Wo kein Kläger, da kein Richter

  30.06.2020 Leserbriefe

Aufgrund der Corona-Krise war der Aufschrei nach innovativen Lösungen zur Bewältigung der finanziellen Schäden gigantisch. Der Bund forderte Flexibilität und Unternehmergeist von selbständig Erwerbenden, um die Steuerzahler nicht unnötig zu belasten. Dieser Aufforderung wollten wir mit der spontan in das Leben gerufenen «Cloud 9» folgen.

Bereits in den ersten beiden Wochen vermochten wir unzählige Gäste zu begrüssen. Der Andrang war unglaublich sowie die Rückmeldungen voll des Lobes! Die meisten unserer Gäste freuten sich, unter den gegebenen Gesundheitsvorkehrungen die COVID-19 Thematik zu vergessen und die Seele baumeln zu lassen. Die Atmosphäre im Garten, welche besonders zum Entspannen einlädt, wurde zur Begegnungsstätte für die verschiedensten Bevölkerungsgruppen. So kam es zum Beispiel vor, dass die Höchsten un- serer Gemeinde sich zu einem unverbindlichen, offenen und hochinteressanten Gespräch hinreissen liessen. Im Austausch mit unseren Gästen haben wir nicht selten den Satz: «Das ist es, was Möhlin gefehlt hat», zu hören bekommen. Dies ehrt uns sehr und war Lohn genug für die Anstrengungen und Mühen der vergangenen Wochen.

Leider mussten wir bereits am vierten Tag nach Eröffnung den Besuch der Polizei hinnehmen. Schnell wurde uns bewusst, dass dieser Besuch einschneidende Folgen für uns und die «Cloud 9» haben wird. Bei der Polizei eingegangen ist eine Meldung der Ruhestörung, weil sich unsere Gäste auch nach 22 Uhr noch im Gartenbereich aufhielten.

Wir haben grosses Verständnis für die Schlafbedürfnisse unserer naheliegenden Nachbarn und haben aufgrund dessen bereits zu Beginn unsere Öffnungszeiten auf drei Tage reduziert. Des Weiteren haben wir die Gäste aufgefordert, mit den Fahrrädern anzureisen, um keinen weiteren Motorenlärm an der gut befah- renen Bahnhofstrasse zu verursachen. Zusätzlich waren wir versucht, jederzeit für einen offenen Austausch zur Verfügung zu stehen.

Umso einschneidender und überraschender war deshalb das «Rendezvous» mit der Polizei. Gerne weisen wir darauf hin, dass unsere Telefonnummer zwar länger, der anschliessende Lösungsweg dafür kürzer ist. Ein direkter Austausch wäre unserer meiner Meinung nach zielführender, kostengünstiger und erspart der Polizei wichtige Ressourcen.

Aufgrund der Vorkommnisse sowie der Gesetzgebung sehen wir uns leider gezwungen, Änderungen zu vollziehen. Diese treten per sofort in Kraft und führen mit sich, dass ab 22 Uhr im Garten kein Ausschank mehr stattfindet. Wir bitten sämtliche Gäste ab diesem Zeitpunkt vom Garten in den Innenbereich zu dislozieren.

Wie unschwer ersichtlich ist, verzichten wir auch weiterhin auf die Öffnung an einem zusätzlichen Tag, um den Anwohnern ihre gewohnte Ruhe zu gewährleisten. Besonders schmerzt uns das Herz, beim Anblick anderer lokalen Restaurants/Beizen, welche auch nach 22 Uhr draussen noch Gäste bewirtschaften können. An diesen Orten scheint die Toleranz wohl weitaus mehr gegeben zu sein als bei Jungunternehmen mit existenziellen Beweggründen.

Wir hoffen für unsere Gastrokollegen, dass ihnen dies auch in Zukunft nicht verwehrt bleibt!

Nichtsdestotrotz möchten wir uns von diesem herben Rückschlag, inklusive dem fahlen Beigeschmack nicht unterkriegen lassen und weiterhin für euch da sein!

Wir bitten sämtliche Gäste um Verständnis für die kurzfristigen Änderungen der Öffnungszeiten und entschuldigen uns hiermit in aller Form bei den Anwohnern für die Ruhestörung! Ausserdem bedanken wir uns bei der örtlichen Polizei für den angenehmen und ehrlichen Austausch.

FÜR DAS CLOUD 9-TEAM: FLORIAN WIRTHLIN, SEBASTIAN KAISER, DOMINIK METZGER


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote