Lügen haben kurze Beine

  06.05.2021 Leserbriefe, Wittnau

Kommentar zu Peter Birchers Leserbrief vom 29. April

Gemäss Peter Bircher publiziere die Projektmanagerin von vento ludens GmbH betreffend Windpark Burg völlig falsche Zahlen. Wer aber genau liest – und nichts Falsches hinein interpretiert – merkt, dass die Angaben ziemlich genau sind:

Unter Energie-Fachleuten und interessierten Laien sind schon viele Jahre lang einige Merkzahlen zum Stromverbrauch bekannt. Eine davon: Ein Schweizer Vier-Personen-Haushalt verbraucht jährlich rund 4500 kWh Strom, pro Person also gut 1000 kWh. Unsere eigene, sechsköpfige Familie brauchte vor rund 30 Jahren nie mehr als 3500 kWh. Darin nicht inbegriffen sind Heizung und Warmwasser, weil diese meist – und vor allem in Städten – mit Gas, Heizöl oder allenfalls Fernwärme aufbereitet werden. Für die gut 20 000 Aarauerinnen und Aarauer würde der Haushaltstrom rein rechnerisch durch den Windpark Burg also ungefähr gedeckt. Kleinhaushalte haben aber einen durchschnittlich höheren Stromverbrauch. Insofern ist die Angabe von Frau von Wyl nicht punktgenau.

Der gesamte Schweizer Jahresstromverbrauch lag in den letzten 5 Jahren konstant bei knapp 60 Terawattstunden. Umgerechnet auf 8 bis 8,5 Millionen Einwohnern sind es pro Kopf 7000 bis 7500 kWh jährlich.

In Aarau liegt er höher (190 GWh / 21 500 Einwohner ergibt 8800 kWh pro Kopf), Folge von grossen Verbrauchern wie Industrie, kant. Verwaltung, Kantonsspital, Berufs- und Mittelschulen, Einkaufscenter usw. In Gipf-Oberfrick, Wölflinswil und Oberhof sind es je 4000 kWh, in Wittnau 5000 kWh (Crosspolimeri) pro Kopf. (Jahresbericht EOF 2019)

Die Energiestrategie 2050 fordert von uns allen ein Um-Denken und –Handeln. Die Solarstrom-Produktion pro Kopf 2019 zeigt teilweise erfreuliche Zahlen: Gipf-Oberfrick 150 kWh, Wölflinswil 840 kWh, Oberhof 760 kWh, Wittnau 1600 kWh; ganze Schweiz 300 kWh. Im Winterhalbjahr liefern Solaranlagen nur rund einen Viertel ihres Jahresstroms. Für eine möglichst wenig auslandabhängige Stromversorgung braucht es neben der bereits gut ausgebauten Wasserkraft dringend auch Wind- (2/3 Winter, 1/3 Sommer) und Biogas-Strom. Wie Peter Bircher erwarte auch ich von allen Akteuren rund um den Windpark Burg in der aktuellen Diskussion Fairness, Korrektheit, klare und belegbare Fakten.

FERDI KAISER, WITTNAU


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