Ein recyceltes Auto als Vogel-Voliere

  15.05.2016 Ausflüge, Natur, Brennpunkt, Zeihen, Oberes Fricktal

Von Melanie Kägi

Den Vögeln geht es «vögeli-wohl». Seit zwei Wochen hat der Vogelpark Ambigua (nahe des Bahndammes an der Hornusserstrasse) in Zeihen wieder geöffnet. Rund 300 Vögel aus 58 verschiedenen Arten sind derzeit im Park beheimatet. «Seit der Eröffnung im letzten Jahr kamen etwa 100 Vögel aus 20 Arten hinzu, unter anderem der Wasenpapagei, die Hoodedsittiche, Blaustirnamazonen oder der  Rotohrara», sagt Besitzer Rolf Lanz. «Diese Woche kam noch ein Pärchen Goldschultersittiche hinzu, eine Seltenheit», freut sich der 66-Jährige.

Nebst einer neuen Voliere für die Graupapageien hat Lanz über den Winter an einem speziellen Projekt gearbeitet, ein Auto als Voliere. Er will damit die Menschen auf das Thema Recycling aufmerksam machen. «Das Auto ist Blech und Abfall, im Auto hat es Blumen, was die Natur wiederspiegelt und es befindet sich noch eine kleine Voliere darin, mit zwei Papageien», so Lanz. Um das Auto herum stehen sechs Mülltonnen, dort sollen die Menschen sehen, wie man den Müll trennen und recyceln kann. Lanz macht darauf aufmerksam, dass die Menschen den Tieren den Lebensraum wegnehmen. «Wir sind es Tier und Natur schuldig.» In vielen Gebieten fehlt es an Nahrung für die Tiere. «Es ist Tatsache, dass wir vor 50 bis 60 Jahren 7,5 Milliarden Hektaren Dschungel und Wald hatten, jetzt sind es nur noch die Hälfte. Vom Mandelbaum, eine der wichtigsten Nahrungsquellen der Vögel, gibt es keine zehn Prozent vom früheren Bestand.»

«Ich züchte nur, wo auch Bedarf ist»

Lanz bezeichnet sich selbst als Tier- und Naturschützer. «Der Vogelpark ist nicht Selbstzweck. Ich versuche mit der Zucht, bedrohte Vögel vom Aussterben zu bewahren und züchte nur, wo auch Bedarf ist», sagt Lanz. «Ich will helfen, diese Vogelarten mindestens zu erhalten.» Im Vogelpark Ambigua sind nicht nur exotische Vögel, auch «Schweizer Vögel» haben ihre Volieren. Die Appenzeller Spitzhaubenhühner gehören laut Pro Specie Rara zu den gefährdeten Tierrassen in der Schweiz.

Der Ara Ambigua ist Namensgeber des Parks – aus einem besonderen Grund: Er verkörpert für Lanz das ganze Verständnis der Parkhaltung: In Deutsch bedeutet der Name «Grosser grüner Soldat». Der Ara ist grün – der Natur angepasst. «Er ist neutral, kräftig und willensstark, wurde aber oft vernachlässigt, weil er grün ist und nicht wie andere Farben herausstach.» In seinem Ursprungsgebiet in Costa Rica gibt es nur noch 30 bis 35 frei lebende Pärchen.

Lanz kennt alle seinen Vögel, und zu vielen eine Geschichte. «Unser Kongo, ein Graupapagei und Obermacho pfeift den Frauen nach, aber kommt ein Mann vorbei, krächzt er immer ‹Gang use›.» Und er will auch gleich ein Vorurteil abschaffen. Die Vögel sind alle individuell und das Gerücht, dass Papageien sprechen lernen können, stimmt auch nicht. «Man kann einem Papagei jeden Tag ein Wort beibringen und er wird es wohl nie annehmen. Aber plötzlich schnappt er ein Wort auf und schwatzt es ab dann immer.»

Einzigartig in der Schweiz

«Es ist ein teures Hobby», scherzt der Vogelliebhaber. Denn finanziert wird der Park grösstenteils durch Lanz selbst, zahlreiche Vögel haben zudem eine Patenschaft. Und auch die Einnahmen der Besucher fliessen komplett in die Vogelhalt. «Der ‹Sonntagsgrill im Vogelpark› ist ein Riesenerfolg», sagt Lanz. Am Eröffnungssonntag besuchten 90 Personen den Park.

Sein Vogelpark ist einzigartig in der Schweiz. Einige wenige Parks haben vereinzelt Papageien und Sittiche, keine aber in dem Ausmass wie Lanz. «Wir haben daher wohl so viele Besucher aus der ganzen Schweiz.» Auch das Gebiet in Zeihen passt perfekt. Auf der Suche nach einem geeigneten Vogelparkgelände wurde er damals im Fricktal fündig, in der Wohn- und Gewerbezone eingangs Zeihen, wo er ab 2011 auf 3000 Quadratmetern den Park aufzubauen begann. «Der Standort ist ideal, es ist nahe dem Dorf, aber der Lärm der Vögel stört die Anwohner nicht.»

Der  Vogelpark Ambigua hat bis Ende Oktober jeweils mittwochs und samstags von 13 bis 17 Uhr, und sonntags von 11 bis 18 geöffnet.

 


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