Das Mauerhindernis weicht einer Rampe

  10.09.2019 Kaisten

Unterhalb der Sagiwegbrücke in Kaisten wurde ein Teil des Uferbereiches des Kaisterbaches gerodet. Das war notwendig, um mit baulichen Massnahmen den Bach in diesem Bereich für Wasserlebewesen durchgängig zu machen.

Susanne Hörth

Wer zurzeit die Bachbrücke beim Sagiweg in Kaisten Richtung Industriequartier überquert, kommt nicht umhin, sich auf der rechten Seite über eine kahle Landschaft zu wundern. Da, wo vor wenigen Tagen noch zahlreiche Bäume und dichtes Gebüsch das Bachufer säumten, herrscht jetzt freie Sicht über erdigen Boden und den bis anhin versteckten Kaisterbach. «Wir hatten diesbezüglich auch schon Anrufe von besorgten Kaistern. Rodungen sind ein emotionales Thema», sagt Christophe Lienert von der Abteilung Landschaft und Gewässer beim Kanton Aargau. Er ist zuständig für das Bauprojekt «Längsvernetzung Kaisterbach». Um die vorgesehenen Massnahmen – sie sind gestern Montag gestartet – im Bach umsetzen zu können, war die in den letzten Tagen erfolgte Fällung der Bäume und das Schneiden des dichten Gestrüppes unumgänglich. «Wir müssen grosses Baugerät einsetzen. Und das wäre bei der dichten Uferbewachsung nicht möglich.»

Wozu die Baumaschinen gebraucht werden, beziehungsweise was unter dem Begriff Längsvernetzung zu verstehen ist, erklärt Christophe Lienert so: «Wir haben bis anhin eine sehr hohe Wasserschwelle von rund einem Meter. Dieses Hindernis wollen wir jetzt durch eine rund 20 Meter lange, abflachende Rampe aus mehreren Rundholzschwellen aufheben.» Die genannte Schwelle befindet sich unterhalb der Sagiwegbrücke. Es handelt sich dabei um eine quer im Bachbett stehende Betonmauer. Für die im Bach lebende Tiere ein schier unüberwindbares Hindernis. Insbesondere Fische, die vom Rhein herkommend bachaufwärts schwimmen wollen, endet der Weg an der hohen Mauer. Mit dem Bau der Rampe werden zusätzlich zwei weitere alte Schwellen zirka 25 Meter bachabwärts aus dem Bach entfernt. In den Becken innerhalb der Rampe können sich die Wasserlebewesen schrittweise fortbewegen. Die nun zur Ausführung gelangenden Massnahmen waren bereits vor einigen Jahren ein Thema. Bei der Sagiwegbrücke befindet sich die Wasser-Messstation Kaisten des Kantons Aargau. Mit dieser können Wassertemperaturen, Pegelstände und Abflussmengen erhoben werden. Vor sieben Jahren wurde die Hydrometrie-Anlage in Kaisten aufgerüstet. Schon damals, so Lienert, habe die Abteilung Wald (Sektion Jagd und Fischerei) eine Durchgängigkeit dieser Messstelle verlangt. Dem kommt man jetzt nach.

Bachlauf bleibt gleich
Verändert sich das Ufer und der Verlauf des Baches durch die geplante Rampe? Lienert verneint. «Wir haben nicht vor, am Bachlauf etwas zu verändern. Es werden jedoch teilweise grosse Blöcke zur Befestigung des Ufers eingesetzt. Die Rampenelemente sind aber bewusst aus Holz gewählt, damit sie sich besser ins Landschaftsbild einfügen.» Zur kahlen Uferzone hält er fest: «Eine Rodung ist sicher etwas Brutales.» Die jetzt fehlende Begrünung wachse aber wieder nach, zeigt er sich zuversichtlich. Die Bauarbeiten sind bis und mit 25. Oktober terminiert. «Im November beginnt die Schonzeit der Fische. Dann wollen und müssen wir mit den Arbeiten im Wasser fertig sein.»


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