Milchhüsli zum Verkauf
26.05.2023 FrickEinst drehte sich hier alles um Milch
Das Fricker Milchhüsli steht zum Verkauf
An der Schulstrasse in Frick steht ein nicht alltägliches Objekt zum Verkauf. Es ist das ehemalige Milchhüsli. Erbaut anno ...
Einst drehte sich hier alles um Milch
Das Fricker Milchhüsli steht zum Verkauf
An der Schulstrasse in Frick steht ein nicht alltägliches Objekt zum Verkauf. Es ist das ehemalige Milchhüsli. Erbaut anno 1914, erinnert das Häuschen noch heute an die wechselvolle Agrar-Geschichte von Frick.
Simone Rufli
Als ab 1875 die dampfbetriebene Eisenbahn durchs Fricktal fuhr, waren rund 67 Prozent der Bevölkerung in landwirtschaftlichen Kleinbetrieben tätig. Grosse Getreidef lächen und Reben dominierten die Region. Ein einzelner Bauer hatte drei oder vier Stück Vieh und genug Milch für den Eigenbedarf. Den Verkauf überschüssiger Milch organisierte jeder Bauer für sich. Weil die Bahn immer mehr billiges Getreide aus dem Ausland in die Region brachte, wurden die Bauern mehr und mehr in die Vieh- und Milchwirtschaft gedrängt. Die Milchproduktion stieg über den Eigenbedarf an. In den Dörfern entstanden Milchverwertungs-Genossenschaften. So auch in Frick.
Bauplatz für 30 Franken
Die Milchgenossenschaft Frick wurde am 13. September 1913 gegründet und hatte bald 54 Mitglieder. Anfang 1914 kaufte die Genossenschaft für 30 Franken den Bauplatz für das neue Milchlokal – eben das Milchhüsli, das zum Verkauf steht – an der Schulstrasse (damals Herrengasse). Die Landwirte brachten die frisch gemolkene Milch zweimal täglich – zuerst mit Ross und Wagen, später mit motorisierten Fahrzeugen. Die Aufgabe der Milchvermarktung ging an die Genossenschaft über.
In den Kriegsjahren (1914-18) wurde die Milch knapp und viele Bauern verkauften die Milch wieder direkt ab Hof. So richtig gut entwickelte sich die Milchgenossenschaft erst nach dem Ersten Weltkrieg. 1926/27 wurde an der Mühlegasse ein Lager für landwirtschaftliche Geräte gebaut, die an die Bauern ausgeliehen wurden. In den Jahren darauf entwickelte sich die Milchgenossenschaft zur «Milch- und Landwirtschaftlichen Genossenschaft» mit Mitgliedschaft im Verband Ostschweizerischer Landwirtschaftl icher Genossenschaften (Volg). Die Mitgliederzahl war auf gegen 80 gestiegen. Der Platz im Milchhüsli an der Schulstrasse wurde knapp. Es musste eine Alternative her.
1947 wurde beim Restaurant Rössli an der Hauptstrasse ein provisorisches Milchlokal mit Verkaufsladen eröffnet, zwölf Jahre später erfolgte der Neubau der Milchzentrale am Standort des heutigen Café Kunz. Ende der 1950er Jahre kamen immer mehr landwirtschaftliche Güter und Geräte hinzu. Im Juli 1961 schliesslich wurde die erste Milch im neuen Lokal angenommen, im August wurde der neue Laden eröffnet. Fünfzehn Jahre später, im Oktober 1976, öffnete schliesslich das neue «Volg-Center» die Türen. Der Volg schloss sich bald mit anderen Regionalverbänden zur fenaco zusammen.
Auflösung nach fast 100 Jahren
Frick allerdings entwickelte sich immer mehr weg von der ausschliesslichen Agrarwirtschaft. Die Zahl der Milchlieferanten ging zurück, bis die verbliebenen fünf Milchbauern durch den Sammeltankwagen von Basel aus direkt bedient wurden. Nach dem Milchhüsli von einst, verlor auch die Milchzentrale ihre Bedeutung. Mitte 2010 wurden die Genossenschaftsgebäulichkeiten an die Familie Kunz verkauft und die Milchgenossenschaft nach fast 100 Jahren aufgelöst. Auch das kleine Milchhüsli wurde an private Besitzer verkauft.
Heute ist das erste Fricker Milchhüsli ein Wohnhaus und steht nun erneut zum Verkauf. Die Grundstücksfläche wird mit 105 Quadratmetern angegeben, die Wohnfläche mit 30 Quadratmetern
Quelle: FRICK – Gestern und Heute», Band Nr. 11/2010; Autor: Werner Keller.