Zu Gast in der Kirche St. Nikolaus

  10.04.2018 Herznach

Veranstaltung in Herznach im Zeichen des Europäischen Kulturerbejahrs

Eingeladen hatte die Kantonale Denkmalpflege. Gastgeber war Linus Hüsser, Historiker und Präsident der Kirchenpflege, in «seiner Kirche», der Pfarrkirche von Herznach.

Dieter Deiss

Reto Nussbaumer, Leiter Denkmalpflege Aargau, wies in seiner Begrüssung auf das Europäische Kulturerbejahr hin. Mit dem Slogan «Kulturerbe 2018 – Den Aargau neu entdecken» lädt die Denkmalpflege quer durch den Kanton zu Veranstaltungen ein. Sechsmal heisst es dabei «Zu Gast bei …». Diesmal war man zu Gast bei Linus Hüsser. «Wir hören heute Geschichten, die nicht in jedem Kunstführer stehen», schloss der oberste Denkmalpfleger seine Begrüssungsworte.

Es war ein prächtiger Frühlingstag, als Linus Hüsser vor dem Fenster des Beinhauses eine kurze Einführung in die Geschichte des Staffeleggtals gab, bevor man sich dem Areal der Herznacher Kirche zuwandte. Im Jahr 1340 wurde der imposante Kirchturm errichtet und bestand schon kurz danach, nämlich 1356, beim fürchterlichen Basler Erdbeben, die Bewährungsprobe. Dank seiner überdimensionierten Mauern sei der Turm stehen geblieben. «Zwei handbreite Risse durch den ganzen Turm hinauf könnten eine Folge dieses Naturereignisses sein, freilich ist dies nicht erwiesen», führte der Referent aus und zitierte die Inschrift der ältesten Kirchenglocke aus dem 14. Jahrhundert: «Maria Gotteszell, behüte was ich überschell».

Gelber und grüner Sandstein
Interessant dann die Ausführungen zu Fassadenteilen und Fensterbänken. Deutlich zu erkennen die unterschiedlichen Farben. Bei den älteren Bauteilen wurde der für die Region typische, gelbliche Kornbergsandstein verwendet. Dieser grenzt sich ab zum grünlichen Ittenthaler Sandstein, der in der Gegend zwischen Frick und Ittenthal gewonnen wurde. «Dasselbe Grün haben auch die Türme des Säckinger Münsters, weil auch sie aus dem Ittenthaler Sandstein gebaut wurden», erzählte Hüsser.

Das Beinhaus war die nächste Station. Auffallend die prächtige Kreuzigungsgruppe. «Es ist dies ein Frühwerk des Rheinfelder Künstlers Hans Freitag, entstanden um 1710», erzählte der Referent. Im Beinhaus zu sehen ist auch der berühmte Pestsarg, der in Wirklichkeit gar kein Pestsarg sei, sondern ein sogenannter Mehrfachsarg. Hüsser vermutet freilich, dass dieser gar nie benutzt wurde.

Anschliessend folgte die Besichtigung der prächtig ausgestatteten, dem heiligen Nikolaus gewidmeten Kirche. Sie wurde in den Jahren 1691/92 erbaut. Hüsser gab Erklärungen zu den eindrücklichen italienisch-barocken Stuckaturen. Er zeigte auf Bilder welche Maria Himmelfahrt und Maria Krönung darstellen. Obwohl die Kirche St. Nikolaus geweiht ist, habe man in Herznach der Verehrung von Maria einen grossen Stellenwert beigemessen.

Der Katakombenheilige
Auf der Epistelseite des Hochalters liegt der Katakombenheilige Felician in einem Sarkophag. Dieser sei 1831 nach Herznach gekommen. Der damalige Pfarrer habe diesen in Rom «bestellt», erzählte Hüsser. Tatsächlich sandte man dann die Gebeine des Felician in einer Holzkiste verpackt, versehen mit dem Siegel eines römischen Notars, an das Kloster Einsiedeln. Nonnen im Kloster Au formten und bekleideten Felician, so wie er heute noch in der Herznacher Kirche anzutreffen ist.

Linus Hüsser wusste noch viel zu erzählen über Bilder, Medaillons, Wappen des Chorherrenstiftes Rheinfelden. Er erläuterte zahlreiche Details zum prächtig ausgeschmückten Hochaltar. Er zeigte Kelche aus der Zeit von Maria Theresia, eine Monstranz und ein Wettersegenkreuz aus der neusten Zeit. Kurz gesagt, es war eine äusserst spannende und abwechslungsreiche Stunde, die da Linus Hüsser seiner Zuhörerschar geboten hatte.


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