Wenn Fussball nach Golfregeln gespielt wird
26.05.2023 RheinfeldenZwei Rheinfelder fahren an die Footgolf-WM in die USA
Die Rheinfelder Sandro Bertoli (51) und Malte Commandeur (45) werden zwei Wochen lang in Florida weilen. Ihr Standort ist das Disney Resort, doch Zweck und Ziel sind nicht Urlaub, sondern das Ausüben einer faszinierenden ...
Zwei Rheinfelder fahren an die Footgolf-WM in die USA
Die Rheinfelder Sandro Bertoli (51) und Malte Commandeur (45) werden zwei Wochen lang in Florida weilen. Ihr Standort ist das Disney Resort, doch Zweck und Ziel sind nicht Urlaub, sondern das Ausüben einer faszinierenden Sportart.
Jordi Küng
Footgolf? Die allerwenigsten Zeitgenossen werden auf Anhieb wissen, um welche Sportart es hier geht. Natürlich verrät der Name, dass diese noch relativ junge Sportart etwas mit Fussball und Golf zu tun hat. Um es formell und kurz zu erklären: Footgolf ist eine Sportart, bei welcher die Spieler einen Fussball mit möglichst wenigen Schlägen /Schüssen in einen im Boden eingelassenen Cup schiessen. Der Name ist eine Kombination aus Fussball und Golf. Das Spiel kombiniert die beiden Sportarten und wird auf Golfanlagen gespielt. Die Länge der Bahnen ist zwischen 50 und 500 Meter lang. Die Regeln entsprechen jenen des Golfes.
Bekannte Fussballer
In der Schweiz ist Footgolf vor allem in der Romandie (Genf, Lausanne) bekannt, die Deutschschweiz ist fast «jungfräulich», denn es hat dort fast keine Footgolf-Anlagen. Fussball-Insider werden sich vielleicht an Julián Esteban (36), das wohl grösste Talent der Schweiz, erinnern. Mit 21 Jahren und nach 36 Toren in 43 Super-League-Partien wechselte er für sieben Millionen Franken von Servette Genf zu Rennes. Doch in Frankreich fand er nie den Tritt und nach seiner Rückkehr zu Servette gab er mit bereits 27 Jahren seinen Rücktritt vom Rasenfussball. Heute ist er eines der nationalen Aushängeschilder im Footgolf. Aus jüngerer Zeit sind Reto Ziegler (Sion), Matías Vitkieviez (Servette) oder Jocelyn Roux (Lausanne) aktive (Teilzeit-) Footgolfer.
In der Region Basel ist Oliver Grava (53) ein Pionier des Footgolfes. Der Elsässer, der für Frankreich an die WM nach Orlando reist (und spielt), war in seiner Aktivzeit eine Grösse beim BSC Old Boys, FC Concordia und FC Black Stars.
Ein Rheinfelder Duo
Vor fünf Jahren haben Sandro Bertoli und Malte Commandeur den Footgolf Basel gegründet. Beide haben selbstverständlich eine aktive Affinität zum Fussball, auch wenn sich ihre fussballerische Karriere auf regionalen Plätzen in unteren Ligen abspielte. Malte Commandeur ist heute noch bei den Senioren des FC Rheinfelden aktiv. Aber im Footgolf sind sie Grössen – so ist Bertoli schon zweimal Schweizer Meister bei den Senioren geworden. Wo liegt aber die Faszination dieser Sportart? Malte Commandeur, ein gebürtiger Deutsche, erklärt es simpel: «Das Einfache des Fussballs und das Komplexe, ja Strategische vom Golf, ergeben Footgolf.»
40 Nationen mit 1000 Teilnehmern
Die Schweizer Delegation umfasst rund 20 Teilnehmende. Diese werden in den Kategorien Herren, Damen und Senioren (ist man ab 45 Jahren) im Einzel oder Doppel spielen. Dazu gibt es auch eine Mannschaftswertung.
In Orlando werden 40 Länder mit insgesamt gut 1000 Teilnehmenden mit von der Partie sein. «Da bei uns einige Leistungsträger fehlen, müssen wir im Team-Wettbewerb die Qualifikation bestreiten, um uns für die besten 24 Nationen zu qualifizieren», so Commandeur. Noch eine Erklärung zur Nationalmannschaft: Für die «Nati» hat man sich während der Swiss Tour (12 Footgolf-Turniere in der Schweiz) qualifizieren müssen. Jahr für Jahr gibt es diese Swiss Tour, bei der zwischen 50 und 300 Footgolfer aus der Schweiz und aller Welt teilnehmen. Die Saison 2023 hat bereits begonnen und in Lausanne und Rastenmoos haben bereits die ersten Anlässe stattgefunden.
Malte Commandeur selber hofft, dass er den Cut nach der 3. Runde schafft. Kein leichtes Unterfangen bei der Dichte, denn in der «Category Men» sind über 500 Aktive am Start.
Letzter Schliff in Deutschland
Über das letzte Wochenende war Malte Commandeur in Deutschland in einer Art «Trainingscamp». Gegenüber der NFZ erklärt er: Die Vorbereitung in Deutschland, genauer in Mudau, fand dort statt, weil man beim lokalen Golfklub auf einem 18-Loch-Footgolf-Platz gemeinsam mit Golfern auf dem Golfplatz spielen kann. So konnten wir im Golfclub Mudau während vier Tagen als kleine Gruppe insgesamt 108 Löcher spielen und uns nochmals auf die WM in Orlando vorbereiten».
Footgolf mag beim ersten Mal vielleicht belächelt werden oder gar exotisch erscheinen. «Wer es jedoch einmal gespielt hat, merkt, welche Faszination Footgolf hat. Mein Anfang begann vor rund fünf Jahren in Österreich, als ich erstmals an einem Footgolf-Anlass teilnahm. Danach war es um mich geschehen», so Commandeur schmunzelnd.
Dazu kennt Footgolf keine Altersgrenzen. «Man kann diese Sportart als Jugendlicher, aber auch als Senior spielen. Und die Anzahl der Aktiven wächst doch stetig», so Bertoli und Commandeur. Damit Footgolf populärer wird, bräuchte es einfach die entsprechende Infrastruktur.