Verpasste Chance

  24.04.2020 Leserbriefe

Am 20. April hat sich die EDK (Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren) nun endlich mit den Maturaprüfungen befasst. Sie hat beschlossen, dass in allen Abschlussjahrgängen auf mündliche Prüfungen verzichtet werden könne. Weiter beantragt sie beim Bundesrat in einer Notverordnung zu regeln, dass die Kantone auch auf die Durchführung einer schriftlichen Prüfung verzichten können. Dies bedeutet, dass heute, nur gerade drei Wochen vor dem Start der Maturaprüfen, im Kanton Aargau nach wie vor in den Sternen steht, ob und wie die Abschlussprüfungen an den Mittelschulen unseres Kantons stattfinden. Diese Unsicherheit ist den betroffenen Schülerinnen und Schüler nicht zuzumuten. Als Gymnasiastin im Abschlussjahr an der Kantonschule Baden sind viele von meinen Kolleginnen und Kollegen wie auch ich selbst von diesem (Nicht-)Entscheid enttäuscht. Dies insbesondere aus den folgenden Gründen: Dem Beschluss fehlt es an Klarheit und Verbindlichkeit. Sinngemäss scheint sich die EDK im Moment einzig darüber einig zu sein, dass jeder Kanton, zu einem noch unbekannten Zeitpunkt, selbst entscheiden dürfen soll, ob und wann und welche Abschlussprüfungen er durchführen will. Somit sind wir noch keinen Schritt weiter als zu Beginn des Lockdowns. Wir Schülerinnen und Schüler wissen immer noch nicht wie intensiv wir uns in diesen Tagen auf Prüfungen vorbereiten sollen, dies ist wenig motivierend und wir fühlen uns in dieser sowieso schon schwierigen Zeit im Stich gelassen.

Rein sachlich nicht nachvollziehbar ist, wieso die Priorität der EDK anscheinend beim Verzicht auf mündlichen Prüfungen liegt, wenn doch diese wesentlich einfacher im Einklang mit den Hygienevorschriften stattfinden könnten. Wenn also auf einen Teil der Prüfungen verzichtet wird, dann am ehesten auf den schriftlichen. Dies gilt umso mehr für den Aargau, da die schriftlichen Prüfungen hier sogar in die bundesrätlich verordnete Schliessungszeit der Sekundarstufe II fallen. Mit einer höheren Gewichtung der Erfahrungsnoten könnte alternativ auch problemlos auf die gesamte Prüfung verzichtet werden. Ich hätte mir, im Interesse der betroffenen Schülerinnen und Schüler, von der EDK einen früheren, klareren und schweizweit einheitlichen Entscheid gewünscht. Wie man am Beispiel des Beschlusses bezüglich den Lehrabschlussprüfungen sieht wäre dies auch gut möglich gewesen. Einmal mehr wurde die Chance auf eine national einheitliche Strategie im Schulbereich verpasst. Es kann doch nicht sein, dass in jedem Kanton unterschiedliche Anforderungen an künftige Studentinnen und Studenten gestellt werden.

JACQUELINE WICK, CO-PRÄSIDENTIN JCVP AARGAU


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