«Der Kreis schliesst sich heute wieder»

  02.01.2018 Wil, Gewerbe, Oberes Fricktal

Auch die Milchsammelstelle Wil wurde geschlossen

Der Strukturwandel hinterliess auch beim Milchhüsli in Wil seine Spuren. Auf Ende 2017 wurde es geschlossen. Zur Schliessung beziehungsweise zum 85-Jahre-Jubiläum kamen zirka 25 Milchproduzenten und Genossenschafter.

Bernadette Zaniolo

«Anstatt auf die Schliessung der Sammelstelle anzustossen, könnten wir auch das 85-jährige Bestehen vom Milchhüsli feiern», sagte Stefan Kuhn, Präsident der Milch- und Landwirtschaftlichen Konsumgenossenschaft (MLKG) Wil am Samstag. Just zum Ende seiner Laudatio fuhr auch der Milchtransporter vor, welche die letzte Fuhre beim Milchhüsli in Wil abholte. «Nun schliesst sich der Kreis wieder», so Kuhn zu den rund 25 Anwesenden; Milchproduzenten und Genossenschaftern.

«Wir geben die Liegenschaft wieder dahin, wo sie herkam.» Das heisst an Frank Leber. Im Jahr 1932 kaufte die Milchgenossenschaft Wil von Heiri Leber, dem Urgrossvater von Frank, ein Stück Land ab und erbaute dort das Milchhüsli. Von nun an mussten die Wiler Milchlieferanten ihre Milch nicht mehr an den Bahnhof bringen. «Man stelle sich vor, was dies für eine grosse Erleichterung gewesen sein musste», führte der MLKG-Präsident den Anwesenden vor Augen.

Verbesserung der Milchqualität
Im Jahr 1967, also 35 Jahre später, musste das Milchhüsli einer grösseren Sanierung unterzogen werden. Gleichzeitig schaffte die Milchgenossenschaft eine Rahmenzentrifuge an und eine neue Milchkühlung mit Plattenkühler. Ab dann wurde die Abendmilch entrahmt und die Milchproduzenten nahmen die Magermilch für die Kälberund Schweinefütterung zurück. Die Morgenmilch konnte dank dem Plattenkühler schneller heruntergekühlt werden, was sich gemäss Kuhn «positiv auf die Milchqualität auswirkte».

Im Jahr 1996 musste die Milchsammelstelle ein weiteres Mal saniert werden. Die bisherigen Einrichtungen waren veraltet und sanierungsbedürftig. Zirka 180 000 Franken investierte die Milch- und Landwirtschaftliche Konsumgenossenschaft und baute das Milchhüsli komplett um. Es wurde eine neue Betriebseinrichtung angeschafft. Durch die automatische Milchannahme war es nicht mehr nötig, dass während der ganzen Annahmezeit jemand in der «Milchi» stand, wodurch die Präsenzzeit gesenkt und Kosten eingespart werden konnten.

Wie Stefan Kuhn, der den Ranspelhof in Wil bewirtschaftet, erläuterte, sei das moderne System für 17 Produzenten angeschafft worden, die zusammen ein Milchkontingent von 863 000 Kilogramm hatten.

«Schlicht weg zu teuer»
«Leider hinterliess der Strukturwandel in den letzten 20 Jahren auch an unserem Milchhüsli seine Spuren», so Kuhn etwas wehmütig. Die Anzahl Produzenten sank stetig, «bei fast gleich bleibender oder sogar steigender Milchmenge. Heute sind wir an einem Punkt angelangt an dem wir sagen müssen: es reicht. Du hast ausgedient.» Denn für die verbleibenden, zirka fünf Milchlieferanten, wäre die anstehende Sanierung «schlicht weg zu teuer gewesen», so der MLKG-Präsident. Kuhn dankte allen, die sich in irgendeiner Weise für die «Milchi» eingesetzt haben. Nach der symbolischen Schlüsselübergabe an Frank Leber wurde beim Apéro in dessen Betriebsgebäude nebenan über alte Zeiten, den Jahreswechsel und Weiteres diskutiert. Eine kleine Ausstellung mit Fotos und Zeitungsartikeln sowie das Käsebuffet luden zum Verweilen ein. Der Milchtank, mit einem Fassungsvermögen von 6500 Liter, wurde an Marcel Erne verkauft. Mit der Schliessung der Milchannahmestelle hören auch zwei Milchproduzenten auf, womit die MLKG Wil noch vier Milchproduzenten hat. Die Milch wird künftig direkt vom Hof abgeholt.


Mit der Schliessung der Milchsammelstellen in Wil und Herznach (siehe auch Bericht auf Seite 9) geht die Ära der Milchhüsli im Oberen Fricktal zu Ende.


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