«Es war sehr unangenehm»

  13.02.2020 Wallbach/Mumpf

Die Abstimmung ist vorbei – die Missstimmung auch? Die Debatte um den Verkauf des Oberstufenzentrums sorgte für rote Köpfe. Nicht gut angekommen war, dass der Mumpfer Gemeinderat das Komitee unterstützte, das den Verkauf verhindern wollte. Mangelnde Solidarität lautete der Vorwurf der anderen Gemeinden im Fischingertal. «Es war sehr unangenehm», blickt der Mumpfer Gemeindeammann Stefan Güntert im Interview mit der NFZ zurück. (rw)


«Man hätte es vielleicht  anders machen sollen»

Der Mumpfer Gemeindeammann über Misstöne und ein verkauftes Schulhaus

Mit seiner Unterstützung des Referendums, das den Verkauf des Oberstufenzentrums an die MBF kippen sollte, geriet der Gemeinderat Mumpf bei den Behördenkollegen in die Kritik, allen voran Gemeindeammann Stefan Güntert.

Ronny Wittenwiler

Das Resultat hätte kaum deutlicher sein können. 85 Prozent der Urnengänger in Schupfart, Obermumpf, Mumpf und Wallbach stimmten dem Verkauf ihres Oberstufenzentrums an die Stiftung MBF zu (die NFZ berichtete). Gerade einmal 21 Stimmen in Schupfart und 26 Stimmen in Obermumpf konnte das Mumpfer Referendumskomitee dort für sich gewinnen; auch, dass der Gemeinderat in Mumpf das Vorhaben des Komitees unterstützte, half nicht. Gerade das aber stiess den Gemeinderatskollegen in der Nachbarschaft sauer auf. Eine Nachbearbeitung.

NFZ: Stefan Güntert, hat Sie das Ergebnis der Abstimmung erschreckt?
Stefan Güntert:
Nein. Das wäre übertrieben. Das Resultat in Wallbach kann ich nachvollziehen, Wallbach hat nichts mit der Problematik im Primarschulverband Fischingertal zu tun. Und in Schupfart und Obermumpf fuhren die Befürworter die bessere Kampagne. Mir war klar, dass vor allem Mumpf Probleme bei einem Verkauf sah.

Aber selbst in Mumpf fand das Anliegen, das OSZF nicht zu verkaufen, keine Mehrheit. Haben Sie sich derart verschätzt?
Ich denke nicht, dass wir uns verschätzt haben. Im Zuge von Neu- Ressourcierung und Lehrplan 21 wurden die Anforderungen an unsere Primarschulen leider erst letzten Sommer ersichtlich. Da waren die Verhandlungen für den Verkauf des OSZF bereits angelaufen. Als nach der Gemeindeversammlung in Mumpf das Referendum ergriffen wurde, war es wohl einfach zu spät und ein grosser Teil hatte sich mit dem Verkauf bereits abgefunden. Das zeigte sich auch an unserer Infoveranstaltung. Es kamen nicht sehr viele Personen.

In Anbetracht des klaren Resultats: War es das Wert, dass der  Gemeinderat Mumpf so kurzfristig seine Richtung änderte?
Es stimmt einfach nicht, dass wir kurzfristig die Richtung änderten. Wir erwähnten in den Gremien immer wieder, dass wir irgendwann froh sein werden, das OSZF für die Primarschule erhalten zu können. Sonst hätten wir keine zwei Kaufangebote abgegeben.

Als Mitglied des Schulvorstands sagten Sie im September: «Wir sind sehr erfreut, dass die MBF die Schulanlage kauft und nutzt. Ein leerstehendes Gebäude wünscht sich keine Gemeinde.» Können Sie nachvollziehen, dass man sowas als Kehrtwende interpretiert?
Ja, das kann ich, ganz klar. Für uns als Mumpfer Gemeinderatsgremium aber war es keine Kehrtwende.

Behördenkollegen in Schupfart und Obermumpf fühlten sich vor den Kopf gestossen, Ihr Vorgehen sei unsolidarisch.
Innerhalb des Schulvorstands verhielt ich mich stets solidarisch. Letztlich bin ich aber auch Gemeindeammann von Mumpf und muss dort vertreten, wovon ich denke, dass es für die Mumpfer richtig ist.

Das Tragen verschiedener Hüte, einmal als Schulvorstand, einmal als Gemeindeammann, dürfte kaum angenehm gewesen sein.
Es war sehr unangenehm. Im Nachhinein betrachtet, hätte man es vielleicht anders machen sollen.

Für Irritation sorgte, dass der Gemeinderat dem eferendumskomitee Infrastruktur zur Verfügung stellte: Benutzung des Sitzungszimmers, Flugblätter kopieren auf der Kanzlei. Würden Sie das wieder so handhaben?
Das Referendumskomitee bildete sich aus Personen unserer Gemeinde. Wenn sich jemand für das Dorf einsetzt und etwas erreichen will, stellen wir die Infrastruktur immer zur Verfügung.

Auch wenn es um eine derart politische Frage geht, die auch andere Gemeinden betrifft?
Im Rahmen des damaligen Fusionsprojekts «Zukunft Mittleres Fricktal» sassen in jeder Gemeinde ebenfalls Teams zusammen und suchten nach Lösungen. Das war auch ein politischer Prozess.

Als Exekutive ist eine gute Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden von Vorteil. Hinterlässt diese Geschichte keine verbrannte Erde?
Ich habe keine Gemeinde in irgendeiner Weise direkt angegriffen oder ihr irgendwelche Vorwürfe gemacht. Das war auch nie meine Absicht. Vielleicht kam es anders rüber, das muss man sicher miteinander besprechen. Wir alle werden das Thema nachbearbeiten. Das ist auch sinnvoll. Von unserer Seite soll es auf jeden Fall gutnachbarschaftlich weitergehen.

Wie geht es mit dem Primarschulhaus Mumpf weiter?
Wir nehmen die Dachsanierung und die sicherheitstechnischen Einrichtungen an die Hand, damit wir die nächsten paar Jahre den Anforderungen an die Stufenbeschulung gerecht werden. Welche Massnahmen später notwendig werden, können wir zum Zeitpunkt nicht voraussagen.

Sind Sie froh, dass die Abstimmung vorbei ist?
Natürlich. Der Stimmbürger hat entscheiden können. Er ist überzeugt, dass der Verkauf richtig ist.


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