Krematorium aus der Bronzezeit in Kaisten entdeckt

  20.08.2020 Kaisten

Bei den Aushubarbeiten zur neuen Überbauung im Kaister Mitteldorf wurde eine Feuergrube aus der Bronzezeit freigelegt. Christian Maise von der Kantonsarchäologie Aargau vermutet, dass an dieser Stelle um 1000 bis 800 vor Christus Verstorbene eingeäschert wurden.

Susanne Hörth

Im Mitteldorf in Kaisten, gegenüber vom Dorfladen entstehen bis Frühjahr 2022 vier Mehrfamilienhäuser sowie ein Einfamilienhaus. Vor Ort sind nicht nur die Bauteams, sondern auch immer wieder Mitarbeiter der Kantonsarchäologie. Ihr gehört auch Christian Maise an. Er erklärt: «Die Baustelle liegt im Bereich einer archäologischen Fundstelle. Wir haben hier Funde erwartet und entsprechende Auf lagen erteilt.» Die Erwartung der Archäologen hat sich mit der Entdeckung einer Feuergrube aus der Bronzezeit erfüllt. Mit einem Bedauern fügt Maise an, dass nicht immer jemand während der Baggerarbeiten anwesend sein konnte. «Es ist zu vermuten, dass auf den aktuellen Baustellen im Mitteldorf mehr Archäologie vorhanden war, als wir letztlich dokumentieren konnten.»

Hitze von 1000 Grad
Zum aktuellen Fund führt er aus: «Es handelt sich um eine langrechteckige Feuergrube. Diese sind immer so aufgebaut, dass am Grund ein Rost aus längs und quer gelegten Spalthölzern liegt. Dieser Rost sorgte dafür, dass Luft von den Seiten angesaugt wurde und von unten in das Feuer einströmte. Dadurch wurden sehr hohe Temperaturen erreicht. In Kaisten sind die Kalksteine, die auf dem Holzrost lagen, verbrannt. Das heisst, dass zirka 1000 Grad erreicht wurden. So heiss wird ein normales offenes Feuer nicht.». Die eigentliche Funktion solcher Gruben sei nicht klar. «Manche Archäologen sind der Ansicht, es sei auf den Steinen etwas gegart oder gebraten worden. Dafür muss man aber nicht 1000 Grad erreichen. Andere, zu denen ich gehöre, vermuten, dass darauf Tote eingeäschert wurden.» Maise verweist dabei auf die Tatsache, dass diese Feuergruben genau aus den Zeiten bekannt sind, wo die Toten nicht mehr in der Erde bestattet sondern meistens verbrannt wurden. «Solche Gruben gab es nur zwischen etwa 1400 und 700 vor Christus. Für Kaisten vermuten wir ein Alter um 1000 bis 800 vor Christus.»

Auf weitere Entdeckungen im Mitteldorf angesprochen, nennt Maise einige spärliche Hinweise auf Siedlungen der Bronze- und Eisenzeit. Deutlich mehr bedeutsame Funde gibt es hingegen auf der anderen Seite des Baches, der nicht weit vom Mitteldorf entfernt durch das Dorf fliesst. Durch die gemachten Entdeckungen ist dort die gelegentliche Besiedlung ab etwa 4000 und eine vermutlich durchgehende ab etwa 1500 vor Christus angezeigt. «Das Mitteldorf gehörte vermutlich auch immer zum Siedlungsbereich. Die Erhaltungsbedingungen im Mitteldorf sind aber nicht so günstig. Deshalb ist der Nachweis hier schwieriger.»

Die Feuergrube im Mitteldorf ist im Zuge der laufenden Bauarbeiten bereits vernichtet worden. Dazu sagt Christian Maise: «Das ist das Schicksal der archäologischen Befunde in Bauzonen. Baumassnahmen sind das, was das Kulturgesetz eine ‹unumgängliche Zerstörung» nennt. In diesen Fällen muss die betroffene Stelle ersatzweise zumindest archäologisch untersucht und dokumentiert werden.»


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