr Mann Alain, dass wohl niemand kommen würde, da sie Auswärtige seien. Punkt 19 Uhr seien jedoch so viele Menschen gekommen, dass sie überwältigt gewesen seien. «So haben wir sehr schnell viele Leute kennengelernt und wir wurden gut aufgenommen.»

Jedes Jahr sorgt Joana Bardet für eine neue Szenerie mit Teddybären. So befand sich hinter dem Fenster des Gartenhauses einmal ein Gospelchor, sass eine dunkelhäutige Jazz-Sängerin am Klavier, wurde das Talfest im Mettauertal «tim07» in Erinnerung gerufen, eine Zuckerbäckerei «hingezaubert» oder war das «Mettauertaler Weihnachtskarusell» inklusive Musik zu bewundern. «Alain ist für die Technik verantwortlich», verrät Joana Bardet. Und mit einem Schmunzeln im Gesicht zeigt Alain Bardet der Redaktorin am Computer, «wie einfach das mit der Technik ist». Für einen wie Alain Bardet wohl «einfach». Dazu muss man jedoch wissen, dass er ein Ingenieur-Studium absolviert hat. «Welsch heisst einfach», sagt er locker und mit seinem speziellen Humor, als ihn die Schreibende darauf anspricht, dass er aus dem Welschen komme. Für ihn ist klar: «Sprachen sind ein Türöffner.» So war der heute 81-Jährige vor seiner Pensionierung unter anderem in Australien, Brasilien, Hongkong und Amerika tätig. «Portugiesisch ist eine wichtige Sprache», erwähnt der zweisprachig aufgewachsene Waadtländer, der später in Bern und Allschwil wohnte.

Seine Frau Joana ist in der Stadt New York geboren und aufgewachsen «und auch im Staate Connecticut». Sie hat die Kunst-Gewerbeschule absolviert und Fashion Design studiert. «Meine Leidenschaft sind Stoffe und Nähen», verrät Joana Bardet. So verwundert es nicht, dass die Kleider für ihre Teddybären in liebevoller Handarbeit entstehen. Aber auch im ganzen Haus sieht man ihr Flair für Kreativität und Stoffe. Schon als Kind sei sie extrem fasziniert gewesen von der weihnachtlichen Dekoration in den grossen Läden in New York oder etwa im Globus. «Noch ohne blinki, blinki», sagt sie.

Eine leidenschaftliche Schwimmerin und Skifahrerin
Auch wenn zwischendurch wieder mal ein Wort auf Englisch kommt, spricht Joana Bardet gut und fliessend Mundart-Deutsch. Sie ist mit zirka 25 Jahren («mitte zwanzig») in die Schweiz gekommen, nach Davos. «Weil ich eine leidenschaftliche Skifahrerin war», verrät sie mit ihrem anziehenden Lächeln. Dort hat sie 20 Jahre gelebt und auch geheiratet. «Der Job dort war wunderbar. Wir hatten viel Freiheit für Kreativität und Qualität.» Mit grosser Freude erinnert sie sich an die Zeit, als sie in der Kinderklinik der Pro Juventute als Aktivierungs-Therapeutin gearbeitet hat. 2004 hat Joana Bardet, die dann in Wallbach lebte, wieder geheiratet.

Danach befragt, wo Joana Bardet die Ideen für ihre Adventsfenster hole, sagt sie: «Wenn ich im Wasser bin. Das Meer fehlt mir schon. Im Wasser bin ich so entspannt, dass es in Sachen Ideen nur so sprudelt. Dann kommt die Kreativität.» Dabei fällt der Redaktorin auf, dass viele Elemente im Wohnraum blauoder türkis-farbig sind. «Das ändert sich bald», sagt Joana Bardet darauf angesprochen. Bald würden Rottöne, passend zur Adventszeit, die Dekoration bestimmen. Da wird mal ein Teppich ausgewechselt oder andere Kissen auf die Sofas gelegt.

Auch musikalisch begabt
Auch Musik hat einen grossen Platz im Leben von Joana Bardet. Seit ihrem siebten Lebensjahr spielt die Mutter einer Tochter (sie ist 51 Jahre und Kindergärtnerin) und einer Enkelin (sie ist 23 Jahre und Lehrerin) sowie eines 18-jährigen Enkels, der sehr sportlich ist, Akkordeon. Noch heute habe sie manchmal Auftritte in der Rehaklinik in Rheinfelden. Lange hat sie auch im Gospelchor Rheinfelden mitgesungen und «ein Jahr ad interim geleitet». Während 17 Jahren war Joana Bardet auch als Aktivierungs-Therapeutin im Altersheim Lindenstrasse in Rheinfelden tätig. Dort hat sie unter anderem auch beim Dekorieren der Weihnachtsbäume mitgeholfen. Sie betont jedoch, dass sie auch sehr lange mit Kindern gearbeitet habe. Und Kinder ziehen sie heute noch in ihren Bann. Letztes Jahr waren Ballerinas (Tänzerinnen) im Adventsfenster zu bewundern, natürlich waren es Teddybären beziehungsweise -bärinnen.

«Kinder sehen jedes Detail», weiss Joana Bardet und erinnert sich dabei noch gut an die Faszination, die das letztjährige Fenster bei den Mädchen auslöste. Bardet besitzt mittlerweile zwischen 100 «oder eher 200» Teddybären. «Grosse, kleine, dicke, dünne und dunkelhäutige», sagt sie mit einem Lächeln. Dabei erwähnt sie nebenbei, dass sie früher auch sportlich sehr aktiv war. Joana Bardet hat es das Element Wasser angetan. «Das löst bei mir einen Wow-Effekt aus.» Neben dem Schwimmen gehörten auch Skifahren und Tennisspielen zu den regelmässigen sportlichen Betätigungen. «Heute ist das Haus ein Teil von meinem Leben. Ich hatte die Bauleitung.» Das Haus in Mettau gehöre ihrem Schwiegersohn und der Tochter. Joana und ihr Mann Alain sind dankbar, dass sie den Innenausbau zusammen mit guten Handwerkern selber gestalten durften. Und sie freuen sich, dass sie auch in diesem Jahr wieder für das erste Weihnachtsfenster verantwortlich sein dürfen. Und vielleicht wird auch ein Gast anwesend sein, der beziehungsweise die viel über die Szenerie zu erzählen weiss. Mehr dazu wird jedoch hier nicht verraten.

 


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