Vor den Augen des Notars

  23.06.2020 Zeiningen

Raiffeisenbank Wegenstettertal: Mineralwasser statt Champagner

Normalerweise ist’s ein grosser Bahnhof in Zuzgen, dieses Mal wurde neben einer Postauto-Haltestelle in Zeiningen ausgezählt: Urabstimmung statt Generalversammlung bei der Raiffeisenbank Wegenstettertal.

Ronny Wittenwiler

«Ja, das ist eine komplett neue Erfahrung», sagt Marc Meier, während sich im Raum nebenan die Abstimmungscouverts stapeln. Meier ist Leiter der Raiffeisenbank Wegenstettertal und normalerweise um diese Jahreszeit begrüsst er zusammen mit Verwaltungsratspräsident Jascha Schneider knapp 500 Genossenschaftsmitglieder im Kulturzelt in Zuzgen zur Generalversammlung. Der Anlass ist jeweils ein Happening. Gediegener Wein und Champagner-Atmosphäre. Dieses Mal ist alles anders.

Urkundlich bestätigt
Schauplatz ist nicht Zuzgen, sondern ein Sitzungszimmer der Raiffeisenbank in Zeiningen. Wegen der Corona-Pandemie fiel die ordentliche Generalversammlung ins Wasser. Stattdessen befinden die Genossenschafter per brief licher Abstimmung über Geschäftsgang und weitere Traktanden. Die Auszählung dieser ersten Urabstimmung in der Geschichte der Raiffeisenbank Wegenstettertal fand vergangenen Donnerstag vor den Augen des Rheinfelder Notars Valentin Müller statt. Eine notarielle Beglaubigung sei zwar nicht explizit vorgeschrieben von Raiffeisen Schweiz, sagt Bankleiter Meier, «wir wollen uns damit aber einfach absichern, da es unsere erste Urabstimmung ist.» Im Anschluss an das Prozedere wurde mit einer sogenannten Feststellungsurkunde, unterzeichnet vom beauftragten Notar, der korrekte Ablauf der brieflichen Abstimmung und der Resultate bestätigt.

Höhere Stimmbeteiligung als üblich
Befassten sich an der 93. Generalversammlung im vergangenen Jahr insgesamt 474 Genossenschafter mit dem Geschäftsgang der Bank, so nahmen nun an der brieflichen Urabstimmung knapp 580 Stimmberechtigte teil. «Das zeigt das generelle Interesse unserer Mitglieder», freute sich Bankleiter Meier am Donnerstagnachmittag, während die Auszählung noch in vollem Gang war. Sitzungszimmer statt Kulturzelt: ganz so exotisch, wie es im Wegenstettertal den Anschein macht, ist das allerdings nicht. «Bei vielen grossen Raiffeisenbanken in der Schweiz ist das mittlerweile Usanz», sagt Meier. «Weil die Anzahl ihrer Mitglieder es verunmöglicht, eine Versammlung in irgendeiner Halle oder einem Zelt abzuhalten, wird schon lange brief lich abgestimmt.» Bei der Raiffeisenbank Wegenstettertal soll das allerdings die Ausnahme bleiben. Solange es die Kapazitäten zuliessen und das Kulturzelt in Zuzgen nicht aus allen Nähten platze – solange wolle man weiter die Genossenschafter an einer Generalversammlung begrüssen. In jenem Kulturzelt findet jeweils vor der Generalversammlung die Musik- und Comedy-Veranstaltung «klangheimli.ch» statt. Auch sie konnte dieses Jahr nicht durchgeführt werden. Im nächsten Jahr, so hofft Bankleiter Meier, soll alles wieder seinen ganz normalen Ablauf bekommen. Und was geschieht mit der notariell beglaubigten Bestätigungsurkunde? «Die kommt zu unseren Unterlagen», sagt Meier. Sicher ist sicher.

Die Raiffeisenbank Wegenstettertal wird diese Woche die Resultate der brieflichen Abstimmung veröffentlichen.


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