Mit Maskenbändern gegen Umsatzeinbruch

  02.03.2021 Herznach, Wirtschaft

Die Spyk Bänder AG in Herznach hat zum Jahresbeginn die Geschäftstätigkeit der Kern Bänder AG aus Küttigen übernommen und im Februar den Neubau bezogen.

Simone Rufli

Für den Zusammenhalt sei es gut, dass sie die Container hätten verlassen können – «und für die Füsse», ergänzt Rainer van Spyk schmunzelnd. «Es ist schön, wenn man im Winter wieder wärmere Füsse hat.» Abgesehen davon, so der Co-Geschäftsleiter der Spyk Bänder AG in Herznach, habe sich die Belegschaft gut an das Leben in den Containern angepasst gehabt. Die Container waren nötig geworden, nachdem das alte Firmengebäude im August 2018 in Flammen aufgegangen war. «Zudem hat Corona auch bei uns die Bedeutung von fixen Büros relativiert.» Manche Arbeiten könnten durchaus von zu Hause aus erledigt werden.

Kern Bänder gekauft
Der Umzug ins neue Gebäude ist nicht die einzige Neuerung. Per 1. Januar 2021 hat Spyk Bänder die Geschäftstätigkeit der Kern Bänder AG aus Küttigen übernommen. Damit schliessen sich zwei Unternehmen zusammen, die beide als ausgewiesene Spezialisten für dekorative Verpackung gelten. «Die Kern Bänder AG war ein direkter Konkurrent», erklärt Rainer van Spyk. «Die ehemalige Muttergesellschaft von Kern, die Kuny AG in Küttigen, hingegen ist seit sehr langer Zeit ein wichtiger Lieferant von Geschenkbändern für die Spyk Bänder AG. Auch dank dem guten Verhältnis von Spyk Bänder AG zu Kuny AG ist es gelungen, die Aktivitäten von Kern zu übernehmen», hält Rainer van Spyk fest. Kern Bänder war bis zum Verkauf an Spyk der Handelsteil der Kuny AG, die seit 1914 in Küttigen Textilbänder aller Art produziert. Spyk Bänder mit 22 Vollzeitstellen ist heute zu 85 Prozent ein Handelsbetrieb. «Wir kaufen Waren in ganz Europa und auch in Fernost ein.» Produziert wird im Schwesterunternehmen Streiff band AG am Standort Herznach. Die Streiffband AG produziert mit 20 Vollzeitstellen (Arbeitsverträge sind es zusammen mit Spyk rund 54) Teppicheinfassbänder, elastische Bänder und Glasfaserbänder, welche in der Elektroindustrie zur Anwendung gelangen. «Zu Beginn der Corona-Pandemie waren elastische Bänder für die Hygiene-Masken sehr gefragt», erklärt Rainer van Spyk. «Einen Teil konnten wir selber produzieren, weiteres Material haben wir eingekauft, unter anderem über unsere Kanäle in Taiwan. Jetzt, wo genügend Masken auf dem Markt sind, sinken die Verkaufspreise enorm, so dass die Produktion in der Schweiz sehr anspruchsvoll geworden ist und bald nicht mehr rentieren könnte.»

Von Zofingen nach Herznach
In Europa produzieren sei heute schwierig. «Die Produktion verlagert sich immer stärker Richtung Osten.» Vor 50 Jahren, zur Blütezeit der Textilindustrie, hätten 200 Leute in der Zofinger Bandweberei JHCO Elastic AG gearbeitet. Im Sommer 2017 konnte der Zofinger Betrieb sein Weiterbestehen dadurch sichern, dass er sich mit der Streiffband AG zusammenschloss. Seither als eigenständiger Bereich innerhalb der Streiff band AG geführt, ziehen die zehn verbliebenen Mitarbeitenden jetzt nach Herznach. «Um eine Produktion mit Schichtbetrieb aufrechterhalten zu können, braucht es 15 bis 20 Leute», erklärt Rainer van Spyk.

Mit dem Lockdown am 16. März 2020 seien der Spyk Bänder AG von einem Tag auf den anderen zwei Drittel der Kunden und im Verlauf des Lockdowns 50 Prozent des Umsatzes weggebrochen. «Boutiquen, der Weinhandel, Papeterien, Floristen mussten schliessen. Daher haben wir bereits drei Tage nach der verordneten Schliessung dieser Betriebe Kurzarbeit angemeldet. Ende November haben wir sie wieder aufgehoben. Jetzt hoffen wir auf weitere Besserung mit der schrittweisen Öffnung ab März.»


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