Pestizid- und Trinkwasser-Initiativen

  11.06.2021 Leserbriefe

Aus humanmedizinischer, in meinem Fall hausärztlicher Sicht möchte ich den Finger auf folgende Argumente legen:

1.a) Prophylaktischer und/oder periodischer Einsatz von Antibiotika, wie er anscheinend aufgrund der Haltungsbedingungen der Tiere, unserer Mit-Tiere, für notwendig erachtet wird, um sie mindestens bis zur Schlachtreife überleben zu lassen, fördert die Entstehung resistenter Bakterien in Tieren, Umwelt und letztlich in uns und damit die real existierende Zunahme nicht mehr behandelbarer Infektionskrankheiten – das spricht für die Trinkwasserinitiative. b) Nur Futter vom eigenen Hof zu verwenden ist zwar romantisch, aber in einer arbeitsteiligen Wirtschaft nicht realistisch und zum Teil sogar unökologisch – das spricht dagegen.

2.a) Pestizide = «Schädlingsbekämpfungsmittel» reichern sich in der Nahrungskette an, werden in der Keimbahn wirksam, im Fettgewebe langfristig gespeichert und schon in unseren Säuglingen nachgewiesen. In den Insekten wirken sie durch Schädigung der Fortpflanzung oder der Nervenzellen, und es gibt ernstzunehmende Hinweise, dass sie einer der Faktoren sind, die zum häufigeren Auftreten von neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Amyotropher Lateralsklerose und anderes mehr beitragen – das spricht für die Pestizidinitiative. b) In einem lebensmittelverarbeitenden Betrieb (Molkerei, Käserei, Brauerei, Metzgerei) muss auf peinliche Sauberkeit geachtet und regelmässig desinfiziert werden, auch mit Bioziden = wörtlich «Lebenstötern», insbesondere auch zum Schutz der menschlichen Gesundheit individuell und gesellschaftlich. Die Förderwürdigkeit der Biodiversität erstreckt sich meiner Meinung nach nicht auf Legionellen, Clostridien, Kornkäfer, Mehlwürmer in unserer Nahrung – das spricht dagegen.

Fazit: Ich unterstütze beide Initiativen vom Grundsatz, von der Idee her – wenn sie so ausgeführt werden, wie sie formuliert sind, schaden sie, auch ökologisch, auch medizinisch. Wir sollten diese Fragen in nächster Zeit unabhängig vom Ausgang der Abstimmung dringend weiter diskutieren.

DR. MED. UTE PLÜSS, RHEINFELDEN


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