Fünf Gemeinden im Fricktal? Unteres Fricktal zu Basel?

  27.09.2018 Leserbriefe

«Nur noch fünf Gemeinden im Fricktal»: ein interessanter und bedenkenswerter Vorschlag. Ich würde die Überlegungen aber noch einen Schritt weiter führen. Dazu aber zuerst etwas Geschichte: 1802 wurde der Kanton Fricktal gegründet, da noch nicht gewiss war, was aus dem Fricktal in einem von grundlegenden Veränderungen erschütterten Europa werden sollte. Bereits 1803 wurde der Kanton Fricktal als «zu abenteuerlich» in der Mediationsverfassung dem neu gegründeten Kanton Aargau zugewiesen. Also keineswegs freiwillig wurden die Fricktaler zu Aargauern. 1806 kamen die Gebiete nördlich des Rheins zum Grossherzogtum Baden. 1833 wurde der Kanton Basel in die beiden Halbkantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft aufgeteilt. Dies ist die Situation, die so bis heute besteht. Heute sträuben sich vor allem die Baselbieter gegen eine Wieder-Vereinigung, obwohl dies eigentlich naheliegend und in Zukunft wohl unvermeidlich ist.

1994 wechselte der Bezirk Laufen (meist als «Laufental» bezeichnet) vom Kanton Bern zum Kanton Basel-Landschaft. Warum sollte der Bezirk Rheinfelden oder zumindest der unterste Teil mit Rheinfelden, Kaiseraugst, Magden, Olsberg und eventuell Möhlin dies nicht ebenfalls tun? Es gibt für einen Übertritt sehr logische Gründe. Geografisch: Das untere Fricktal gehört zur Trinationalen Region Basel. Der Rhein ist das Bindeglied, welches das untere Fricktal, das untere Baselbiet, das Südbadische und das Oberelsass über drei Ländergrenzen verbindet, mit Basel als Mittelpunkt.

Ethnisch und sprachlich: Unsere Herkunft, unsere Sprache, unser Charakter, unsere Denkweise verbindet die Menschen der Region über die Grenzen hinweg. Kulturell: Die Fricktaler besuchen die höheren Schulen und die Universität in Basel. Basel (nicht Aarau oder Wohlen oder Suhr!) ist das Zentrum der Kultur mit Oper, Theater, Konzerten, Museen und Kinos für die ganze Region. Die beiden Rheinfelden veranstalten zahlreiche kulturelle Events seit vielen Jahren grenzüberschreitend gemeinsam. Beispiele: Fasnacht (seit 1980), Landesgartenschau (Grünprojekt) 2007, Entente Florale (Goldmedaille 2015), Akkorde Gitarrenfestival, Brücken-Sensationen... Für den Kanton Aargau existiert das Fricktal in kultureller Hinsicht überhaupt nicht. Ein weisser Fleck auf der Aargauerkarte. Meist gehen weniger als ein Prozent der aargauischen Kultur-Fördergelder an Kulturschaffende und Kultur-Einrichtungen im Fricktal! Dies ist ein veritabler Skandal. Wirtschaftlich: Viele Fricktaler pendeln nach Basel zur Arbeit. Die Basler Chemie- und Life-Science-Firmen haben Betriebe ins Fricktal von Kaiseraugst bis Kaisten und sind ein unentbehrlicher Arbeitgeber. Unzählige Grenzgänger aus dem Elsass und dem Badischen arbeiten bei uns. Umgekehrt kaufen viele Fricktaler ennet dem Rhein ein oder besuchen dort Veranstaltungen und Restaurants. Politisch: Die Gemeinden des untersten Fricktals stimmen bei eidgenössischen Abstimmungen normalerweise wie die beiden Basel, nicht wie der übrige Aargau. Am deutlichsten wurde dies natürlich bei den Auseinandersetzungen um das Atomkraftwerk Kaiseraugst 1975 und in den Folgejahren. Bis heute ist die Energiepolitik von Aarau auf Atomenergie ausgerichtet. Sonnenenergie findet man im Aargau nur spärlich, und wer zum Beispiel durch Bayern oder Österreich fährt, der staunt nicht schlecht über die Fortschritte in der Solartechnik in jenen Ländern. Die beiden Rheinfelden lösen hingegen seit etlichen Jahren viele Probleme gemeinsam. Nur zwei Beispiele: der grenzüberschreitende Stadtbus, die Schliessung der alten Rheinbrücke.

Und schliesslich klimatisch: Das untere Fricktal und das untere Baselbiet haben ein beinahe mediterranes Klima mit höheren Temperaturen als die übrige Deutschschweiz. Lörrach und Rheinfelden/Baden sind die sonnigsten und wärmsten Städte Deutschlands. Dem «Möhlin-Jet» verdankt die Region vom untersten Fricktal bis unterhalb Basel ein praktisch nebelfreies, sonniges Klima. Immer wieder staunen Besucher, die nach Rheinfelden kommen, über unseren blauen Himmel, wenn ennet dem Bözberg und ennet dem Hauenstein dicke Nebelsuppe herrscht.

Deshalb: klare Sicht auf einen Kanton Basel inklusive unteres Fricktal. Eine Vision mit Zukunft?!

KURT J. ROSENTHALER, RHEINFELDEN


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