Forstbetriebe müssen ausserhalb der Hiebsaison Fällarbeiten durchführen

Sturm und Schnee haben heuer den Fichten im Kaister Wald massiv zugesetzt. Weil das Nadelholz sehr Käfer anfällig ist, muss es zur Vermeidung von noch grösseren Schäden im Wald trotz herrschender Brutzeit der Vögel entfernt werden. Jeder Schadensbaum wird zudem von der festgesetzten Hiebmenge eines Forstbetriebes abgezogen.

Susanne Hörth

Mit ihrem grossen Greifarm holt die Maschine links und rechts liegendes Astwerk heran und schichtet damit einen losen «Teppich» vor sich auf. «Ein Schutz für den Waldboden», sagt Staatswaldförster Peter Haas. Zusammen mit Roman Gisin, Forstbetriebsleiter der Gemeinde Kaisten, beobachtet er, wie der tonnenschwere Vollernter der Firma Geissmann Forst innert Kürze Baum um Baum verarbeitet. Schon nach wenigen Minuten präsentiert sich ein beachtlicher Haufen an Holzstämmen, nach Umfang geordnet. «Für diese Arbeit wären zwei Männer rund drei Stunden im Einsatz gewesen», betont Roman Gisin. Blaue Striche an Bäumen verdeutlichen Daniel Müller, der hinter dem Steuer des Vollernters sitzt, wo er durchfahren darf. «Rund 30 Meter sind diese Rückegassen voneinander entfernt.» Das Rückegassen- Netz als Verbindungsachsen zwischen den Forststrassen ist auch elektronisch erfasst.

Grosse Schäden
Dass trotz aktueller Brutzeit der Vögel und der damit einhergehenden Rücksichtnahme Holzschlagarbeiten ausgeführt werden müssen, hat seinen guten Grund. Haas zeigt auf die vielen Fichten, die entwurzelt am Boden liegen, mit eingerissenen Stämmen nach oben ragen oder die sich wie von einer schweren Last gedrückt nach unten neigen. Der Schneedruck im Januar hat in erster Linie dem Nadelgewächs massiv zugesetzt. Die Schäden sind gross. Peter Haas zeigt auf eine Karte, auf der lauter rote Punkte eingezeichnet sind: Schadenflächen im Kaister Teil des Staatswaldes. «Bei uns im Kaister Forst präsentiert sich das gleiche Bild», fügt Roman Gisin an. «Würden wir die betroffenen Fichten nicht wegschaffen, so könnte sich der Käfer innert Kürze massiv ausbreiten», erklärt Haas. Er spricht zum einen vom Borkenkäfer «Buchdrucker», welcher sich unter der Rinde von Nadelbäumen «sauwohl» fühlt wie auch vom Lineatus, dem Nutzholzborkenkäfer, der am Boden liegendes Nadelholz als Lebensraum bevorzugt.

Um weiteren Schaden durch die Borkenkäfer zu vermeiden, sind die aktuellen Holzarbeiten unausweichlich. Normalerweise werden Hiebschläge in den Monaten Oktober bis März durchgeführt. Im Staatswaldgebiet Hard verzeichnet Peter Haas einen Schaden durch Sturm und anschliessendem Schnee von rund 1000 Kubikmetern. Eine Menge, die vom jährlichen Hiebsatz von 1800 Kubikmetern abgezogen werden muss. Im Kaister Forst macht das Sturm- und Schneedruckholz rund einen Viertel der jährlichen Hiebmenge von 4800 Kubikmetern aus, erklärt Roman Gisin.

Laubholz sei zum Glück weniger betroffen, halten beide Forstfachleute unisono fest. Wo doch, sind umgehende Massnahmen nicht zwingend, weil der Käfer diese «laubige Beute» nicht schätzt. Die anfällige Fichte wird nicht wieder aufgeforstet. Vielmehr wird in der Forstwirtschaft auf eine gute Durchmischung von Laubund Nadelgewächs gesetzt. Im Hardwald Kaisten sind zudem grössere Flächen als Eichenwaldreservat ausgeschieden.

«Seit 2018 spielen wir nur noch Feuerwehr. Wir springen den Problemen wie Borkenkäfer, Sturm und Schnee hinterher, räumen auf», macht Peter Haas deutlich, wie schwierig sich die Umsetzung des jeweils auf 15 Jahre definierten Waldwirtschaftsplanes zusehends gestaltet. Schadholz wie jetzt die grosse Menge an Fichten müssen kostenintensiv schnell verarbeitet und an die Sägereien geliefert werden. Im Verkauf bringt dieses Holz nur wenig ein. Die beiden Förster hoffen nun, dass sich ihre Energie bald wieder weg von der Beseitigung von Sturmschäden und den damit zusammenhängenden Zwangsnutzungen zu Arbeiten und Aufgaben für den Wald von heute und morgen richtet.