Zerreissprobe fürs Fischingertal

  16.01.2020 Wallbach/Mumpf

Gemeinderat Mumpf will Oberstufenzentrum doch nicht verkaufen

Der Gemeinderat, der den geplanten Verkauf des Oberstufenzentrums an die Stiftung MBF mitorganisierte, schlägt sich auf die Seite des Referendumskomitees, das sich just gegen diesen geplanten Verkauf wehrt.

Ronny Wittenwiler

FISCHINGERTAL. Was in Stein gemeisselt schien, nämlich, dass die Stiftung MBF das leerstehende Oberstufenzentrum Fischingertal für 9,3 Millionen Franken erwirbt, steht plötzlich auf wackligem Fundament. Am Dienstag erklärte der Mumpfer Gemeindeammann Stefan Güntert gegenüber der NFZ: «Wir wollen zum jetzigen Zeitpunkt das Schulhaus nicht verkaufen.» Vielleicht hat sich all das ein wenig angedeutet, vor allem zwischen den Zeilen, nachdem das Referendumskomitee im Hinblick auf die Abstimmung vom 9. Februar auf seiner Facebookseite kommentiert hatte: «Wir durften teilweise auch auf die Hilfe und die Unterstützung von Vertretern des Gemeinderats Mumpf zurückgreifen. Dabei wurden wir im Rahmen ihrer Möglichkeiten kräftig unterstützt.» Hanspeter Zingg, Sprecher des Referendumskomitees, relativiert im Gespräch mit der NFZ (siehe Seite 6): «Wir haben kein eigenes Budget. Es ging darum, dass wir dort Flyer kopieren konnten. Wir durften das Sitzungszimmer im Gemeindehaus für unsere Treffen nutzen.»

Verschiedene Statements
Und doch lichtet sich der Nebel darüber, was zwar bislang nicht ausgesprochen wurde, aber irgendwie durchschimmerte: Der Gemeinderat Mumpf ziert sich. Dabei war die Stossrichtung eine andere. Im September liess sich Gemeindeammann Güntert in der NFZ wie folgt zitieren: «Wir sind sehr erfreut, dass die MBF die Schulanlage kauft und nutzt. Ein leerstehendes Gebäude wünscht sich keine Gemeinde.» Warum nun diese Kehrtwende? Güntert sagt, eine Kehrtwende sei das nicht, er spricht stattdessen von einer besonderen Situation, dass er gleich mehrere Hüte zu tragen habe. «Als Mitglied des erweiterten OSZF-Schulvorstands stehe ich nach wie vor zu meiner Aussage, dass ich den Verkauf begrüsse, wenn keine Alternative vorliegt.» Gleichzeitig aber begrüsse Mumpf als Behörde und damit als Vertreterin im Primarschulverband Fischingertal die Idee von einem einzigen gemeinsamen Primarschulstandort. «Zweihundert Meter neben unserem sanierungsbedürftigen Primarschulhaus steht mit dem Oberstufenzentrum ein Schulhaus, das wir optimal als Primarschulzentrum nutzen könnten, für Mumpf – aber auch für das ganze Tal.»

Bislang habe man keine Diskussion darüber geführt, welche Konsequenzen die Einführung des neuen Lehrplans auf die Primarschulen im Tal hätte. Erst danach soll man entscheiden, ob ein Verkauf des Oberstufenzentrums wirklich sinnvoll ist, sagt Güntert. Doch warum kommt der Gemeinderat in Mumpf erst jetzt damit? «Wir hätten diese Diskussion vehementer suchen müssen, ja: Das kann man uns tatsächlich vorwerfen.» Und ja, sagt der Gemeindeammann, auch er habe seine Unterschrift unter das Referendum gesetzt, das den Verkauf verhindern wolle.

Irritation in Obermumpf und Schupfart
Ein bisschen weiter oben im Tal stösst das Vorgehen auf Irritation. «Ich bin sehr enttäuscht. Dieses Verhalten ist nicht solidarisch», sagt Astrid Zeiner, Co-Präsidentin des Schulverbands Oberstufenzentrum, und der Gemeinderat Obermumpf gibt in seinen amtlichen Mitteilungen den dort herrschenden Tenor durch: «Unser saniertes Schulhaus zu schliessen und die Kinder nach Mumpf in ein Primarschulzentrum zu entsenden, ist für uns keine Option.» Und Schupfart? «Wir sind enttäuscht von diesem Kommunikationsvorgehen», sagt Gemeindeammann René Heiz und ergänzt: «Gestützt auch auf Gespräche mit der Bevölkerung ist es für den Gemeinderat keine Option, unser Primarschulhaus zu schliessen und alle Kinder in Mumpf beschulen zu lassen.»


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