Warum sich verhüllen, wenn es nichts zu verbergen gibt?

  26.02.2021 Leserbriefe

Während ich die Unterlagen zum Verhüllungsverbot studiere, drängt sich eine Erinnerung von 2003 an die Oberfläche, welche ich liebend gerne vergessen würde. Da ist das Bild meines Vaters, welcher sich nach sieben Monaten Spitalaufenthalt wie ein kleines Kind freut, weil ich ihn zum Fussballspiel des FC Basel gegen den FC Zürich ins Stadion begleite. Und dann da das Szenario nach rund 70 Spielminuten, in welchem vermummte «Fans» aus dem Gästesektor Pyros zünden und einzelne davon in den benachbarten Familiensektor werfen. Die Schreie der verängstigten Kinder und der panische Blick meines Vaters haben sich bis heute in mein Gehirn gebrannt. Wir haben das Spiel vorzeitig verlassen, um uns in Sicherheit zu bringen. Dass sich trotz jeweils grossem Polizeiaufgebot vor allen Stadien und Sicherheitscheck bei den Eingängen nicht viel getan hat, ist wohl den meisten bewusst.

Es sind nicht nur die Randalierer in oder um die Fussballstadien, welche sich bewusst verhüllen, um ihre Identität zu verbergen, bevor sie dem Gegenüber körperlichen Schaden zufügen, sondern auch all diejenigen, welche an Demos und Veranstaltungen fremdes Eigentum mutwillig beschädigen, statt sich wie die friedlichen Teilnehmer für die Sache einzusetzen. Aber auch diejenigen, welche persönliche Traumata auslösen, wobei sie eine Bank oder einen Laden überfallen oder in unser Daheim einbrechen und uns verängstigt zurücklassen.

Wer sich verhüllt, der anonymisiert sich bewusst. Dies ist auch bei den Frauen so, die einen Ganzkörperschleier aus welchen Gründen auch immer über sich ziehen. Ich war oft genug in muslimischen Ländern im Urlaub und wurde auch schon ausgelacht, weil ich anfangs naiverweise dachte, dass diese Verhüllung in der Öffentlichkeit aus Religionsgründen geschieht. In Ländern, in welcher Demokratie kein Fremdwort ist, tragen die Damen nicht mal mehr ein Kopftuch auf den Strassen. Dass die sogenannten Feministinnen in unserem Land jetzt einen Aufschrei wegen dieser Vorlage wagen und diese gar nur noch als Burkaverbotsinitiative bezeichnen, löst bei mir nur Kopfschütteln aus. Tagein tagaus wollen genau diese Frauen mir als Schweizerin vorgeben, wie ich mein Leben zu gestalten habe (Kind und Karriere anstreben mit dem Mindestziel, ganz sicher einen CEO-Stuhl zu wärmen, verbunden mit dem Pflichtfreizeitprogramm, mich in allen Richtungen für Frauenangelegenheiten zu engagieren), nur damit die Frauenquote am Schluss in unserem Land stimmt, hingegen sollen wir um Himmels Willen auf keinen Fall den anderen Frauen Vorschriften bezüglich ihrer Bekleidung machen. Nur als Hinweis, diese Damen tragen darunter auch nichts anderes als wir und das verbieten wir auch gar nicht. Nicht nur für diese Frauen, sondern auch unserer Sicherheit in allen Belangen zuliebe, braucht es dieses Verhüllungsverbot. Aus diesen Gründen werde ich am 7. März 2021 ein Ja in die Urne legen.

TANJA UEHLINGER, RHEINFELDEN


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote