Fasziniert vom Instrument, an welchem eine Frau sittsam sitzen kann

  11.06.2018 Hellikon

Janine Tschopp

«Mein Mutterland ist Lichtenstein, mein Vaterland die Schweiz», erklärt Esther Hasler mit einem Lachen. Sowohl auf ihren Liechtensteinischen Pass als auch auf die Schweizer Identitätskarte ist sie stolz. Geboren wurde die Künstlerin in Basel. Dort und später im Bernbiet ist sie aufgewachsen. Heimatort ist Hellikon. «Ja, ich weiss, wo Hellikon liegt. Ich war auch schon dort. Überhaupt war ich als Kind oftmals im Fricktal. In Schupfart haben wir regelmässig Verwandte besucht und Kirschen gepflückt. Im Fricktal ist die Landschaft und der Dialekt wunderschön», findet Esther Hasler. Sie freut sich, am 15. Juni mit ihrem Programm erstmals im Fricktal, nämlich im Kornhauskeller in Frick aufzutreten.

Mitleid mit der Klavierlehrerin
Auf ihrer Homepage beschreibt Esther Hasler ihren Werdegang und erzählt von ihren Klavierlehrerinnen, als sie noch ein Kind war. Die erste Lehrerin trug eine Perücke, die jede Woche ein bisschen anders auf dem Kopf sass. Die zweite Lehrerin war eine Chinesin und lehrte sie chinesisch zu schreiben. Wenn sie Chopin oder Mendelssohn spielte, tanzte die Chinesin durch den Raum, flatterte mit den Armen und sang: «wie eine Smettelin, gans leicht, wie eine Smettelin!», was Esther Hasler sehr beflügelte. Dann beschreibt sie weiter, dass sie von einem Eurythmie-Lehrer, der sie als Pianistin angestellt hatte, entlassen wurde, weil sie einen Lachanfall erlitt, als die ersten Tänzer durch den Raum stolperten. «Ja, genau so, wie ich es auf der Homepage beschrieben habe, war es wirklich», sagt Esther Hasler. Als sie als Mädchen Klavierstunden nahm, hatte sie immer Mitleid mit ihren Klavierlehrerinnen. «Alle sagten mir, ich soll still sitzen.»

Ein Licht ging ihr auf, als sie sich mit der Geschichte des Klaviers beschäftigte. «Anfang letztes Jahrhundert war klar, dass das Klavier das einzige Instrument ist, an welchem eine Frau sittsam sitzen kann.» Als es dann um die Berufswahl ging, konnte sie sich nicht vorstellen, Klavierlehrerin zu werden. Klavier zu spielen, interessierte sie aber brennend. Später besuchte sie als eine der wenigen Frauen die Jazzschule und begann am Klavier Sänger und Schauspieler zu begleiten. «So bin ich reingerutscht», sagt sie rückblickend. Sie begleitete Chanson-Programme. «Ich wurde ermuntert, nicht nur Klavier zu spielen, sondern auch zu reden und zu singen.» So nahm Esther Hasler Gesangsunterricht. Sie übte gleichzeitig Klavierzuspielen, zu singen und zu reden. «Am Anfang war gar nicht klar, dass ich das kann. Ich wusste vielleicht den Text, vergass aber, was ich spielen sollte. Ich habe geübt, und plötzlich, eines Morgens, hat es funktioniert.»

Sie schrieb an verschiedenen Duo-Programmen und plante zu zweit aufzutreten. «In dieser Zeit habe ich sehr intensiv gearbeitet, aber die Duo-Projekte sind nicht zustande gekommen.» Esther Hasler geriet schon fast in eine Krise, als dann plötzlich die erste Anfrage kam, ob man sie auch alleine buchen kann. Ihr Plan war eigentlich nicht, solo aufzutreten. Sie liess sich aber darauf ein, und so entstand 2006 ihr erstes Solo-Programm «Küss den Frosch!». Seither ist sie Klavierkabarettistin und kann davon leben. «Das kam unerwartet, und es war ein grosses Glück. Ich wusste zuvor nicht, dass es ein so grosser Genuss für mich sein würde, mit meinem Programm alleine unterwegs zu sein.» In der Zwischenzeit produzierte Esther Hasler weitere vier Solo-Programme und ist mit allen Stücke unterwegs.

Sprachgewandt, humoristisch und gesellschaftskritisch
Esther Hasler ist sehr sprachgewandt. In ihrem aktuellen Programm «Wildfang» spricht sie verschiedene Sprachen und Dialekte. «Die erste Sprache ist die Körpersprache. Davon lebt das Programm», betont sie.

Als Kind ist sie mit ihrer Familie oftmals umgezogen und wurde so mit verschiedenen Sprachen und Dialekten vertraut. Später verbrachte sie viel Zeit im Ausland. So war sie während zwei Jahren im englischsprachigen Raum, nämlich in New York, Irland und Schottland. «Da begann ich, englisch zu träumen.» Sie hat während ihrer Reisen viele Destinationen gesehen. «Berlin und New York sind meine Lieblingsstädte. Ich liebe den multikulturellen Einfluss und fühle mich überall wohl, wo die Leute kontaktfreudig und offen sind. In diesem Spannungsfeld sowie im alltäglichen Leben wird der Blick geschärft und ich hole Inspiration für meine Programme.»

Neben den verschiedenen Sprachen und Dialekten sowie ihrer humoristischen Art, spielt auch das Gesellschaftskritische eine grosse Rolle in Haslers Programmen. «Es ist nie dick aufs Brot gestrichen, aber das Publikum lacht viel.» Die grösste Herausforderung einer Solo-Künstlerin beschreibt Esther Hasler so: «Man muss ganz wach sein und blitzschnell reagieren. Es zählt der Moment. Auch die physische Präsenz ist sehr wichtig.» Sie trainiert ihre Stimme und ihren Körper, um jederzeit über die nötige Spannung zu verfügen. «Der Anker ist in meinem Körper», beschreibt sie.

Was erwartet das Publikum in ihrem aktuellen Programm «Wildfang»? «Es geht um den Wunsch der Menschen nach Freiheit und Abenteuer. Und was passiert, wenn die Freiheit dann da ist.»

Ihr aktuelles Stück «Wildfang» spielt Esther Hasler am 15. Juni, um 20.15 Uhr im Kornhauskeller in Frick. Tickets zu 30 Franken gibt es im Vorverkauf in der Buchhandlung Letra in Frick oder online unter www.kulturfrick.ch. Ab 19.30 Uhr ist die Abendkasse geöffnet.


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