Wallbach, Perle am Hochwasser

  13.07.2021 Wallbach

Kritisch, aber nicht überbordend: der Rheinpegel

Ein spektakuläres Bild gab am Freitagmorgen der Rhein im Fricktal ab, in Wallbach dürften Bewohner entlang des Ufers wieder mal kurz die Luft angehalten haben.

Ronny Wittenwiler

Es war 3 Uhr morgens, am Freitag, als vom Regionalen Führungsorgan und der Feuerwehr der Entscheid getroffen wurde: Die Beaver-Elemente, diese riesigen orangefarbenen Kunststoffschläuche, werden nicht ausgepackt, sie bleiben im Lager. Sieben Stunden später rauschte der Rhein mit vorübergehender Pegelspitze an der vom Hochwasser erprobten (und geplagten) Gemeinde vorbei, Spitz auf Knopf war’s, doch tatsächlich: Die Wallbacher Sandsäcke unten am Rhein beim heiklen Knoten Rheinstrasse/Brütschengasse reichten aus.

Die Erfahrung spielt mit
«Wir wussten, dass mit dem erwarteten Höchststand von 3300 Kubikmeter pro Sekunde der Rhein hier gerade etwa Strassenniveau erreicht und nicht darüber hinausgeht», erklärte Daniel Grüter, Kommandant der Feuerwehr Unteres Fischingertal, am Freitag gegen die Mittagszeit. Jener Peak war zwei Stunden zuvor erreicht, um 10 Uhr. Grüter sollte Recht behalten. Drei Lagen Sandsäcke statt ein riesiger orangefarbener Tatzelwurm entlang der Rheinstrasse. In den vergangenen Jahren wurden in Wallbach die Beaver-Elemente zwei- oder dreimal aufgestellt, ohne aber, dass der Rhein dann doch massiv über die Ufer getreten war. Man scheint die Marge mittlerweile zu kennen in Wallbach, und er – Grüter – verwies dabei dankbar auch auf die gemachten Erfahrungen seiner Vorgänger in der Feuerwehr.

Ob mit oder ohne Beaver-Schläuche: In Wallbach dürfte der eine oder andere immer wieder mal kurz die Luft anhalten, wenn der Rhein anschwillt. «Man darf den Verantwortlichen beim Bund schon ein Kränzchen winden», liess am Freitagnachmittag zudem der Gemeindeschreiber Thomas Zimmermann ausrichten. «Letzte Woche wurden die Seen reguliert, um die zu erwartenden Mengen aufnehmen zu können; nicht zur Freude der Schifffahrt, die den Betrieb zum Beispiel am Thunersee einstellen musste. Und nun zeigte sich, dass heute Morgen der maximale Abfluss tatsächlich nur die oberste Belagskante in der Brütschengasse geritzt hat.»

Da kommt noch was – aber wieviel?
Nach diesem Wochenende, an dem der tosende Rhein manch spektakuläres Bild geliefert hat, erreicht die NFZ den Feuerwehrkommandanten Grüter aus Wallbach am Montagmorgen erneut: Der Rhein fliesst in seinem Korsett, alles ist gut gegangen. Und doch ist’s nicht vorbei. Da kommt noch was, sagen die Prognosen. Derzeit sehe es zwar noch so aus, dass bis und mit Donnerstag keine Beaver-Schläuche gestellt werden müssen, sagt Grüter. Das aber, das weiss man nur zu gut, ist bloss eine erste Voraussage; hier in Wallbach, Perle am Rhein, hin und wieder Perle am Hochwasser.


Wallbacher Nachtschicht

Quasi mit dem Anschwellen des Rheins über Nacht kam es am Freitag zuerst im Aargau, dann auch in anderen Kantonen der Schweiz zum Ausfall der Notfallnummern 112 und 117 (die NFZ berichtete). Von den Gemeinden wurden deshalb vorübergehend die sogenannten Notfalltreffpunkte aufgebaut. So auch in Wallbach, wo Feuerwehr und Zivilschutz beim Schulhauseingang Sandgrube den Treffpunkt in Betrieb genommen hatten. Die Freitagnacht war in Wallbach eine besondere. (rw)


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