Vom Hahnengewicht-Schweizermeister und einem Sprengmeister

  17.10.2021 Bözen

Der Turnverein Bözen feiert sein 100-jähriges Bestehen

Der Turnverein Bözen feiert sein «100-Jahre-Jubiläum» am 23. Oktober im «familiären» Kreis. Eingeladen sind jedoch, nebst den Turnern aus den eigenen Reihen, Delegationen von Gastsektionen.

Bernadette Zaniolo

Der Turnverein Bözen hatte bis in die 60er-Jahre berüchtigte Schwinger und Ringer in seinen Reihen. Im Protokoll der GV von 1953 findet sich der Name Jakob Rüthi, welcher Schweizermeister im Hahnengewicht und 1972 auch zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Das Turnerjahr 1997 stand ganz im Zeichen des Kreisturnfestes in Bözen und des 75-Jahr-Jubiläums des TV Bözen. Im März des Festjahres wurde der Mountainbike-Parcours fertig gestellt. Ab dann wurde jedes Wochenende auf dem Festgelände gearbeitet. Als es dann endlich soweit war, sorgte strömender Regen für Kopfzerbrechen.

«Um halb drei am Morgen drohte dann das Bewässerungsbecken beim Grider zu überlaufen», heisst es im Jahresbericht des damaligen Präsidenten Reto Käser. Feuerwehrkommandant Rolf Heuberger und Sprengmeister Markus Basler lösten dieses Problem kurzerhand mit einem lauten Knall. Der Jugitag am Sonntag musste schweren Herzens abgesagt werden, weil alle Plätze mittlerweile unter Wasser standen.

Am zweiten Wochenende hatten die Bözer dann mehr Wetterglück. «Bis in die frühen Morgenstunden wurde auf dem prächtigen Festplatz gefeiert», heisst es. Nach dem Turnfest und vielen Tagen mit Abräumen durften die Bözer als Gastsektion nach Hohenems (Österreich) reisen. Obwohl die Bözer aufgrund ihres perfekt organisierten eigenen Turnfestes anspruchsvoll geworden waren: «Man liess sich trotzdem nicht lumpen und feierte trotz fehlender Stimmung ein rauschendes Fest», heisst es im damaligen Jahresbericht. Der Spruch vom österreichischen Organisator, nach ein paar zerbrochenen Gläsern, «Euer Haftgeld könnt ihr vergessen», war noch lange Gesprächsstoff.

Und als hätten die Bözer Turner nicht schon genug zu organisieren gehabt, lancierte der TV am 4. Oktober 1997 die erste «Internationale Bözer Korbball-Night». Über 42 Mannschaften kämpften in drei Kategorien (bis morgens um 4 Uhr) um den Sieg. Im Juli 2008 wurde die Korbball-Night zum letzten Mal durchgeführt. Die Turner waren bereit für etwas Neues. So wurde im 2014 erstmals die VIVA Sportstafette durchgeführt.

Eine weiterführende Lebensschule
An der GV 2013 wurde Sven Kistler zum Präsidenten des TV Bözen gewählt. Auf die Frage, was der Verein für ihn persönlich bedeutet, sagt der 30-Jährige: «Das geht wohl zurück bis in die Jugi. Heute turne ich mit den damaligen Jugileitern zusammen und organisiere mit ihnen schöne Bözer-Anlässe.» Als er 2007 in den Turnverein kam, war ihm nicht bewusst, dass sein Grossvater und sein Vater ebenfalls lange Mitglieder des TV Bözen waren. Die Familie sowie auch viele Verwandte von ihm waren oder sind heute noch mit viel Herzblut in den Vereinen im Dorf dabei. «Ich denke, so etwas muss man einfach geniessen und sagen, schön, dass diese Traditionen weiter gehen.»

Rückblickend auf die letzten Jahre hält Kistler fest: «Der Turnverein war für mich auch eine immer weiterführende Lebensschule. Ich habe wohl nirgends so viel gelernt, wie in meinen Vorstandsjahren als Kassier und Präsident.» Sei es das Turnerische, das Zwischenmenschliche, das Organisatorische, die Kameradschaft, das Ehrgeizige, das Traurige, das Unangenehme und noch vieles mehr, nennt der Präsident. «Ich bin für all diese Momente mit diesen einmaligen Leuten, die dazu beigetragen haben, unendlich dankbar», betont Sven Kistler.


Von Traditionen und «Austrittsgeld»

Mit 15 Mitgliedern wurde der Turnverein Bözen am 19. Januar 1921 gegründet. Das Eintrittsgeld betrug 2 Franken, der Monatsbeitrag 50 Rappen und es musste sogar ein Austrittsgeld von 5 Franken bezahlt werden. 1926 war Bözen erstmals Organisator des Kreisturnfestes (Kreis Brugg). Die Festkarte kostete 3.50 Franken und das Haftgeld wurde auf einen Franken festgesetzt. Die erste Vereinsfahne wurde am 19. Juli 1928 eingeweiht; erster Fähnrich war Alfred Heuberger. Traditionen, die seit der Gründung (1921) weitergeführt wurden, sind die Turnfahrt und die Teilnahme an den Turnfesten sowie das «Bözer Theater». «Natürlich haben sich die Disziplinen bei den Turnfesten in den Jahren geändert», hält Sven Kistler, Präsident im Jubiläumsjahr «100 Jahre TV Bözen» fest. In der 100-jährigen Geschichte wurden insgesamt 17 Ehrenmitglieder ausgezeichnet. Werner Pfister, Rolf Baumann, Hans Kistler, Rolf Berner, Fredy Amsler, Peter Amsler, Reto Käser und Diego Baumann gehören zu jenen Ehrenmitgliedern, die die 100-Jahre-Feier noch miterleben dürfen. Aktuell zählt der TV Bözen 85 Mitglieder (52 Passiv und 33 Aktiv). (bz)


Die Gründungsmitglieder

Der Turnverein Bözen wurde am 19. Januar 1921 gegründet. Die Gründungsversammlung fand im Schulhaus statt. Die Gründungsmitglieder waren Albert Helbling (Jahrgang 1890), Otto Bätzer (1897), Adolf Baumann (1897), Christian Siegenthaler (1898), Jakob Pfister (1899), Fritz Baumann (1901) Jakob Brack (1902), Gotthold Brack (1902), Emil Fuchs (1903), Karl Amsler (1903), Hans Amsler (1903), Hans Pfister I (1904), Hans Pfister II (1903), Alfred Heuberger (1904) und Ernst Brack (1904). (bz)


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