Von Mumpf in die grosse Welt hinaus

  03.03.2021 Wallbach/Mumpf

Immer wieder gelingt es der Museumskommission Mumpf, Interessierten faszinierende Einblicke in die Geschichte des Dorfes zu gewähren. Dieses Jahr geht es um Elisa-Rachel Félix – eine Frau, die vor zweihundert Jahren hier zur Welt kam, Menschen entzückte und sehr früh, mit 36, wieder von dieser Welt ging.

«Die in Mumpf geborene Elisa-Rachel Félix feierte am 21. Februar 2021 ihren 200. Geburtstag.» So teilt es Gerhard Trottmann von der Museumskommission Mumpf mit. Und er hält weiter fest: «Die Mumpfer Hebamme Theresia Böni war bei ihrer Geburt im Zimmer 13 des Gasthofs Sonne damals im Winter 1821 dabei. In den Mumpfer Geschichtsbüchern ist sie jedoch nicht vermerkt, weil die Eltern auf der Durchreise waren.» Dennoch wisse man von diesem freudigen Ereignis, erklärt der leidenschaftliche Chronist Trottmann, «es verfasste nämlich der Gemeinderat Mumpf am 14. März 1840 ein Schreiben dazu, weil Elisa Rachel für eine Anstellung eine Geburts-Bestätigung benötigte.»

Von ganz unten
Dass die Mumpfer Museumskommission dieser Frau eine Sonderausstellung widmet, hat gute Gründe: Elisa-Rachel führte ein bewegtes Leben und dürfte rückblickend zu den berühmtesten Menschen gehören, die in Mumpf jemals das Licht der Welt erblickt hatten. «Das ‹Kind aus Mumpf› wurde zur Dame von Welt. Ein Pariser Professor hörte ihre Stimme auf der Strasse, holte sie aus der Armut der Gosse heraus und bot ihr Bildung und Ausbildung. Rachel stellt das ganze Theaterleben in Frankreich auf – und verdrehte verschiedenen hohen Herren – den Kopf.»

Bereits vor einem Jahr kündigte die Museumskommission die Sonderausstellung anlässlich des zweihundertsten Geburtstags von Rachel an und gelangte mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit. Gesucht wurde eine Gedenktafel aus Marmor, die ein Komitee unter Einwilligung von Sonnenwirt Waldmeyer beim Eingang zur «Sonne» aussen hatte anbringen lassen. Die Museumskommission liess verlauten: «Leider befand sich diese Tafel beim Abriss der Sonne nicht mehr dort. Wer kennt ihren jetzigen Aufenthalt? Wir möchten diese Tafel, zu der es viele schriftliche Dokumente gibt, im Museum ausstellen.»

«Mademoiselle Rachel»
In der Sonderausstellung, die nun am 16. Mai erstmals öffnet, sind Bilder in ihren Rollen zu sehen, ihre Theaterutensilien (als Fotos, weil das «Musée d’art et d’histoire du Judaïsme» in Paris keine Leihgaben abgibt), Karikaturen und Spottschriften zu Rachel, aber auch das Geburtszimmer in der Sonne sowie Fotos zu ihrem bösen Ende. Ebenso gibt ein Film in Englisch und Französisch Einblicke in das Leben der Jubilarin. Rachel wurde nur 36 Jahre alt. Sie starb an einer Lungenkrankheit. Auch das Online-Lexikon «Wikipedia» beschäftigt sich mit ihr und nennt «Mademoiselle Rachel» als eine der grössten Tragödinnen ihrer Zeit. Die Gedenktafel, nach der sich die Museumskommission im vergangenen Jahr auf die Suche begab, ist nicht wieder aufgetaucht. (mgt/nfz)

Die vier offiziellen Öffnungszeiten: Jeweils am Sonntag 16. Mai, 20. Juni, 22. August und 19. September, von 14 bis 16.30 Uhr. Private Führungen können über die Mailadresse «dorfmuseum.mumpf@bluewin.ch» vereinbart werden.


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