Es gibt so viel zu tun – packen wir es an!

  17.05.2021 Zeiningen

Seit der Zeininger Hans Haas 2011 in Pension ging, hat er, der Reisen und Auslandaufenthalte liebt, in Kenia schon während vielen Stunden wertvolle Arbeit geleistet. Sein Ruhestand wurde zum eigentlichen Unruhestand. Noch heute trifft man den «Papapa», wie ihn die Kinder in Kenia rufen, am Werken im Kinderheim des Vereins Youth for Hope.

Hans Zemp

Während 25 Jahren traf man Hans Haas im Gesundheitszentrum Fricktal als Leiter Technik und Sicherheit an. Am Anfang war sein Arbeitsort Rheinfelden, später kam Laufenburg dazu. Im Jahr 2011 trat er in den Ruhestand. Vor der Pensionierung wanderte er auf dem Jakobsweg von Genf bis zur spanischen Grenze. Der Tochter zuliebe brach er dort die Wanderung ab. Seine vielen Hobbys sorgten in der Folge dafür, dass sich sein Ruhestand zum eigentlichen und sehr abwechslungsreichen Unruhestand entwickelte. Die Vielseitigkeit pflegte er bereits zu seiner aktiven Berufszeit in vielen Bereichen.

Während rund zehn Jahren machte Hans Haas mit seiner Frau Ferien in Kenia und lernte dort die touristische Seite des ostafrikanischen Staates kennen. Safaris, Nationalparks, Tierleben und all das, was dazu gehört, gefielen ihm und liessen ihn viel Spannendes erleben. Unvergessliche Bilder schafften eine erste Beziehung zum schwarzen Kontinent. Haas sah aber auch wie die Leute dort leben. Und dies waren und sind zwei komplett verschiedene Welten. Beides hinterliess bei ihm tiefe Eindrücke.

Seine Tochter Barbara machte 2001 mit einer in Schweden verheirateten Kenianerin Bekanntschaft. Diese Frau hatte in Nairobi ein Kinderheim gegründet und wurde etwas später krank. Das führte dazu, dass sie Barbara die Aufgabe der Betreuung dieser Kinder übertrug. Und was lag näher, als bald einmal den eigenen Vater in die Arbeit mit einzubinden. Hans Haas war anfänglich alles andere als begeistert von diesem Projekt. Dennoch löste dieses neue Engagement bald seine erste Reise zum Kinderheim in Nairobi aus. Die dort betreuten rund 40 Kinder stammten alle aus sehr schwierigen und absolut armen Verhältnissen. Viel Arbeit wartete also vor Ort. Mit dieser Arbeit und den damit verbundenen Einblicken in die dort herrschenden Verhältnisse, änderte Hans Haas’ vorgefasste Meinung fundamental: Freude keimte auf und dazu das Bewusstsein, dass Hilfe vor Ort viel sinnvoller ist, als in unserer industrialisierten Welt ein besseres Leben zu suchen.

Von der Miete zum Eigentum
Am Anfang wurden die Kinder in einem sehr desolaten Mietshaus betreut. Viele Unterhalts- und Instandstellungsarbeiten fielen an. «Man braucht schon Organisationstalent, handwerkliches Geschick und improvisieren muss man auch können», meint er. Die Hilfsmittel seien in der Regel einfacher als bei uns. Darum fanden Geräte wie Stichsäge, Bohrmaschine und Akkugeräte als Geschenke den Weg ins Kinderheim. Dübel und Schrauben waren da, wenn man sie aus der Schweiz mitbrachte. Er meint, dass es auch nicht immer ganz einfach sei, diese Geräte so zu versorgen, dass man sie bei Bedarf wieder findet. Schliesslich lösten sie bei den einheimischen Handwerkern grosse Begeisterung aus.

Hans Haas hatte als Präsident von Youth for Hope die Vision, Land zu kaufen und darauf ein eigenes Kinderheim zu bauen. Man wollte mit den Kindern aus dem Einfamilienhaus ausziehen und etwas würdiger wohnen. Diese Vision konnte er verwirklichen. Die Kinder fühlen sich heute wohler, sind jetzt richtig zuhause. Dies betrachtet Hans Haas als nachhaltig.

Die Improvisation war und ist immer grossgeschrieben. Einerseits muss man vielem nachrennen, was nicht immer einfach ist, andererseits haben die Afrikaner ein Zeitgefühl, das dem in der Schweiz nicht wirklich ähnlich ist. Die grosse Hilfsbereitschaft und der Wille, gute Arbeit zu machen, sind aber deutlich erkennbar. «Ausdauer und Geduld helfen über vieles hinweg.» Diese Verzögerungen haben Hans Haas hin und wieder an den Rand der Verzweiflung gebracht. «Aber das ist halt so, wenn das Zeitgefühl anders ist und aus heute Nachmittag übermorgen wird», lacht er. Schliesslich haben auch die afrikanischen Ämter ihren eigenen Arbeitsstil. Dies könne für ihn dann schon etwas nervenaufreibend sein. Er hat ebenso erlebt, was es bedeutet, wenn die schlecht bezahlte Polizei ihre eigene Auslegung von Gesetz und Ordnung hat.

«Hin und wieder muss man auf Sachen bestehen. Man muss darauf beharren, dass Arbeiten so gemacht werden, wie man sie als Schweizer will. Aber im Nachhinein lösen europäisch–afrikanische Gemeinschaftswerke grosse Freude aus.» Erstaunlich ist für Hans Haas die Fachkompetenz der Einheimischen im elektrischen Bereich. Mit einer Berufslaufbahn auf diesem Fachgebiet ist dieses Kompliment sehr hoch einzuschätzen.

Hans Haas ist heute Präsident des Vereins
Werden Kinder ins Heim aufgenommen, sollen sie dort auch daheim sein und in allen Lebensbereichen gefördert werden. Dies gilt menschlich, also als familiäres Daheim, wie schulisch. Wenn sie das Haus verlassen, sollen sie auf eigenen Füssen stehen und das nicht immer einfache afrikanische Leben meistern können. Die Arbeitslosigkeit ist in Kenia sehr hoch.

Freude erzeugt bei Hans Haas auch, dass heute noch Leute aus seinem Bekanntenkreis, sie sind in allen Alterskategorien zu finden, unentgeltlich Hilfe leisten. Dazu gehören Reisen nach Afrika, Arbeiten vor Ort und Engagements in der Schweiz. Dies macht ihm Eindruck. Nur die afrikanischen Hausmütter erhalten Lohn. Er selber geht vier bis fünf Mal pro Jahr für zwei bis drei Wochen nach Kenia. Es gibt immer viel zu tun. Das kostet Geld und lässt sich ohne Spenden nicht aufrecht halten. Mit den vielen Besuchen und über Social Media hält er sich auch auf dem Laufenden über das, was vor Ort passiert, was ansteht und was zu tun ist. Die vielen tollen Kontakte zu den Afrikanern seien eine echte Bereicherung. «Und wer aus dem Heim austritt mit Volksschul- oder Universitätsabschluss hat in der Regel Erfolg und bricht seine Kontakte zur Youth for Hope Familie nicht mehr ab», stellt Hans Haas fest.

Darum geniesst Hans Haas seine beiden «Daheim». Er geht heim nach Afrika und kommt heim in die Schweiz. An beiden Orten fühlt er sich entsprechend wohl.

Das ganze Projekt ist für Hans Haas sehr wertvoll, erzeugt Freude und Genugtuung und löst eine tiefe Zufriedenheit aus. Er würde diesen Schritt jedes Mal wieder machen. «Jeder Mensch kann sich im Rahmen seiner Möglichkeiten sinnvoll einbringen», sinniert er.

Hans Haas kennt nicht nur Kenia
Zur Zeit der Pensionierung setzte er sich zum Ziel: «Ich will nicht mehr als während des halben Jahres in Zeiningen sein.» Wäre die Corona-Pandemie nicht da, wäre ihm dies beinahe gelungen. In seinem aktiven Unruhestand rüstet er mit seinen Schwägern auch gerne Brennholz, hält den Garten und das Haus auf Vordermann, geht mit seiner Gattin nach Spanien, Thailand und in andere Gebiete auf Reisen oder begibt sich täglich für anderthalb Stunden über oder um den Zeininger Berg auf Wanderung. Flora und Fauna interessieren ihn und er geniesst sie genauso wie das gute Essen, das er oder seine Silvia kocht.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote