Nicolas Pfrommer will hoch hinaus – mit Stab

  04.10.2019 Eiken

Der Schweizermeister U20 der LV Fricktal zielt auf die WM-Limite

Als Newcomer mit dem Stab holte sich Nicolas Pfrommer aus Eiken an der Nachwuchs-Schweizermeisterschaft im Jahr 2016 auf Anhieb die Bronzemedaille in der Kategorie U16. Seither geht es nur aufwärts. Nach dem Schweizermeistertitel U20 in diesem Jahr liebäugelt der 17-Jährige bereits mit der Junioren-WM im nächsten Jahr.

Simone Rufli

«Drei Meter kann jeder springen, ab vier Meter braucht es Überwindung», sagt Nicolas Pfrommer. Der Schweizermeister U20 im T-Shirt der LV Fricktal steht im Anlauf der Stabhochsprunganlage auf der Sportanlage Bustelbach in Stein. In der Hand den 4,75 Meter langen Stab. Gekommen ist er für Gespräch und Foto – im Moment geniesst er die Trainingspause, bevor es in der Halle weitergeht. «Im nächsten Jahr», fährt Nicolas fort, «werde ich alles daransetzen, bis im Juli die Latte auf der Höhe von 5,10 m zu überspringen.» Schafft er das, erreicht er die Limite für die Junioren-WM in Nairobi. Schafft er das? Immerhin fehlen ihm dazu noch 28 Zentimeter. «So wie meine Fortschritte sind, seit ich im 2016 mit dem Stabhochsprung angefangen habe, ist es nicht unmöglich. Ich bin nie wirklich stehen geblieben.»

Training mit dem Nationaltrainer
«Talentiert bin ich sicher auch», beantwortet Nicolas die Frage nach dem Grund für seinen Erfolg. «Ich verfüge aber auch über eine ideale Körperstruktur für den Stabhochsprung.» Eine Körpergrösse von 182 cm und dank faseriger Muskulatur wenig Körpermasse, das sind ideale Bedingungen, um sich in die Höhe zu katapultieren. «Dazu viel Übung», betont der junge Mann. Seinen ausserordentlichen Leistungen hat er es zu verdanken, dass er nun bereits an zwei Tagen pro Woche – jeweils am Freitag und Samstag – in Magglingen mit Nationaltrainer Herbert Czingon an seiner Technik feilen kann. Und wieder kommt er auf den Fortschritt zu sprechen, der ihn antreibt. «Es ist motivierend», sagt er und meint die Zentimeter, die er in die Höhe steigt, als Ergebnis seiner harten Trainingsarbeit.

Im Dezember wird Nicolas Pfrommer 18. Neben 16 Stunden Training in einer Intensivwoche – «dazwischen gibt es Wochen, wo ich nur etwa zehn Stunden trainiere» – besucht er das Sportgymnasium in Aarau mit 25 Wochenlektionen. «Am Dienstag- und Donnerstagmorgen habe ich nur zwei Stunden Schule und danach Zeit fürs Krafttraining», erzählt der Athlet. Wenn er nicht bei der LV Fricktal von seinem Vater Stefan Pfrommer trainiert wird oder vom Nationaltrainer in Magglingen, dann liegt die Federführung beim Leichtathletikverband in Aarau, wo er hauptsächlich von Jonas Hügli betreut wird.

PB bei 4,82 m
Noch im letzten Jahr lag Nicolas Pfrommers persönliche Bestleistung (PB) bei 4,45 m im Freien beziehungsweise bei 4,50 m, übersprungen an der Hallen-SM. Auf den Sommer wechselte er dann auf den längeren Stab. Inzwischen liegt seine PB bei 4,82 Metern, übersprungen im August in Aarau. Auf dem Weg nach oben hat das Nachwuchstalent so ganz nebenbei einen Aargauer Rekord um den anderen verbessert. Damit er den Stab richtig «laden» kann und möglichst viel Energie ins Gerät hineinbringt, arbeitet Nicolas intensiv an seiner Anlaufgeschwindigkeit. Sprinttraining gehört für ihn ebenso zum Alltag wie Übungen an Reck und Barren, die in erster Linie dem Mut dienen. «Es braucht schon Mut», weiss Nicolas, «den Kopf richtig in den Nacken zu legen, denn dann sieht man plötzlich den Boden weit unter sich.»

Den Zehnkampf hat er inzwischen aufgegeben. Zum einen, weil er sich voll auf den Stabhochsprung konzentrieren will, zum anderen aus Rücksicht auf seine Verletzungsanfälligkeit. Ganz gestohlen hat Nicolas sein Sporttalent nicht. Vater Stefan Pfrommer war einst selber ein erfolgreicher Mehrkämpfer. «Im Stabhochsprung habe ich seine Höhe bereits hinter mir gelassen», erzählt der Sohn und schmunzelt. Ein weiteres Highlight war, als er im letzten Jahr an der Hauptprobe zu Weltklasse Zürich und doch bereits vor imposanter Zuschauerkulisse, die Anlage im Letzigrund-Stadion testen durfte. Wer weiss, wie lange es noch dauert, bis Nicolas Pfrommer im Hauptfeld antritt, so wie er Fortschritt an Fortschritt reiht.


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