Am Fuss des grossen Bergs

  13.10.2021 Hornussen

Aus der Serie Flurnamen im Fricktal: Gramund in Hornussen

In Hornussen ist der Flurname Gramund belegt, der im Oberdorf liegt. Die Flur erstreckt sich nördlich der Hauptstrasse, umfasst das Gebiet der Autobahn bis an den Fuss des Chellerrai, den südlichen Abhang des Gross Bergs, der östlich durch das Wolftel begrenzt wird.

Beatrice Hofmann

Der Name Gramund ist schweizweit fast einzigartig. Fast, weil zwar der Name in dieser Schreibung sich nirgends mehr finden lässt, jedoch findet sich eine entsprechende Parallele nicht weit weg von Hornussen im benachbarten Kanton Basel-Landschaft, auf dem Gebiet der Gemeinde Liestal und sogar eine Entsprechung in Mellingen. Doch dazu später.

Beim Namen Gramund handelt es sich nicht um einen deutschen Namen. Ein Bezug zum schweizerdeutschen Begriff Grummet, Gruemet im Sinne von Emd, als das aus dem zweiten Schnitt gewonnene Heu, dürfte nicht vorliegen. Ein solcher Ansatz lässt sich für die Nordwestschweiz nicht finden. Vielmehr ist dieser Begriff dem Bünder Alpenraum zuzuschreiben. Denn für den Aargau belegt das Schweizerdeutsche Wörterbuch die Verwendung von Emd. Zur Deutung des Namens müssen die verwandten Namen Grumet in Mellingen und Grammet in Liestal betrachtet werden. Nicht zufällig ist, dass alle drei Namen geographisch mit einer markanten Geländeerhebung in Verbindung zu bringen sind. Die Deutung aller drei Namen leitet sich direkt davon ab. Gramund wie auch Grumet und Grammet sind galloromanische Namen. Sowohl für die Gemeinde Liestal als auch für Mellingen sind archäologische römische Spuren mehrfach belegt, ebenso in Hornussen. Die grossf lächige Fundstelle liegt im Bereich der Schulstrasse und zeugt wohl von einem römerzeitlichen Schmiedeplatz.

Warum die Flur nichts mit einem Mund zu tun hat
Leider fehlen für die beiden Aargauer Nachweise bisher historische schriftliche Namenbelege. Die Deutung muss daher in Anlehnung an den Baselbieter Grammet erfolgen. A ls mögliche galloromanische Ausgangsform wäre «Gran(d)-mont» im Sinne von grosser Berg anzusetzen. Im Laufe der Zeit schliff sich der zweite Wortteil stark ab bis hin zur heutigen Schreibung «-mund».

Während in Liestal und Mellingen der Name weiterhin auf dem Berg haften blieb, dürfte sich in Hornussen der Name in seiner romanischen Form talwärts verschoben haben. Solche «Wanderungen» sind keine Seltenheit. Sie entstehen auch durch Verdrängung oder weil der Name in Vergessenheit geriet. Erhalten blieb der Name hingegen in seiner deutschen Fassung: Gross Berg – so wie die Erhebung noch heute heisst.


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