Unterhaltsam, persönlich und kurzweilig
18.04.2023 LaufenburgErster Talk am Tresen in der Kultschüür
Gelungene und gut besuchte Premiere: beim Talk am Tresen mit Aileen trafen sich zwei Politikerinnen, um in entspannter Atmosphäre über «Frauen in der Politik und Frauenförderung» zu sprechen, aber ...
Erster Talk am Tresen in der Kultschüür
Gelungene und gut besuchte Premiere: beim Talk am Tresen mit Aileen trafen sich zwei Politikerinnen, um in entspannter Atmosphäre über «Frauen in der Politik und Frauenförderung» zu sprechen, aber auch um über Privates zu plaudern.
Karin Pfister
Immer am Sonntagmorgen steht Colette Basler, SP-Grossrätin aus Zeihen jeweils um 6 Uhr auf und geht mit ihrem Mann in den Stall. «Damit ich die Hofarbeit nicht verlerne.» Unter der Woche ist sie selten als Bäuerin im Einsatz, da sie auswärts als Marketingmanagerin arbeitet oder als Politikerin unterwegs ist. Ihr Mann melkt, sie füttert die Tiere. «Um halb acht setze ich mich jeweils im Stall auf eine Strohballe und schreibe meinen Blog fürs Facebook.»
«Ich schlafe am Sonntag immer etwas länger», sagte Marianne Binder-Keller, Die Mitte-Nationalrätin aus Baden. Danach trinke sie einen Kaffee und schaue ins Internet. «Da sehe ich dann jeden Sonntagmorgen, dass Colette schon so früh wieder etwas geschrieben hat». Das Schreiben verbindet die beiden Frauen. Auch Marianne Binder-Keller führt einen eigenen Blog und war vor ihrer Zeit in der Politik unter anderem als Kabarettistin tätig.
Die Grossrätin und die Nationalrätin waren die ersten Gäste von Moderatorin und Multimedia-Journalistin Aileen Lakatos aus Möhlin, welche das neue Format moderiert. Die Mischung aus privaten Anekdoten und politischen Diskussionen war kurzweilig und kam beim Publikum gut an.
Die beiden Frauen sprachen über ihre ersten politischen Erfahrungen. Colette Basler: «Als Christoph Blocher in den Bundesrat gewählt wurde, trat unsere ganze Familie geschlossen der SP bei». Marianne Binder-Keller: «Die Lust an der Debatte lernte ich in der Kantonsschule. Mein Geschichtslehrer war links, mein Vater, ebenfalls ein Historiker, eher konservativ. Ich vertrat jeweils den gegenteiligen Standpunkt, je nach dem mit wem ich gerade diskutierte.»
Hauptthema des Abends waren «Frauen in der Politik». Colette Basler: «Als Politikerin lerne ich immer wieder viele spannende und interessante Menschen kennen.» Auf das parteipolitische Geplänkel würde sie lieber verzichten. «Ich betreibe lieber Sachpolitik.» Die Lust am Debattieren habe sie vor allem von den Männern gelernt, erzählte Marianne Binder-Keller. «Männer «fighten» gerne und danach gehen sie zusammen ein Bier trinken.» Beide Frauen waren sich einig, dass es noch mehr Frauen in der Politik braucht. Es sei immer noch schwieriger, Frauen in Ämter zu bekommen, obwohl es viele fähige Frauen gebe, so Marianne Binder-Keller. Colette Basler erzählte von einem Betriebsleiterinnen-Netzwerk im bäuerlichen Umfeld. «Ich war beeindruckt vom Engagement dieser Frauen. Solche Frauen brauchen wir in der Politik.» Aber man müsse sie «holen», einfach so kämen die wenigsten auf die Idee, sich für ein Amt aufstellen zu lassen. Einig waren sich die beiden Politikerinnen auch, dass Frauenförderung in der Politik ein Miteinander mit den Männern sein muss, auch wenn der Blogeintrag von Marianne Binder-Keller über einen künftigen Frauenplaneten für viel Gelächter beim Publikum sorgte.
Sehr unterhaltsam für die Zuhörerinnen und Zuhörer waren die persönlichen Geschichten, welche die beiden Politikerinnen ausplauderten. Marianne Binder-Keller: «Als ich damals neu Kommunikationschefin war, dachte ich, dass ich den Journalisten nun ab und zu auch etwas Lustiges erzählen kann, wie ich es als Kabarettistin gewohnt war. Ich habe schnell gemerkt, dass es in der Politik nur wenig Platz gibt für Ironie und Humor.» Colette Basler erzählte von ihrem Besuch bei «Ich oder Du» beim SRF, den sie zusammen mit ihrer Schwester Patti Basler absolvierte. «Ich habe mich überreden lassen und es niemandem erzählt, dass ich dort mitmache. Ich wurde dann aber von vielen Menschen darauf angesprochen und alle haben gesagt, dass sie die Sendung sonst nie schauen und nur zufällig reingezappt haben.»
Die frische Art der beiden Protagonistinnen, welche ohne Scheu aus ihrem Leben erzählten und Einblicke hinter die Kulissen des Politikbetriebs boten, machten den ersten Talk am Tresen mit Aileen zu einem Erfolg. Das neue Format – entwickelt von Martin Willi – kam gut an. Der nächste Talk findet am 28.September statt; das Thema ist noch offen.