Eine sagenhafte Wanderung voller Geschichten

  04.10.2019 Wittnau

Kulturweg auf dem Wittnauer Buschberg

Für alle Religions-, Kulturund Geschichtsinteressierten ist der rund 6,5 Kilometer lange Martinsweg mit all seinen Sagen und Geschichten fast schon ein Muss. Zudem bietet er sich an als Spaziergang durch die schöne Umgebung von Wittnau.

Miriam Häusler

Einen besinnlichen Rundgang von der Kirche Sankt Martin in Wittnau zur Lourdes Grotte, weiter zur Buschbergkapelle, dann zu den keltischen Grabhügeln, über das Horn und den Martinsbrunnen zurück zur Kapelle und der Kirche in Wittnau, bietet der Martinsweg in Wittnau. Während der zirka drei Stunden reiner Wanderzeit, werden sechseinhalb Kilometer zurückgelegt. Der Weg dient der Geschichte, Kultur und Religion dieses Gebietes. Von der Bushaltestelle Wittnau Mitteldorf folgt man den braunen Schildern in Richtung der Lourdes-Grotte. Die kleine Grotte mit der Mutter Gottes Maria und der heiligen Bernadette darin, lädt zu einer Verschnaufpause ein.

Kapelle im Grünen
Von dort aus geht es weiter in Richtung Buschbergkapelle. Die Strecke ist in zwölf Stationen, gekennzeichnet durch Glastafeln, unterteilt und dient als Besinnungsweg. Er ersetzt den alten Kreuzweg aus dem Jahre 1900 und erzählt den Leidensweg von Jesus Christus. Das Gebiet um die Kapelle gilt als «Kraftort» und wird von vielen Christen, Esoterikern, aber auch Wanderern gerne besucht. Im Sommer ist die Kapelle auch ein sehr beliebter Ort für Taufen oder Hochzeiten, da sie mitten im Grünen liegt.

Für viele Leute ist der Buschberg ein Kraftort. Es heisst, es gäbe Stellen im Boden, an welchen die Energie ungefiltert aus der Erde kommt. Eine solche Stelle soll sich neben der Kapelle befinden. Dadurch wird sie zu einem Ort, wo sich die Seele erholen und der Körper sich gleichzeitig mit Kraft auftanken kann. Auf dem Buschberg sind des Weiteren ein keltischer Grabhügel und ein Findling aus dem 7. Jahrhundert vor Christus zu sehen. Weiter geht der Weg dann zum Horn.

Geschichtlich interessant
Das Horn ist von der Geschichte her der wichtigste Punkt auf diesem Rundweg. Im Jahr 1934 wurden hier mit den ersten wissenschaftlichen Grabungen in der Schweiz begonnen. Mit den Grabungsergebnissen konnten die Wissenschaftler beweisen, dass hier schon 1000 vor Christus eine Siedlung von etwa 60 Häusern gestanden hatte. Die Häuser waren an verschiedenen Orten gebaut und mit einem Wehrgang verbunden. Von diesen Häusern stammen die noch heute sichtbaren Bruchstücke auf dem Horn. Auch in der Eisenzeit wurde das Horn noch tatkräftig genutzt. Funde von Knochen, Scherben von Töpferwaren und Mahlsteine weisen auf eine bäuerliche Bevölkerung hin. Die Festung wurde dann 500 vor Christus aus unbekannten Gründen verlassen. In der Römerzeit wurde das Horn dann aber wieder genutzt. Es diente dem Schutz vor den germanischen Stämmen. Zum letzten Mal wurde es im 8. Jahrhundert nach Christus von missionierenden Franken besiedelt und ist danach bis ins Jahr 1934 in Vergessenheit geraten.

Die Sage der Bergjungfrauen
Nach dem geschichtlich wichtigen Platz, geht die Route weiter zum «Martinsbrünneli». Eine Sage erzählt, dass am Martinsbrunnen einst die Bergjungfrauen gewohnt haben sollen. Diese schönen Jungfrauen sollen auf das Vieh achtgeben, und den Hirten Kuchen und Brote an die Weidegatter gelegt haben. Bei Wanderungen eilten die Knaben im Wettstreit zum Brunnen, um als erster einen Schluck Wasser daraus zu nehmen. Dieser Brauch fiel den Nachbarn auf, und diese behaupteten, dass das Wasser die Leute «toll» mache. Nach dem Sagen umwobenen Brunnen, führt der Weg zum «Chäppeli», der Kapelle von Wittnau. Auch diese Kapelle ist mit einer alten Sage verbunden.

Ein schneeweisser Schimmel
Einst wurde die Homburg von Feinden über längere Zeit belagert. Die Mauern und Türme der Burg konnten die Angreifer in Schach halten, doch die Lebensmittel in der Burg gingen aus und die Leute begannen zu hungern. Da weit und breit keine Rettung in Sicht war, stieg der Graf von Homburg auf seinen schneeweissen Schimmel und ritt hinunter zum Dorf Wittnau. Er gelobte, dass er dort, wo er vom Pferde steigt, eine Kapelle bauen würde. Kurz vor dem Dorf stieg er vom Pferd. Im Dorf sammelte er alle Bauern und sie befreiten gemeinsam die Burg. So also soll der Sage nach, «s‘Chäppeli» entstanden sein. Der Rundgang endet nach einem Blick in die Kirche Sankt Martin im Wittnauer Dorfkern. Den Namen hat der Martinsweg vom Patron dieser Kirche bekommen; Martin von Tours.

Der Heilige Martin soll uns erinnern, Freud und Leid zu teilen. Nur so können wir uns und auch Gott näherkommen.


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