«Dieses Haus hat so viel Charme»

  26.06.2020 Herznach

Tag der offenen Tür im «Birihaus» in Herznach

Die Rubin Elektrotechnik GmbH hat ihr neues Geschäftshaus an der Bergwerkstrasse in Herznach bezogen. Morgen Samstag zeigen Petra und Jürg Rubin der Bevölkerung ihr Bijou. Eine Gelegenheit, in Erinnerungen zu schwelgen und viel über das denkmalgeschützte Objekt zu erfahren.

Bernadette Zaniolo

«Das Haus befindet sich im Herzen von Herznach und Bauland ist in der Gemeinde rar», so Jürg und Petra Rubin auf die Frage der NFZ, weshalb sie ein «altes» Haus für ihr künftiges Firmendomizil gewählt haben. Dazu ein Haus, das mit seinen beiden Gebäudeteilen, dem Zehntenhaus und dem Birihaus unter Denkmalpflege steht. Schon bald merkt man aber, weshalb sich die beiden in dieses Objekt «verliebt» haben. Es sind geschichtsträchtige sowie Menschen und Generationen verbindende Häuser. «De Biri-Bernhard war ein Dorforiginal», erklärt Petra Rubin mit funkelnden Augen. Die Tochter des «Sattler Hans» (gebürtige Acklin) erinnert sich noch gut an die «Bibeli»-Aufzucht im Zehntenhaus, dort wo sich heute Lager, Werkstatt und das Kernstück, ein Lift, befinden.

«Beim Beseitigen des meterhohen Mistes haben wir ein mumifiziertes Huhn gefunden», sagt die Geschäftsfrau. Das «Glücks-Lotti» lebt auch unter den neuen Besitzern weiter. Aufleben werden am Tag der offenen Tür von morgen Samstag auch viele Erinnerungen an das Dorforiginal, wie dass unter anderem Biri ein Kamel gehalten haben soll. Und das Zehntenhaus und das Birihaus (Büro, Ausstellung und Aufenthaltsraum) laden zum Verweilen ein.

Man merkt, die Leidenschaft der Eigentümer ist ganz auf die ortsansässigen und regionalen Handwerker übergesprungen. Einen grossen Beitrag zum guten Gelingen leistete «unsere Star-Architektin Vroni Müller», verrät Petra Rubin. «Sie hat ein Flair für die gute Mischung von alt und neu und war Ideengeberin.» So gelang es, dass bei der Renovation mit viel Liebe bis ins letzte Detail gearbeitet wurde; sogar das «stille Örtchen» ist ein Muss, auch wenn man nicht muss.

Nebst den alten Mauern, die Petra Rubin selber «herausgewischt» hat, fallen die alten Balken zwischen neuem Holz auf. Auch bei den Fenstern ist die Renovation gelungen; Steine vom Kornberg und Oberhofener Sandstein harmonieren. So wie die neuen Eigentümer. Laut Petra Rubin stimmte auch die «Chemie» mit der Heimatschutzbehörde, auch wenn der eine oder andere Kompromiss eingegangen werden musste. Gespannt warten Petra und Jürg Rubin auf den Bericht der Archäologinnen (drei Personen waren während einer ganzen Woche in den beiden Gebäuden beschäftigt).

Herznacher mit Leib und Seele
«Dieses Haus hat so viel Charme», schwärmt Petra Rubin. Und während sie und ihr Mann von dem in einer Flaschenpost aufgetauchten «Märkliheft» aus der Kriegszeit sowie Münzstücken und den Briefen von zwei Schwestern von Bernhard Biri sprechen, spürt man: Jürg und Petra Rubin sind Herznacher mit Leib und Seele. «Ich bin Ortsbürgerin», sagt Petra mit «stolzer Brust», während ihr Mann humorvoll kontert: «Rubins sind aber seit 1907 auf dem Kornberg.»


Spätgotisches Treppengiebelhaus

Gemäss Denkmalpflege wurde das Birihaus, ein spätgotisches Treppengiebelhaus, im 16. Jahrhundert (1564/65) erbaut. «Die volkstümliche Bezeichnung Zehntenhaus ist bislang nicht nachvollziehbar. Es gibt keine schriftlichen Hinweise, dass das Biri-Haus einst als Zehntenhaus gedient haben könnte», hält der Historiker Linus Hüsser in einem Schreiben vom März 2020 fest. Das Zehntenhaus (historischer Name Birihaus) war im Besitz des Rheinfelder Chorherrenstifts. Im ersten und zweiten Obergeschoss hat es je zwei Zwillingsfenster mit spätgotischen Kehlgewänden, welche im Herbst 2019 von einem Fricktaler Steinmetz liebevoll restauriert wurden; dazu kleinere Einzelfenster aus gelblichem Kornbergstein. «Dies und weitere, teils vermauerte Fensteröffnungen deuten darauf hin, dass vornehmlich der Ostteil der beiden Obergeschosse ehemals Wohnungen enthielten», so Linus Hüsser. Spätestens 1777 gelangte das Zehntenhaus in Privatbesitz (Dominik Biri, Klaus Kläusler und Hans Martin Acklin). (bz)


Tag der offenen Tür

Am Samstag, 27. Juni, von 10 bis 16 Uhr, lädt die Rubin Elektrotechnik GmbH zur Besichtigung ihres neuen Geschäftshauses (es befindet sich kein Laden darin) an der Bergwerkstrasse 3 in Herznach ein. Jürg und Petra Rubin haben das Objekt vor drei Jahren käuflich erworben (von Weber Adrian und Barbara, Herznach) und es vor dem Zerfall bewahrt. Die Firma wurde 1996 von Jürg Rubin gegründet. Die Räumlichkeiten waren bis zum Bezug des neuen Geschäftshauses an vier dezentralen Standorten. Das Unternehmen beschäftigt aktuell zirka 18 Angestellte, davon vier Auszubildende. Einer dieser ist ein 37-jähriger Mann aus dem Senegal, der sich im zweiten Lehrjahr befindet. Jürg Rubin war lange Zeit Präsident des Gewerbevereins Staffeleggtal und engagiert sich heute im Vorstand des Aargauischen Elektroverbandes sowie bei Schule trifft Wirtschaft. (bz)


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