SPITALRATGEBER

  23.07.2021 Gesundheit

Häufig verkannt: Lichen Sclerosus (genitaler Juckreiz)

Dr. med. Ulrike Dombrowski Frauenärztin

Oft kommen Frauen in die gynäkologische Sprechstunde, die schon seit Jahren unter Juckreiz und Brennen im Intimbereich leiden. Sie vermuten, dass die Symptome auf eine chronische Pilzinfektion zurückzuführen sind, aber die Pilzcreme nicht wirkt. Hierbei handelt es sich aber meist nicht um eine Infektion, sondern um das Krankheitsbild des sogenannten «Lichen sclerosus». Leider wird diese seltene Erkrankung oft über einen langen Zeitraum fehlgedeutet. Neben der erwähnten Pilzinfektion können auch andere Erkrankungen, wie zum Beispiel die Schuppenflechte oder allergische Reaktionen, einen hartnäckigen Juckreiz auslösen, was die Diagnose zusätzlich erschwert.

Beim Lichen sclerosus handelt es sich um eine chronisch entzündliche Hauterkrankung. Der genaue Entstehungsprozess ist bisher noch unklar. Er wird aber nicht durch Infektionen oder allergische Prozesse hervorgerufen. Der Lichen tritt bei der Frau überwiegend an den Schamlippen und am Anus auf. Typische Merkmale und Symptome sind ein längerfristiger Juckreiz und ein Brennen. Die betroffenen Hautareale erscheinen weisslich glänzend. Das Kratzen kann zusätzlich zu Verletzungen der Hautoberfläche oder zu Hauteinrissen führen, die dann einen quälenden Wundschmerz verursachen.

Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann sie neben den genannten Beschwerden auch zu Vernarbungen und zur Schrumpfung der betroffenen Hautareale führen. Auch das Risiko für bösartige Veränderungen erhöht sich. Deshalb ist es wichtig, den Lichen sclerosus frühzeitig zu erkennen und richtig zu behandeln.

Behandelt wird die Erkrankung neben Kortison haltigen Salben mit einer konsequenten Fettung der Haut. Der störende Juckreiz im Genitalbereich wird dadurch gelindert und die Entzündungen klingen ab. Wird der Lichen konsequent therapiert, bessern die Beschwerden sehr rasch und nachhaltig. Durch eine frühe und nachhaltige Therapie können langwierige, komplikationsreiche Erkrankungsverläufe vermieden werden.

Die Autorin ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Fachärztehaus Frick des GZF.

Der «Spitalratgeber», in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitszentrum Fricktal, erscheint einmal im Monat.


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