Bernadette Zaniolo

«In Herznach sind Postdienstleistungen neu auch über Mittag erhältlich», heisst es in der Mitteilung der Post an die Kunden. Ab Montag, 6. August, werden diese neu im Volg-Laden angeboten. Deshalb bleibt der Laden am 24. und 25. Juli geschlossen. Obwohl sich der Dorfladen direkt neben der Poststelle befindet und durch die längeren Öffnungszeiten des Ladens einige Vorteile auf der Hand liegen, herrscht nicht eitel Sonnenschein. Wolken zogen auf, als im Dezember 2017 eine Petition mit 793 Unterschriften zum Erhalt der Poststelle eingereicht wurde.

«Ich finde die Entwicklung nicht schön. Das Dorfleben geht kaputt», sagt der 46-jährige Peter Amsler. Die NFZ trifft ihn zufällig am Dienstagmorgen beim Entsorgen der PET-Flaschen vor dem Volg an. Zirka die Hälfte bis ein Drittel der Petitions-Unterzeichnenden seien aus Herznach sagt Amsler, der ebenfalls unterschrieben hat. «In den Städten wird alles vergoldet», äussert er sich weiter. Dazu müsse man sich noch anhören, man sei selber schuld, wenn man auf dem Land wohne. Amsler fragt sich, wie lange noch sich das Volk solche Arroganz gefallen lasse. Damit meint er, dass nicht mal eine Unterschriftensammlung etwas bringe und die Post bis anhin gut frequentiert gewesen sei.

Kontinuierlicher Rückgang
Dies sieht man bei der Post anders. «Die vermehrte Nutzung elektronischer Kommunikationsmittel und die gestiegene Mobilität der Menschen führen dazu, dass die Nachfrage nach Postdienstleistungen kontinuierlich zurückgeht», hält Markus Werner, Verantwortlicher regionale Kommunikation Nord der Post, fest. Eine Filiale mit Partner, wie in Herznach, verfüge über einfache Abläufe und Prozesse. Das Angebot konzentriere sich auf die am häufigsten nachgefragten Postdienstleistungen, entgegnet er auf den Vorwurf, dass das Verkaufspersonal nur «eine Schnellbleiche» erfahre, für welche sonst eine dreijährige Ausbildung notwendig sei.

«In den ersten Tagen nach dem Start ist ein Postmitarbeiter oder eine Postmitarbeiterin vor Ort, um das Personal des Partners und die Kundschaft bei Fragen und Problemen zu unterstützen», so Markus Werner. Gegenüber der NFZ hält er auch fest: «Die Diskretion bei der Abwicklung von Postgeschäften ist auch bei einer Partnerlösung sichergestellt. Genau gleich wie das Personal der Post, untersteht auch das Partnerpersonal dem Postund Bankgeheimnis. Bei der Schulung sensibilisiert die Post das Partnerpersonal speziell für die Themen Diskretion und Postgeheimnis.»

Bedauern aber auch Chance
Wie der Herznacher Gemeindeschreiber Harry Wilhelm auf Anfrage mitteilt, hätten sich auch sehr viele auswärtige Personen an der Unterschriftensammlung beteiligt. «Unterzeichnet haben auch Kinder, Jugendliche und Personen, die auswärts und sogar teilweise im Ausland wohnen.» Wilhelm betont, dass der Gemeinderat die Schliessung bedauert. «Es war und ist dem Gemeinderat sehr wichtig, dass in Herznach weiterhin Postdienstleistungen in guter Qualität angeboten werden.» Das Vorgehen der Post entspreche den gesetzlichen Rahmenbedingungen, auch denjenigen, die aktuell in der Diskussion seien. «So gesehen, hätte eine Intervention bei der PostCom nicht allzu viel gebracht», so Wilhelm. Der Gemeinderat hoffe, dass man der neuen Agenturlösung eine faire Chance gebe. «Zudem hat der Gemeinderat wiederholt darauf gepocht, dass das Agenturpersonal umfassend und gut geschult werden soll.»

Übringens: Mit Ausnahme von Gansingen, Mettauertal und Schwaderloch, die zum Filialgebiet Brugg gehören, sind alle Fricktaler Gemeinden dem Filialgebiet Rheinfelden angeschlossen. Bei den Filialgebieten handelt es sich um postinterne Einheiten. «Diese Einteilungen haben also keine direkten Auswirkungen auf das Angebot vor Ort für die Kundinnen und Kunden», so Markus Werner auf die Frage der NFZ, weshalb Herznach zum Filialgebiet Rheinfelden gehöre.

Öffnungszeiten Volg Herznach mit ab 6. August integriertem Postangebot vom Montag bis Samstag von 6.30 bis 20 Uhr.