«Handball macht Spass!»

  12.02.2018 Porträt

Die U7-Trainerin Joëlle Buro bringt Magdener Kinderaugen zum Leuchten

Joëlle Buro leitet die Gruppe U7 des TV Magden ehrenamtlich. Sie ist überzeugt vom grossen Lernpotential des Mannschaftssports für Kinder.

Clara Rohr-Willers

«J’ai le gène du chien», lacht die Magdenerin mit Unterwalliser Wurzeln. Wenn sie einen Ball sehe, können sie nicht anders, als ihn holen. Joëlle Buro, die in ihrer Jugend beim Basketballclub «BC Sierre» (heute «Sierre Basket») spielte, trainiert heute die Handballmannschaft «U7» mit Magdener Kindern zwischen vier und sieben Jahren. Wer an ein Training geht, entdeckt das Potential der 45-Jährigen: ihr Herzblut. «D’Joëlle isch e Nätti» und «S’Handball macht Spass», heisst es unter den Kindern. Ihre Beliebtheit wurzelt sowohl in ihrer Begeisterung für den Mannschaftssport als auch in ihrer Fähigkeit, die Eigenschaften eines Kindes aufzuspüren und es individuell zu fördern.

Wurzeln in der zweisprachigen Stadt Sierre (Siders)
Der Mädchenname weist auf ihre Herkunft hin. Epiney ist ein Familienname aus Ayer im Unterwalliser Val d’Anniviers. Wie viele Anniviarden wurde die Familie ihres Vaters in der zweisprachigen Stadt Sierre (Siders) sesshaft, wo man früher nach dem Alpabzug die Wintermonate verbracht hatte. Im Sierre der 60er Jahre lernte der Elektriker Rémy Epiney Joëlles Mutter kennen, eine Waadtländer Lehrerin. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Joëlle Buro-Epiney im Dorf Muraz sur Sierre, das heute ein Quartier der Stadt Sierre bildet.

«Wir brauchten nicht zu reden – cétait fusionnel!»
Prägend waren für sie die achtwöchigen Sommerferien in Grimentz im Val d’Anniviers bei ihrer Grossmutter, ihren Tanten und Onkel. «Es gab dort oben viele Kinder im Sommer», erinnert sie sich, «et on jouait dehors du matin au soir». Während Joëlle Buro in den Wintermonaten wie die anderen Walliser Kinder den Mittwoch-, Samstag- und Sonntagnachmittag auf den Skiern verbrachte, erkundete sie im Sommer die Flora und Fauna des Val d`Anniviers. Meist unternahm sie die Wanderungen mit ihrem Vater. «Wir brauchten nicht zu reden», erinnert sich die 45-Jährige. «C’était fusionnel!» Seelenverwandte.

Auf 1572 Metern über Meer führte sie jeweils acht Wochen lang ein spartanisches Leben. «Ma grand-mère n`avait pas de téléphone», erinnert sie sich, «und der Chaudron, der Milchkessel, stand im Haus selber». Der Aufwand, der das Melken und Käsen erfordere, sei für sie prägend gewesen. Eine Arbeit, die seit ein paar Jahrzehnten in grossen Käsereien erledigt werde.

«Regarder autour» – sein Umfeld wahrnehmen
Zu Beginn der Oberstufe begann Joëlle Buro, im Basketballclub «BC Sierre» zu spielen. Sie trainierte zwei Mal pro Woche und nahm am Wochenende an Matchs teil. «J’ai beaucoup de souvenirs au Club», schildert sie. Mehr Erinnerungen als an die obligatorische Schulzeit.

Im Mannschaftssport lerne man nicht nur sich selber, seine Talente und Defizite kennen, sondern man müsse auch auf die anderen Spieler eingehen. «Die Herausforderung ist es, das Verhalten der anderen vorwegzunehmen», schildert sie. «Gérer l’espace», den Raum beherrschen, nennt Joëlle Buro eine wichtige Fähigkeit erfolgreicher Spielerinnen und Spieler. Weitere Eigenschaften, die uns in fast allen Lebensbereichen nützen, sind das Akzeptieren und der Umgang mit Unerwartetem.

«Ich vorem Tor, Du de Pass und denn: Goal!»
«Il est difficile d’anticiper», stellt die gelernte Bankkauffrau bei ihrer Arbeit mit Kindern in der U7 fest. Auch im Alter von sieben, acht Jahren geschehe das Antizipieren, das Vorausschauen, noch nicht instinktiv. Sie möchte den Kindern in erster Linie beibringen, sich selber wahrzunehmen, «se regarder». «Ich sage ihnen: Travaillez ensemble! Arbeitet mit und nicht gegen einander!», schildert Joëlle Buro. Auch gehe es darum, «une petite stratégie» zu erarbeiten. Und das kann so klingen: «Ich vorem Tor, Du de Pass und denn: Goal!» Die Magdener Gruppe U7 übt sich in unterschiedlichen Mannschaftssportarten. Von Unihockey, über Basketball bis zum eigentlichen Zielsport, dem Handball. «Der Mannschaftssport lehrt Kinder sehr viel», erklärt Joëlle Buro. Sport gehöre zu einem gesunden Leben und habe einen erzieherischen, sprich sozialen Wert. Es gehe um das Selbstvertrauen, die eigene Identität innerhalb einer Gruppe. «Sport verbindet Menschen und vermittelt Werte, die den sozialen Kitt der Gesellschaft ermöglichen», schildert die Magdener Trainerin. Wichtig sei auch die Freude am Spiel. «Sport soll Spass machen!», so Joëlle Buro.

Der Wert eines Ehrenamts
«Als wir uns nach einem Wohnort in der Region Basel umschauten, fiel unser Fokus schnell auf Magden», erinnert sich Joëlle Buro. Hier wohnt sie mit ihrem Mann, ebenfalls Siderser, und den beiden Kindern seit fünf Jahren. Neben dem reichhaltigen Sportangebot beheimate das Dorf eine Musikschule mit gutem Ruf. «Zudem befindet sich die Oberstufe in Velodistanz», führt Joëlle Buro weiter aus. Die vielseitigen Freizeitangebote Magdens für Jung und Alt beruhen auf der ehrenamtlichen Tätigkeit hiesiger Bewohnerinnen und Bewohner. «Um die Attraktivität des Dorfes aufrechtzuerhalten, braucht es Ehrenämter», so Joëlle Buro. Sie selber schätze die Anerkennung und Freude der Kinder und Eltern durch ihre Tätigkeit in der U7. «Ich möchte einen konstruktiven Beitrag zu einer gut funktionierenden Gesellschaft leisten», schildert sie.


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