Von der Steinzeit und den Römern bis zum Spanntau-Werfen

  05.09.2018 Wallbach/Mumpf

2018 wurde zum Europäischen Jahr des Kulturerbes deklariert. Aus diesem Anlass laden die kantonalen Kulturinstitutionen die Aargauer Bevölkerung ein, ihr kulturelles Erbe in den Dörfern, Städten und Regionen neu zu entdecken.

Dieter Deiss

Vier Kulturerbe-Tage über die Regionen verteilt wurden dazu organisiert. Jetzt war mit dem Kulturerbe-Tag in Mumpf das Fricktal an der Reihe. «Mumpf neu entdecken» hiess das Motto. An vier Stationen hatte man reichlich Gelegenheit, einen jeweils ganz besonderen Blickwinkel auf das Rheindorf zu werfen. So wurden oben auf dem Chapf beim Oberstufenschulhaus die schönsten archäologischen Funde aus dieser Gegend präsentiert. Thomas Lippe und Deborah Tretola von der Kantonsarchäologie erzählten von den ersten Funden in dieser Gegend. Man stellte fest, dass das Gebiet vor rund 6000 Jahren erstmals besiedelt wurde. «Vieles im Gebiet Chapf ist noch nicht erforscht», führt Thomas Doppler von der Kantonsarchäologie aus. Dies sei aber auch nicht die Aufgabe der Kantonsarchäologie. Diese sei primär da, um Fundstellen zu schützen und zu erhalten.

Römische Doppelkolbenpumpe
Beim Dorfmuseum treffen wir auf Marcel Stadelmann und Daniel Huber, beides Mitarbeiter bei der Kantonsarchäologie. An einem rund drei Meter langen Baumstamm zeigen sie, wie die Römer mit Hilfe eines Löffelbohrers den Stamm aushöhlen, damit dieser dann als Wasserleitung benutzt werden kann. Daneben steht das funktionstüchtige Modell einer römischen Doppelkolbenpumpe, die Daniel Huber nachgebaut hat.

Im Innern des Museums erklärt Gerhard Trottmann interessierten Besucherinnen und Besuchern Einzelheiten aus dem liebevoll eingerichteten Museum. Dass der Kulturerbe-Tag in Mumpf stattfindet, geht übrigens auf Kontakte von Trottmann mit Verantwortlichen der Kantonsarchäologie zurück, die für diesen Tag einen geeigneten Ort suchten und mit Mumpf gefunden hatten. Unten am Rhein, bei der Fähranlegestelle erklärten die Mumpfer Pontoniere das Spanntau-Werfen und verbanden dies mit einem kleinen Wettbewerb. Hier war auch der Ausgangspunkt für einen spannenden Spaziergang mit Daniela Bächli von der Abteilung Raumentwicklung des Kantons. Sie zeigte die Bedeutung des Rheins als Natur- und Erholungsraum auf. Anhand verschiedener historischer Karten machte sie die Entwicklung des Dorfes Mumpf sichtbar.

Bundesgericht entscheidet gegen Fischer
Am Rheinufer treffen wir den Historiker Linus Hüsser, der über die Geschichte und die Bedeutung der Rheingenossen referiert. In dieser waren die Fischer, Flösser und Schiffer zusammengeschlossen. Unter der Herrschaft der Habsburger erhielten sie die entsprechenden Rechte. Als 1894 der aargauische Regierungsrat das Fischereirecht aufhob, kam es zu einem mehrjährigen Streit, der letztlich vor Bundesgericht endete, das den Rheingenossen das Fischereirecht absprach. Beim Feuerwehrmagazin konnte man dann beim Stand des Staatsarchivs Gutachten zu diesem Streit einsehen. Staatsarchiv und Kantonsbibliothek zeigten zudem interessante Dokumente aus der Gemeinde Mumpf. Andrea Voellmin, Leiterin Bibliothek und Kultur des Kantons Aargau, stand höchst persönlich am Stand Rede und Antwort. «Wir wollen hin zu den Leuten und diesen zeigen, was wir zu bieten haben», meinte sie zu ihrem Engagement.

An einem Stand wurden mit Kindern Lorbeerkränze für römische Kaiser und Siegerinnen gefertigt. Eine Zeichnungsausstellung der Schulen Mumpf zeigte Szenen aus der Römerzeit. Und die Vindonissa Professur der Universität Basel gab interessante Einblicke in den spätrömischen Getreidespeicher beim Gasthof Anker. Über «Einzigartige Ausblicke vom Neandertaler bis zu den Römern» erzählte der bekannte einheimische Bodenforscher Werner Brogli auf einer kleinen Wanderung.

Es war ein höchst spannender Tag, der da präsentiert worden war und den die Verantwortlichen mit Liebe zu den Details äusserst sorgfältig vorbereitet hatten. Leider liess der Publikumsaufmarsch etwas zu wünschen übrig.


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