Konzerthalle Z7 unmittelbar neben dem Augarten?
12.08.2021 Leserbriefe«Grünliberale wollen Z7 nach Rheinfelden holen». NFZ vom 27.07.2021
Gemäss dem Bericht der NFZ wurde ein Antrag der GLP Rheinfelden an den Stadtrat eingereicht betreffend Prüfung, ob der Z7-Eventagentur auf dem Weiherfeldareal ein neuer Standort angeboten werden kann. Das besagte Areal beschreibt das letzte freie Feld zwischen Augarten-West und der Autobahnspange. Wie im NFZ-Leserbrief von Hansruedi Meier (06. August 2021) beschrieben, löst dieser Antrag auch bei mir grosses Unverständnis aus. Einerseits finde ich es sehr stossend, dass der Beschluss der Ortsbürger*innen, dieses Stück Land vorerst nicht zu verplanen und einen Entscheid über die Nutzung nachfolgenden Generationen vorzubehalten, einfach übergangen wird.
Als direktbetroffene Augarten-Bewohnerin bin ich andererseits erstaunt, dass für die Prüfung dieses Projekts überhaupt ein Antrag an den Stadtrat eingereicht worden ist. Den Bau einer Konzerthalle an diesem Standort, unmittelbar neben einem Wohnquartier, in Betracht zu ziehen, ist mir unbegreiflich! Auf der Webseite der Z7-Eventagentur kann man entnehmen, dass der Verein im Schnitt über 150 Veranstaltungen pro Jahr organisiert, an Wochentagen sowie am Wochenende inklusive Sonntag. Die Türöffnung für die Konzerte ist meist ab 18 Uhr. Die bestehende Halle in Pratteln kann 1600 Besucher pro Konzert fassen. Ich gehe davon aus, dass bei einem Neubau die Besucherkapazität tendenziell erhöht wird.
Wer im Augarten wohnt, schätzt unser ruhiges Quartier und kennt sich mit den örtlichen Gegebenheiten bestens aus. Ich vermute, dass die Verantwortlichen, welche diesen Antrag ausgearbeitet haben, nicht im Augarten heimisch sind. Würden die Antragssteller im Augarten wohnen, wäre ein solcher Antrag sicher nicht an den Gemeinderat eingereicht worden. Da die GLP Rheinfelden nicht berücksichtig hat, welche Auswirkungen eine Eventhalle an diesem Standort auf unser Quartier haben würde, ist es mir ein Anliegen, hier einige Ausführungen anzubringen.
In Rheinfelden herrscht meist Westwind und bei dieser Wetterlage hören wir im Augarten die Autobahn sowie den Zug besonders gut. Ich mag mir nicht vorstellen, wie die Lärmbelästigung bei Konzerten in der Halle oder im Sommer draussen bei Open-Airs wäre, ob mit oder ohne Westwind. Die Verkehrssituation am Zollübergang ist seit Jahren unbefriedigend und führt zu den Stosszeiten oder bei kleinsten Unregelmässigkeiten wie z. B einem Unfall auf der Autobahn zu einer totalen Überlastung der umliegenden Strassen. Wie erwähnt, ist die Türöffnung für die meisten Konzerte um 18 Uhr vorgesehen. Es muss damit gerechnet werden, dass ein Grossteil der Konzertbesucher*innen mit dem Auto anreisen wird. Der totale Verkehrskollaps ist vorprogrammiert. Und wer keinen Parkplatz mehr beim Z7 findet, parkiert auf unseren Quartierparkplätzen, welche den Augartenbesucher*innen vorbehalten wären.
Es gibt sicher auch Fans, welche mit der ÖV an- und abreisen würden, was ja sehr zu befürworten wäre. Jedoch führt der Weg von der S-Bahnstation zur Konzerthalle direkt durch die Quartierstrassen. Konzerte dauern meist bis 23 Uhr und oft herrscht eine ausgelassene Stimmung nach einem solchen Event. Die heimreisenden Fans durch ruhige Quartierstrassen zu schleusen, ist undenkbar. Auf diesem Weg stehen nicht allzu viele öffentliche Mülleimer zur Verfügung, sodass die Verschmutzung durch PET, Bierdosen, Essensreste usw. voraussehbar ist. Und falls jemand noch schnell seine Notdurft verrichten muss, im Augarten und an der S-Bahnstation befinden sich keine öffentlichen Toiletten! Dass vor oder nach den Konzerten, aufgrund der geschilderten Gegebenheiten, Konflikte mit den Bewohner*innen und Eigentümer*innen stattfinden werden, ist nicht auszuschliessen. Ein Konzertbesuch sollte ein unvergessliches Erlebnis sein und nicht durch Auseinandersetzungen getrübt werden, nur weil die Konzerthalle an einem sichtlich ungünstigen Ort gebaut worden ist. Von der GLP Rheinfelden erwarte ich, dass sie den Entscheid der Ortsbürger*innen respektiert und den eingereichten Antrag zum Wohle der «Augärtler*innen» zurückzieht. Sollte dies nicht der Fall sein, appelliere ich an den Stadtrat, dass er den Beschluss der Ortsbürger*innen sowie die negativen Auswirkungen einer Konzerthalle auf das Augarten-Quartier in seine Entscheidung einbezieht.
CHRISTINE MARINELLI-OERTIG, ORTSBÜRGERIN UND AUGARTENBEWOHNERIN