«Das Cello ist mein Instrument»
25.01.2019 KaistenMusik und Julian Schnetzler aus Kaisten gehören zusammen
Julian Schnetzler ist erst 15 Jahre alt. Geht es um Musik, macht dem Bezirksschüler aber nicht so schnell jemand etwas vor. Er nimmt Unterricht an der Kanti Aarau, spielt unter anderem im Jugendsinfonieorchester Aargau, komponiert Stücke und arrangiert sie für die Instrumente.
Susanne Hörth
«Die Musik wurde Dir quasi in die Wiege gelegt?» Julian Schnetzler verzieht ob dieser Bemerkung der Journalistin leicht das Gesicht, muss dann aber doch grinsen. «Ich glaube nicht, dass ich als kleines Kind besondere musikalische Fähigkeiten zeigte», sagt der 15-Jährige. Mutter Monika Scheck, die mit ihrem Sohn am Tisch in der heimeligen Wohnung in Kaisten sitzt, muss schmunzeln. «Das stimmt so nicht ganz. Wenn ich beispielsweise auf der Gitarre etwas spielte, hast du schon als ganz kleiner Bub – du konntest kaum richtig laufen – auf deiner Melodica harmonisch und rhythmisch absolut korrekt dazu improvisiert.»
Monika Scheck ist selbst aktive Musikerin. Sie unterrichtet das Fach an der Schule, spielt verschiedene Instrumente und komponiert auch. «In meiner Familie spielt Musik eine grosse Rolle», sagt sie. So ist das längst auch bei ihrem Sohn Julian. Wobei man im Gespräch schnell merkt, dass er um sein grosses Talent kein grosses Aufheben macht, er sehr bescheiden damit umgeht. Schon lange beherrscht er mehrere Instrumente, probiert neue aus, komponiert und arrangiert. Er spielt unter anderem im Jugendsinfonieorchester Aargau und hat auch schon musikalische Projekte initiiert und umgesetzt. Bei kantonalen Musikwettbewerben durfte er erste Preise entgegennehmen.
Lieblingsinstrument Cello
Doch zurück zu den Anfängen. Wobei diese angesichts des jungen Alters von Julian Schnetzler noch gar nicht so lange zurückliegen. Dennoch hat er in diesen wenigen Jahren schon viel erreicht, mehr als viele andere in einem deutlich längeren Zeitraum.
Julian war gerade einmal sechs Jahre alt, als er sich für sein bis heute absolutes Lieblingsinstrument entschieden hat. Wobei es hier zuerst zu einer kleinen Verwechslung kam. Mutter und Sohn blicken sich an, müssen lachen. «Wir haben früher oft zusammen Konzerte von Christian Schenker besucht. Dabei war auch immer ein Kontrabass», erinnert sich Monika Scheck. Ihr Sohn fügt an: «Als wir dann an eine Instrumentenvorstellung gingen, sah ich einen solchen Kontrabass und wollte unbedingt darauf spielen lernen.» So geschah es dann auch, zumindest fast: «Es war nämlich gar kein Kontrabass, sondern ein Cello», grinst der 15-jährige Drittbezler. Dann wird er ernster. Die Anfänge auf dem doch sehr schwierigen Instrument seien nicht einfach gewesen. Die trockenen Streichübungen zu Beginn gehörten aber schon bald einmal der Vergangenheit an. Den «Ärmel ganz reingenommen und richtig Klick» gemacht habe es bei ihm, als er in einem Streicherlager war. Da habe er definitiv gewusst «das Cello ist mein Instrument».
Das Talent des Kaisters blieb nicht unentdeckt. Julian schnitt bei den M-Checks an der Musikschule so gut ab, dass er in das kantonale Begabtenförderungsprogramm aufgenommen wurde. Mit 13 Jahren hatte der junge Kaister ein Level erreicht, dem die hiesige Musikschule nicht mehr gerecht werden konnte, so dass sie ihm seither den Cellounterricht an der Kanti Aarau ermöglicht. Hier will er auch nach Ende der obligatorischen Schulzeit hin. Gut kann er sich vorstellen, auch beruflich den Weg Richtung Musik einzuschlagen.
Seit letztem Jahr gehört er dem Jugendsinfonieorchester Aargau an. Er ist mit 15 Jahren der Jüngste. Das Orchester arbeitet Projekt bezogen. Das heisst, es werden zweimal pro Jahr Konzerte einstudiert, die dann in der Schweiz, aber auch im Ausland aufgeführt werden. Für die jungen Orchestermusiker bedeutet das jeweils im Vorfeld der Aufführungen eine intensive Probearbeit. Regelmässig nimmt Julian auch an Ensemble-Projekten an der Kanti in Wettingen teil. Beim Sinfonieorchester Fricktal spielen hauptsächlich Erwachsene, dennoch kann Julian seit zwei Jahren problemlos mithalten.
Zum Üben allgemein betont er: «Ich finde es ganz wichtig, dass es nie zu einem Zwang wird. Man tut es, weil es Spass macht, aber nicht, weil es die Eltern oder andere so wollen.» Natürlich können Orchesterwochen auch schon mal anstrengend sein, meint der Jugendliche. Fügt dann aber gleich an, dass er beim Musizieren jeglichen Stress vergessen könne. Nicht immer greift er selber zum Cellobogen oder in die Klaviertasten. «Ich geniesse es auch, Musik einfach zu hören. Ich mag aber auch Musiktheorie. Ich will verstehen, wie etwas funktioniert. Die ideale Mischung zwischen Praxis und Theorie macht für mich die Musik vollkommen.
Musikalische Projekte
Mit sechs Jahren hat sich Julian selbst das Spielen auf der Ukulele beigebracht. Später initiierte er als Sechstklässler ein Klassenprojekt, bei welchem alle Schüler Ukulele spielen lernten. Er schrieb ein Stück und übte es mit der Klasse ein. Es wurde dann auch aufgeführt. Als die Musikgesellschaft Kaisten ihr Jubiläum feierte, komponierte der damals 12-Jährige ein extra Jubiläumsstück, welches die MG an ihrem Konzert dann auch vortrug. Der junge Musiker war es auch, der 2017 das von der Mutter geschriebene Dorffestlied für alle Instrumente arrangierte.
Zu seiner bevorzugten Musikrichtung befragt, nimmt Julian wieder den Bezug zum Cello: «Klassik ist mit diesem Instrument ja schon etwas gegeben. In der Klassik selbst mag ich besonders alte Musik aus dem Barock sehr.» Jazz und irische Volksmusik gefallen ihm aber auch. Besteht seine Freizeit nur aus Musik, Proben oder Projekten, die mit Musik zu tun haben? Julian schüttelt den Kopf. «Natürlich sind die Tage mit der Schule und den Musikprojekten manchmal etwas kurz. Wenn ich Zeit habe, dann lese ich auch sehr gerne, ich fahre Velo und ich bin einfach gerne draussen in der Natur.»
Apropos Natur: Hier kommt das feine Gespür für alles, was mit Klängen und Rhythmen zu tun hat, ein weiteres Mal zum Vorschein: So gurrt etwa die Taube auf dem Dach von Julians Zuhause im 11/8-Takt.