Zeugen aus früheren Jahrhunderten
07.06.2019 KaistenWeinkeller und eine römische Münze in Kaisten entdeckt
Bei Aushubarbeiten für zwei Mehrfamilienhäuser kamen in Kaisten am Montag Überreste aus vergangenen Zeiten zu Tage: das Fundament eines etwa 400-jährigen Gebäudes sowie römische Kulturschichten. Hier fand die Kantonsarchäologie auch noch eine Silbermünze.
Susanne Hörth
Gross war die Überraschung bei Baggerführer Simon Lüthi, als er am Montagmorgen kurz nach Arbeitsbeginn schon wieder unterbrechen musste. Die Schaufel seines Baggers war bei den Aushubarbeiten für zwei Mehrfamilienhäuser auf festen Untergrund gestossen, genauer auf Mauern. «Wir haben umgehend die Kantonsarchäologie informiert», erzählt Atdhetar Elshani am späten Mittwochnachmittag. Er baut zusammen mit seiner Familie auf dem in unmittelbarer Nähe zum Kaister Dreifachkindergarten gelegenen Grundstück zwei Mehrfamilienhäuser. Elshani ist zugleich auch Bauleiter.
Beim Gespräch mit der NFZ-Journalistin stehen er und Kantonsarchäologe David Wälchli in jenem «Raum», an welchem vor ein paar Jahrhunderten gut vorstellbar auch das eine oder andere Glas Wein ausgeschenkt und degustiert worden war. «Ich denke, es handelt sich hier wahrscheinlich um einen Weinkeller oder Speicher aus dem 17. Jahrhundert», sagt David Wälchli.
Bedeutender Fund aus der Römerzeit
Zusammen mit seinem Team hat er seit Montag den zirka sieben auf sieben Meter grossen Raum freigelegt. Der Fund aus der Neuzeit sei aus archäologischer Sicht eher ein Grenzfall. Wälchli zeigt sich dennoch überrascht, wie gut der Keller mit seinen fast 90 Zentimeter dicken Mauern und dem steinigen Boden gebaut worden ist.
Das Herz des Archäologen schlägt aber vor allem bei dem höher, was nur wenige Meter neben dem Hausfundament entdeckt und als wertvoller Fund ausgewiesen wurde. «Wir sind auf römische Kulturschichten und sogar eine silberne Münze gestossen.»
Für Bauherr Atdhetar Elshani ist der kurze Baustopp kein Problem. «Ich hätte den Keller gerne in unseren Neubau integriert. Beispielsweise als Sitzplatz oder Grillstelle. Der Raum befindet sich aber genau dort, wo eines der Häuser hinkommt.» Und so wird nach Abschluss der archäologischen Dokumentationen der steinige Raum schon in diesen Tagen abgerissen. «Wir haben damit halt etwas mehr Abfuhrmaterial», nimmt es Elshani gelassen. Auch die römischen Kulturschichten verschwinden und machen Platz für die Neubauten. Sollte nicht noch mehr Zeugen aus früheren Zeiten entdeckt werden, «so ziehen wir am 1. Juli 2020 ein. Und auch die Mietwohnungen im anderen Mehrfamilienhaus sind dann bezugsbereit», erklärt Elshani. Als Erinnerung an die früheren Bewohner des Platzes beabsichtigt Elshani, einen gehauenen Stein aus dem Keller auf seinem künftigen Sitzplatz aufzustellen. «Darauf sicher einen Blumentopf.»