Schwerer Start ins Ponyleben

  27.08.2020 Kaisten

Fohlen Ivy wäre ohne Hilfe auf der Weide gestorben

Die Chancen für ein zu früh geborenes Pony standen schlecht. Es ist einigen Helfern und einer Notfallübung zu verdanken, dass es nach einem Tierklinikaufenthalt nun zusammen mit seiner Mutter auf dem Tierlignadenhof in Kaisten ein neues Zuhause gefunden hat.

Susanne Hörth

Das winzige Ponyfohlen stakst etwas unbeholfen auf die am Boden kniende Stefanie Sutter zu. Bei der Tierpflegerin angekommen, stupst es auffordernd an deren Schultern. Stefanie Sutter versteht und lacht. Sie streichelt den Kopf des Winzlinges: «Du hast doch eben gerade deinen Schoppen erhalten.» Ivy, das Ponyfohlen, wird mit der Flasche aufgezogen. Seit drei Wochen. So alt ist das Pferdchen und genauso lange befindet es sich auf dem Tierlignadenhof in Kaisten. Ebenso seine Mutter Nita. Sie akzeptiert ihr Fohlen zwar, lässt es aber nicht trinken. «Es war einfach alles zu viel für sie», erklärt Hofleiterin Stefanie Sutter. Sie beginnt von dem notfallmässigen Einsatz vor drei Wochen zu erzählen. «Eine unserer Mitarbeiterin hat auf dem Weg zu uns am frühen Morgen das winzige Fohlen auf der Seite liegend in einer Zaunecke auf einer Weide entdeckt. Den Kopf konnte es nicht mehr hochheben. Die Mutter hatte mit grosser Wahrscheinlichkeit schon seit Stunden versucht, das Neugeborene zum Aufstehen zu bewegen. Leider vergebens.»

Da sich das kleine Pony auf einer privaten Weide befand, durfte diese ohne Zustimmung des Besitzers nicht betreten werden. Eine schiere Unendlichkeit dauerte es, bis dieser dann endlich telefonisch erreicht werden konnte. Mittlerweile waren auch ein Tierarzt sowie die Polizei vor Ort. «Der Besitzer hatte schliesslich sein Einverständnis gegeben, so dass wir das Muttertier und ihr Fohlen zu uns nehmen durften», erzählt Stefanie Sutter.

Direkt in die Tierklinik
Aufregend gestartet, ging der Tag dann genauso weiter. Janina Sutter, die zusammen mit ihrer Schwester den Kaister Hof führt, konnte von ihrer Arbeit weg und mithelfen, die Ponys in die Tierklinik nach Zürich zu bringen. Nita wurde im Anhänger transportiert. Die völlig unterkühlte Ivy zusammengerollt auf den Knien von Stefanie Sutter. In Zürich wurden sie von fünf Tierärzten erwartet. Ivy bekam sofort eine Bluttransfusion und Kolostralmilch (Erstmilch). «Die Chancen von Ivy standen während der ersten Tage 50 zu 50», erinnert sich Stefanie Sutter. Sechs Tage verbrachten Mutter und Fohlen im Tierspital. Denn auch die 20-jährige Ponystute Nita benötigte medizinische Hilfe.

In Kaisten, im ohnehin schon vollbepackten Hofalltag, galt es währenddessen, neben den zusätzlichen Vorbereitungen für den regelmässigen Besuchstag auch noch ein Stall für die baldigen Neuankömmlinge Nita und Ivy umzubauen und vorzubereiten. Und wie immer klingelte mittendrin regelmässig das Telefon. Notfälle wie etwa zwei ausgesetzte Zwergziegen, ein Wurf heimatloser Katzen-Babys, eine verletzte Katze ohne Schwanz oder ein altes, nicht mehr erwünschtes Hündchen suchten ein sofortiges Zuhause voller Liebe, Pflege und Fürsorge. Für die Hofbetreiberinnen immer eine Gratwanderung zwischen Helfen wollen und Vernunft. Denn wie im Falle der beiden Ponys müssen auch stets die hohen Tierarztkosten gestemmt werden. Der Tierlignadenhof lebt von Spenden.

Stefanie Sutter spricht noch ein weiteres Thema an, das ihr und dem ganzen Team sehr wichtig ist: «Wir wissen, dass die Leute gerne zu uns kommen, die Tiere sehen und erleben möchten. Wir bitten trotzdem um Verständnis, dass das nur mit vorheriger Anmeldung geht». Während sie Ivy über das strubbelige Fell streicht, hilft sie mit der anderen Hand der Zwergspitz-Hündin Penny bei deren Laufversuchen. Penny gehört zu den weiteren Notfällen der vergangenen Monate. Jetzt kann sie dank der Unterstützung des Hofteams bereits mit kleinen Schritten auf allen vier Pfoten einer guten Zukunft entgegen gehen.


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