Die Rolle der Grossverteiler bei den Pestizidabstimmungen

  11.06.2021 Leserbriefe

Grossverteiler wie Migros, Coop und Co. langen bei Bioprodukten anscheinend kräftig zu, heisst, sie schlagen auf die eh schon teureren Produkte eine höhere (Gewinn-)Marge als auf konventionell produzierte Produkte. Das finde ich nicht in Ordnung, selbst wenn kleinere Produktelieferungen im Verhältnis etwas mehr Kosten verursachen als Massenlieferungen. Wer sorgt dafür, dass Bauern einen anständigen Preis bekommen für nachhaltig produzierte Produkte? Die Lebensmittelindustrie? Die Agrarindustrie? Die Steuerzahler?

Schweden hat zwar ein anderes Modell gewählt, die Bereitschaft der Konsumenten, höhere Preise für hochwertigere inländische Produkte zu bezahlen, ist gestiegen. Und die Lebensmittelverschwendung ist gesunken. Das wäre ein Blick in den Norden wert.

Was bei der hitzigen Diskussion um die Initiativen selten erwähnt wird ist, dass der Bund während der 10-jährigen Übergangsphase Ausnahmen vom Verbot erlassen könnte, auch 10 Jahre lang. Es würde sicherlich viele Ausnahmen geben, das fände ich voll okay. Aber man müsste sich damit auseinandersetzen, und genau das vermied der SBV in den letzten Jahren recht erfolgreich. Ein Mehr an Bürokratie gäbe diese Auseinandersetzung, gewiss. Aber es wird meines Erachtens für weniger Dringliches ebenfalls viel Bürokratie verursacht. Es gäbe dafür nicht mehr Beamtenstellen, dies geben die finanziellen Folgen von Corona, welche wohl die Steuerzahler berappen müssen, nicht her. Der Bund müsste priorisieren, zugegeben gezwungenermassen. Von den wirklichen Profiteuren der aktuellen Landwirtschaft, und das sind nicht die Bauern, also von den Profiteuren im Hintergrund kommt freiwillig keine Änderung. Warum auch? Die einen bleiben ganz still und finanzieren fröhlich die Lobby zur Vertretung ihrer Interessen und die anderen verweisen an die Konsumenten, die billig und aussersaisonal (Erdbeeren, Trauben) kaufen wollen und erheben gleichzeitig höhere Gewinnmargen auf Bioprodukte. Bei Letzterem wäre ich besonders froh, wenn mir jemand beweisen könnte, dass diese Aussage nicht wahr ist, denn wenn Bioprodukte nicht zusätzlich verteuert würden, würde sich die Nachfrage meines Erachtens noch mehr erhöhen.

SANDRA FIDORRA, GANSINGEN


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