Süsser Most nach harter Arbeit

  24.10.2021 Hellikon, Zeiningen

Auch in Zeiningen und Hellikon wird er noch gepresst

 

Nässe und Kälte zur Blütezeit reduzierten die Obsterträge. Der teils kalte Frühling und die lange Nässezeit haben ihre Spuren auf der Obsternte hinterlassen. Dennoch darf man sich heuer vielerorts an akzeptablen Erträgen freuen. Und die Qualität für Mostobst stimmt.

Hans Zemp

Seit 25 Jahren durften die Zeininger Marktbesucher Klaus Senn beim Mosten zuschauen. In all den Jahren entstand vor den Augen der Leute der süsse Most aus den einheimischen Äpfeln. Er durfte probiert und auch gekauft werden. Dabei erlebten viele Leute, wie aus manchmal nicht so unglaublich schönen Äpfeln ausgezeichnet mundender, süsser Saft gemacht werden kann. Etliche Marktbesucher lernten so jemanden kennen, der diesen gesunden Saft aus ihren eigenen Früchten aus dem Garten herausholen kann.

Klaus Senn beherrscht diese Arbeit mit der «Moschti mit Jahrgang 1983» perfekt. Dies ist bei ihm aber mit echter Knochenarbeit verbunden. Die Äpfel werden gewaschen, maschinell geschnetzelt und die daraus entstandene Maische wird anschliessend ausgepresst. Mit 310 Bar holt Klaus Senn pro Druck aus den Früchten rund 50 Liter und pro Stunde zwischen 200 und 250 Liter Süssmost heraus. Je nach Apfelsorte ergeben sich aus dem Fruchtgewicht beinahe 80 Prozent davon. Im Jahr verarbeitet er etwa 10 000 Liter, in Spitzenjahren mehr, heuer weniger. Auf einem Durchlauferhitzer pasteurisiert Silvia Senn den Süssmost bei 78 Grad Celsius und macht ihn süss haltbar. Sauberes Arbeiten ist hier Bedingung.

Mehr Automatik bei André Abte
Bei der «Moschti» von André Abt in Hellikon läuft mehr automatisch. Einfüllen aus den Harassen oder Körben muss man noch manuell. Waschen der Früchte, die Zerkleinerung zu Maische, das Pressen und der Auswurf sowie die Reinigung des Förderbandes erfolgen automatisch in der rostfreien und gut gepflegten Anlage. Darum erreicht er eine Stundenleistung von rund 600 Litern. Dies ist aber sortenabhängig. Am 8. Oktober presste er 3000 Liter Most heraus. Die Ausbeute liegt, sieht man von Spitzenfrüchten ab, bei rund 75 Prozent des Fruchtgewichtes, ist aber sortenabhängig.

«Saubere Früchte sind das A und O», sagt André Abt mit Bestimmtheit. «Nur aus Gutem gibt es Gutes.» Darum werden in Hellikon wie in Zeiningen die Früchte nochmals auf Fäulnis und Schmutz kontrolliert, bevor sie zu Maische zerstückelt werden. Normalerweise presst Abt zwischen 40 000 und 50 000 Liter Süssmost pro Jahr. Heuer wird etwa ein Drittel dieser Menge erreicht. Die Qualität stimme aber, bilanziert er.

Kleine Presse auch für kleine Mengen
Sowohl André Abt wie Klaus Senn, beide werden bei der Mostherstellung von ihren Partnerinnen unterstützt, betreiben kleinere Pressen. Dies hat den Vorteil, dass auch Kleinund Kleinstmengen verarbeitet werden können. Und das ist echt gefragt. Jeder Kunde, der Obst bringt, will den Most von seinen eigenen Früchten nach Hause mitnehmen. Und das lässt sich so garantieren. Das Mostgut muss aber frisch sein. Je frischer der Apfel, desto bester der Most. «Mit faulen Früchten lässt sich keine brauchbare Qualität erzeugen», sagen beide. Diesem Aussortieren wird meist von den Eigentümern viel mehr Sorge getragen, wenn sie das eigene Endprodukt nachher geniessen wollen. Der Trester wird in Hellikon wie in Zeiningen dem Vieh verfüttert. Dieses liebt die süsse Abwechslung extrem.

Einmal gepresst und ins Fass abgefüllt lässt man den Süssmost entweder bis am andern Tag stehen oder man gibt ihm Gelatine bei. Feststoffe setzen sich so ab und machen das Endprodukt klar ohne chemische Zutaten. Viele Kunden lassen den Most pasteurisieren und in Bags verschiedener Grösse abfüllen. Damit unterliegt er keinem Gärprozess mehr und erfreut ganze Familien für lange Zeit. Kein Wunder will André Abt für nächstes Jahr eine neue Anlage kaufen.


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