Einiges los im Vogelpark

  13.03.2024 Zeihen

Einiges los im Vogelpark

Pläne für einen Schulungs-, Seminar- und Restaurationsraum

Stillstand gibt es im Zeiher Vogelpark Ambigua nie. Die Pflege der exotischen Vögel sowie der Unterhalt des Parkes fordern dem Team viel ab. Für nächstes Jahr hat Geschäftsleiter Rolf Lanz bereits weitere grosse Pläne.

Susanne Hörth

«So viele Anfragen für exotische Vögel wie in letzter Zeit hatten wir noch nie», meint Rolf Lanz, Geschäftsleiter des Zeiher Vogelparks Ambigua, kopfschüttelnd. «Wir sind voll, über 430 Vögel in 75 verschiedenen Arten leben aktuell bei uns. Nur noch in absoluten Ausnahmefällen können wir Hand bieten.» Betriebsleiterin Noemi Appert nickt zustimmend, gleichzeitig auch bedauernd. Sie und Rolf Lanz wissen, dass mit einer Absage den exotischen Vögeln eine ungewisse Zukunft droht. Das erschwert die schwierige Ja- oder Nein-Entscheidung zusätzlich. Gleichzeitig sind sich die beiden bewusst, dass der Fokus immer auch auf den bereits im Park lebenden Tieren sein muss. Deren artgerechte Haltung und Pflege (dazu gehören oft auch medizinische Versorgungen) verlangt in personeller wie auch in finanzieller Hinsicht von dem kleinen Parkteam mit Betriebsleiterin Noemi Appert, Geschäftsleiter Rolf Lanz und Tierpflegerin Sandra Schmidt sehr viel ab. Unentbehrlich, betont Lanz, ist die grosse Unterstützung durch die freiwilligen Helfer. Die gemeinnützige Gesellschaft Vogelpark Ambigua in Zeihen ist eine der wenigen, von Bund und Kantonen anerkannte Auffangstationen für exotische Vögel. Entsprechend oft werden deshalb beschlagnahmte Sittiche, Papageien, Kakadus und andere gefiederte Exoten von amtlichen Stellen her zugewiesen. Rolf Lanz erwähnt an dieser Stelle ebenfalls die Anfragen von privater Seite her. Weil das Tier doch mehr Aufwand fordert als ursprünglich gedacht; weil es in Einzelhaltung vereinsamt; weil jemand einfach plötzlich genug davon hat; weil es im Alltag einschränkt: Die Gründe sind vielfältig. Das Resultat immer das Gleiche: es braucht einen neuen Platz für die Exoten. «Am meisten verurteilen wir aber die sogenannten ‹Züchter›. Obwohl sie wissen, dass der Markt mit Sittichen, Kanarienvögeln und einzelnen Papageien-Arten übersättigt ist und viele der von ihnen verkauften Tiere irgendwann in Auffangstationen wie der unsrigen landen, wird munter weiter produziert.» Noemi Appert doppelt nach: «Es fehlt bei diesen Züchtern wie auch den Leuten, die, ohne lange darüber nachzudenken und aus einer Lust heraus, exotische Vögel kaufen, am nötigen Bewusstsein und Verantwortungsgefühl.»

Eine nachdenkliche Stille tritt ein. Als ein langjähriger, freiwilliger Helfer ins Büro tritt, dringen mit ihm durch die geöffnete Türe die Geräusche des Parks nach innen. Das Rufen, Pfeifen, Krächzen und Kreischen der exotischen Vögel erfüllt den Raum. Rolf Lanz lauscht einen Moment, richtet sich auf und grinst: «Es geht uns trotz allem wirklich gut.»

Nächstes Ziel anvisiert
Stehen neue Pläne auf dem Radar? Eine Frage, die nicht von ungefähr kommt. Wer Rolf Lanz kennt, kennt auch den grossen Tatendrang des heute 73-jährigen Vogelpark-Gründers. Vor neun Jahren hat der umtriebige Fricktaler und regelmässige Regenwald-Erkunder den Vogelpark Ambigua gegründet, um hier unter anderem in der Artenschutz-Zucht tätig sein zu können. Seit Bestehen des Parks hat er immer wieder neue Visionen in die Realität umsetzen können. Im Laufe der Jahre wurde der Vogelpark nebst einem wichtigen Lebensort für die exotischen Vögel ein immer beliebteres Ausflugsziel für die Bevölkerung von nah und fern. Mittlerweile über das Wirte-Patent verfügend, freut sich Rolf Lanz zudem auch stets, seine Gäste kulinarisch verwöhnen zu können. Gerade eben ist auch die neue Küche rechtzeitig für die kommende Saison (sie beginnt am Karfreitag, 29. März) fertig geworden. Zu den dringenden Unterhaltsarbeiten in diesem Jahr gehören weiter auch die Erneuerung des Kiosks als Teil der Küche sowie die neuen Böden im Familien-WC.

Sparen angesagt
Einer sich aufdrängenden Frage zuvorkommend meint Rolf Lanz mit einem breiten Lachen im Gesicht: «Nein, dieses Jahr planen wir nichts Grosses. Wir bauen nichts Neues. Ich muss sparen.» Um neben Eintritten, regelmässigen Veranstaltungen für Gruppen, Spenden und anderen finanziellen Zuwendungen Mittel für den Park zu haben, haben Rolf Lanz und Noemi Appert für dieses Jahr die Help Card 45 lanciert. Die persönlich adressierte Postkarte wird in nächster Zeit in viele Haushaltungen gelangen. Die Zahl 45 ist dem Beitrag geschuldet, mit welchem die Park-Leitung die angeschriebenen Personen um Unterstützung anfragt.

Eine Zusage für einen grösseren finanziellen Zustupf an das nächste Vorhaben hat Rolf Lanz bereits bekommen. Aha, doch etwas grosses Neues? Der Geschäftsleiter nickt. «Aber erst nächstes Jahr.» Der Vogelpark Ambigua ist auch in der Fachwelt sehr gefragt für Vorträge, Weiterbildungen und dergleichen. Bisher fehlte eine umfassend geeignete Lokalität dafür. Das soll sich nun ändern. Die Pläne sind bereits gemacht, der Zeithorizont steht. Und wenn auch die grösste Hürde mit den Finanzen – 428 000 Franken sind veranschlagt – genommen ist, wird um die Weihnachtszeit 2025 im Zeiher Vogelpark ein Schulungs-, Seminar und Restaurationsraum für hoffentlich viele Interessierte bereit-

stehen. Für das neue Gebäude mit Dachterrasse weichen die alten Schuppen und Container im Eingangsbereichs des Parks. «Den multifunktionalen Raum können dann beispielsweise auch Firmen für interne Seminare mieten», verdeutlicht Lanz, dass hier auch während der Wintermonate, wenn der Park für die Öffentlichkeit geschlossen ist, zusätzliche Einnahmen geschaffen werden können. «Wir bekommen ausnahmslos gute Reaktionen auf dieses Neubauprojekt», freut sich Rolf Lanz. Sein Ziel ist es, bis August 2025 von den nötigen 428 000 Franken eine definitive Zusage von mindestens 300 000 Franken zu haben. «Dann legen wir los.»


Vogelpark Ambigua

Am 1. Mai 2015 hat der Vogelpark Ambigua unter Gründer Rolf Lanz seine Tore erstmals geöffnet. Schon zuvor hatte sich der Fricktaler mit Gleichgesinnten für die Artenschutz-Zucht für sehr stark bedrohte Papageien und Sitticharten eingesetzt. Seit 2022 ist der nicht gewinnorientierte Park als gemeinnützige Gesellschaft (GmbH) im Handelsregister des Kantons Aargau eingetragen. Als anerkannte Auffangstation arbeitet der Vogelpark Ambigua zudem eng mit den kantonalen Behörden, den Veterinärämtern, dem Tierschutz und der Polizei zusammen.

Zu den über 430 exotischen Vögeln gehören seit kurzem auch eine Gruppe sehr stark gefährdeter Feuerflügelsittiche sowie eine Gruppe Grünschenkel-Rotkappenpapageien. Rolf Lanz ist stolz, aktiv etwas zum Artenschutz beitragen zu können. (sh)

Vogelpark-ambigua.ch


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote