GZF Spitalratgeber

  21.08.2020 Gesundheit

Wenn die Grippe durch den Magen geht

Dr. med. Igor Turkalj Leitender Arzt

Akute Magendarminfektionen entstehen durch die Übertragung von Krankheitserregern, die über den Mund in den Verdauungstrakt gelangen. Sie stammen aus verdorbenen Speisen oder Getränken, können aber genauso von verschmutzten Händen und Oberflächen in den Mund gelangen. Eine solche «Magendarmgrippe» verursacht Erbrechen und oft von Bauchkrämpfen begleiteten Durchfall.

Speziell Noroviren sind besonders ansteckend, wenn sie nach Erbrechen in geschlossenen Räumen als kleinste Aerosoltröpfchen über Stunden in der Luft hängen bleiben und von anderen eingeatmet werden können. In diesem Fall ist nicht nur die Desinfektion von Händen und Oberflächen wichtig, sondern bei direktem Kontakt auch das Tragen eines Mundschutzes, die Isolation im Einzelzimmer mit eigener Toilette und gründliches Lüften.

In der akuten Phase mit Brechdurchfall sollen dem entzündeten Verdauungstrakt vor allem reichlich Flüssigkeiten wie Tee oder Bouillon und – falls überhaupt – nur leichte Speisen wie Zwieback oder Salzgebäck zugeführt werden. Wenn aufgrund dauernden Erbrechens nicht ausreichend Flüssigkeit getrunken und bei sich behalten werden kann, resultieren daraus mitunter rasche und erhebliche Flüssigkeitsverluste. Dies leistet seinerseits immer weiterem Erbrechen Vorschub – ein Teufelskreis entsteht! In einem solchen Fall können im Spital unter Einhaltung der erwähnten Hygieneund Isolationsmassnahmen Infusionen von reichlich Flüssigkeit und Mineralsalzen schnell Abhilfe schaffen, indem durch diese einfache Massnahme gleichzeitig dieser Teufelskreis durchbrochen und der Brechreiz unterbunden werden kann.

Hingegen sollten Antibiotika nur in ausgewählten Situationen, insbesondere bei einem schweren, hochfieberhaften Verlauf oder bei blutigem Durchfall zum Einsatz kommen. Bei sich rasch verbesserndem Krankheitsverlauf sind Antibiotika hingegen auch bei bewiesenen bakteriellen Erregern nicht angezeigt. Zu erwägen wäre diese Massnahme nur bei lang ausbleibender Besserung und einem hohen Leidensdruck. Dies im Wissen, dass Antibiotika mitunter ihrerseits zu Durchfall führen können!

Der Autor ist Leitender Arzt an der Medizinischen Klinik des GZF.

Der «Spitalratgeber», in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitszentrum Fricktal, erscheint einmal im Monat.


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