«Theater ist mein Leben»

  27.03.2019 Hottwil

Marc Frey der «spontane» Regisseur liebt die Abwechslung

Er ist Lehrer, Regisseur, Liedermacher, Schauspieler, Co-Präsident der Operette Möriken-Wildegg und Werbespot-Vertoner. Alles in einer Person. Im Theater ist er zu Hause. Nicht immer in der gleichen Rolle, jedoch immer bei den aktiv Mitwirkenden.

Mirjam Held

Es ist viertel nach Acht. Das Theater in der Turnhalle in Hottwil ist in vollem Gange. Ich treffe mich mit Marc Frey, dem Regisseur von «der Haken» an der Theaterbar. Er ist bereits da und erwartet mich. Wir setzen uns etwas abseits auf zwei Sessel. Die Bar im Foyer der Turnhalle ist stilvoll eingerichtet. Schöne silberne Kerzenständer tragen stolz ihre brennenden Kerzen. Dunkle Metalllampen erleuchten die Bar. Das Licht ist gedämpft. Direkt beim Eingang steht ein Sofa aus Samt.

Marc Frey lächelt. «Ich komme ja eigentlich nicht aus dem Fricktal.» Und trotzdem ist er durch das Theater in Hottwil irgendwie mit dem Fricktal verbunden.

Wir sprechen über das aktuelle Stück. Er wollte die einzelnen Figuren facettenreich gestalten, erzählt er mir. Facettenreich, so, wie auch er ist. Aufgewachsen ist Frey in Suhr, zusammen mit seiner Schwester.

Als einer der letzten Jahrgänge besuchte er das Lehrerseminar in Aarau. Eine Festanstellung als Lehrer hatte er nie. Vielmehr hatte er stellvertretende Stellen an der Schule. Seit 31 Jahren lebt er in Möriken-Wildegg. Gemeinsam mit seiner Frau hat er drei Kinder. Nach dem Lehrerseminar studierte er ein paar Semester Germanistik. «Zu meiner Schande, muss ich gestehen, dass ich das Studium nie abgeschlossen habe.» Trotzdem kam es ihm zu Gute, als er sich mit einem Tonstudio in Brugg selbstständig machte. Er vertonte Werbespots in verschiedenen Sprachen und nahm «Märlikasetten» auf, auch zusammen mit dem bekannten Volksschauspieler Ruedi Walter. So kommt er immer mehr in Kontakt mit Schauspielern. Er führte oft die Ton-Regie und rutschte so automatisch in die Rolle des Regisseurs. Manchmal lässt sich das nicht so genau trennen. Mit seinem Tonstudio hatte er sich hauptsächlich auf Werbung spezialisiert. Die Texte für die Werbespots und die Dokus schrieb er selber. So konnte er ein Gesamtpaket anbieten, das bei den Kunden sehr gut ankam.

Schon früh fand er den Weg zur Operetten-Szene in Möriken-Wildegg. Vor acht Jahren hat er das letzte Mal selber mitgesungen. «Ich hatte immer nur kleinere Rollen.» Die grossen Einlagen überliess er den Gesangsprofis. Er hatte viele Sprechrollen und arbeitete aktiv im Hintergrund mit. Vor zwei Jahren schrieb er die Musik für den «Dällenbach Kari» des Freilichtspektakels Brugg. Er studierte dabei auch den Chor ein und spielte in der Live-Band mit.

Heute arbeitet Frey an der Schule in Birr als Lehrer im Teilzeitpensum und vertont weiterhin Werbespots. Nicht mehr im eigenen Tonstudio. Er mietet sich in Studios ein, um seine Aufträge abzuwickeln.

Seine Karriere im Theater Hottwil
«Christa Leber, die Präsidentin der Spielleute Hottwil arbeitete, so wie ich an der Schule in Veltheim. So kam es, dass ich ab und zu mal im Publikum des Theaters sass. Durch das lernte ich die Schauspieler persönlich kennen und es entstanden gute Kontakte.» Die Spielleute Hottwil probten gerade für das Stück «Volpone», als sie plötzlich vor dem Problem standen, eine Rolle nicht besetzen zu können. Christa Leber überzeugte Marc Frey, diese Rolle zu übernehmen. «So spielte ich das erste Mal mit.» Bei dem Stück «Eine etwas sonderbare Dame» stand Frey abermals auf der Bühne.

Auf meine Frage, wie es denn dazu kam, dass er im aktuellen Stück Regie führte sagte er mit einem Augenzwinkern: «Auch daran hat Christa Leber Schuld.» Bei den letzten Stücken führte der bekannte Regisseur David Imhoof Regie. Als er im letzten Moment absagte, klingelte bei Marc Frey das Telefon. «Ich muss gestehen, ich habe noch nie zuvor Regie bei einem Theaterstück geführt.» Nichts desto trotz nimmt er die Herausforderung an. «Es ist eine ganz grosse Aufgabe, den verschiedenen Komponenten gerecht zu werden.» So viele Dinge kommen dazu, die man bei einer Vertonung nicht beachten muss. Die Mimik, die Sicht des Publikums, Betonungen, die Entwicklung der einzelnen Figuren, um nur einige zu nennen.

Lilly, Columbo und Derrick
Marc Frey macht sich mit grossem Engagement an seine neue Aufgabe. Er übertrug die ganzen Texte ins Schweizerdeutsche. Die Rolle der Praktikantin Lilly erfand er kurzerhand neu. «Ich wollte, dass der Kommissar nicht alleine auftritt.» Zudem suchte er eine Rolle für die komischen Einlagen. «Lilly war dafür wie geschaffen.» Mit ihrer burschikosen, etwas naiven Art lockerte sie das textlastige Stück auf. Auch der ermittelnde Kommissar Keller, wurde von Frey etwas aufgelockert. So teilte er dem bekennenden Krimi-Fan Rollen wie Columbo und Derrick zu. Er wollte damit hauptsächlich das krimierfahrene Publikum ansprechen.

Die Tür der Turnhalle öffnet sich. Es ist Pause. Reges Treiben herrscht an der Theater-Bar. Frey diskutiert mit zwei Theater-Kollegen. «Was meinsch, sölle mir de Vorhang bi de Schluss-Szene länger offe loh?» Frey schaut mich an, lächelt und sagt: «Es isch ebbe nie fertig. Mir sin immer am umebröble.»

Zwei Damen setzen sich neben uns. «Ich bin gleich zurück. Die zwei sind extra aus Möriken gekommen, um das Theater zu sehen. Es zieht langsam Chreise.» Er begrüsst die beiden freundlich, wechselt ein paar Worte und setzt sich dann wieder neben mich. «Es chöne alli stolz und z Friede sii uf das, wo sie erreicht hän. Ich würd säge Hut ab! Das isch nit eifach, so es textlastigs Stück z spiele und d Spannig ufrecht z erhalte.

Ich frage ihn, nach der Regie des nächsten Stücks. Er schmunzelt: «Kei ahnig, me weiss es nit. Aber sag niemals nie.»


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