Zugverbindungen als Wunschkonzert?
01.10.2020 Leserbriefe, HerznachZum Artikel «Politiker ärgern sich über die SBB» NFZ vom 10.9.2020
Am 10.9. berichtete die NFZ, dass sich Politiker von SP, FDP und CVP über die Streichung von Zugverbindungen empören und unter anderem stark ausgelastete Züge als Corona-Risiko kritisieren. Die Stellungnahmen zeigen einmal mehr, wie rar ökonomischer Sachverstand in der Politik ist.
Keine Frage: Es war wunderbar, während des Lockdowns in gähnend leeren Zügen unterwegs zu sein. Und natürlich ist jede fehlende Verbindung für die Reisenden schmerzhaft. Allerdings muss auch klar sein: Zugverbindungen werden uns weder von der SBB noch von den Parlamenten und Regierungen geschenkt. Wir alle müssen sie mit unseren Steuergeldern bezahlen, wenn der Fahrkartenverkauf die Kosten nicht deckt. Aufgrund der Corona-Massnahmen hat die SBB im ersten Halbjahr riesige Verluste eingefahren, und die Passagierzahlen haben weiterhin nicht das alte Niveau erreicht. Durch die milliardenschweren Corona-Hilfsmassnahmen hat der Bundesrat bereits gewaltige Anleihen auf unsere Zukunft gemacht. Da sollte zumindest der SBB die Möglichkeit gegeben werden, die Kosten eigenständig wieder in den Griff zu kriegen, ohne permanent politische Wunschträume erfüllen zu müssen.
TIMO RAGER, HERZNACH